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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 27
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0027
gestellt wurden, lässt sich möglicherweise den Quellen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts entnehmen
: In einem Schriftstück aus dem Freiburger Stadtarchiv, das als Zusammenschau einer
ganzen Reihe originär von den Antonitern verfasster Schriftstücke gelten muss und um 1500
verfasst wurde, wird unter Punkt 4 ausgeführt, dass der Durchlüchtig Fürst und Herr Marck-
graff Von Niderbadenn uns zwingen und tringen will, die kilchen zu Numburg zu buwen.105
Diese Mahnung lässt sich aufgrund der inneren Struktur des Schriftstücks in die Jahre zwischen
1484 und 1498 datieren.106 Dennoch wurde zu dieser Zeit kein Neubau verwirklicht wie das
bereits angesprochene, 2001 gefundene Grab des 1517 verstorbenen Antoniters „Philip" beweist
. Außerdem ist aus der Formulierung zu buwen nicht automatisch auf einen Kirchenneubau
zu schließen: Auch die oben erwähnte Grundsanierung der Antoniterkapelle in Freiburg im
Jahr 1720 wurde in den Rechnungsbüchern mit neu buwen umschrieben, obwohl das Gebäude
selbst nicht abgerissen und neu errichtet wurde.

Das bislang von der Forschung als spätestes Fertigstellungsjahr von Kirche III favorisierte
Jahr 1545 eignet sich als Terminus ante quem nicht. Wie eingangs dargelegt sind dazu sowohl
Fundumstände als auch Fundort der bei den ersten Sanierungsarbeiten Anfang der 1950er-Jahre
entdeckten Steinplatte des Laienpriesters nicht ausreichend dokumentiert: So ist weder ihre ursprüngliche
Lage bekannt noch ob es sich um eine Grab- oder lediglich Gedenkplatte gehandelt
hat (die ja auch nachträglich angefertigt worden sein kann). Anhand des bisher nicht ausgewerteten
Quellenmaterials ist dieser Frage nachzugehen. Der auf der Platte zu ergänzende
Vorname des Laienpriesters lautete vermutlich „Hainrich".107 Heinrich von Nimburg verstarb
laut Umschrift am 17. Januar 1545, dem Patroziniumsfest des heiligen Antonius - schon das
wäre an sich ein großer Zufall gewesen. Heinrich verschied mit größter Sicherheit jedoch nicht
in Nimburg, sondern in der Freiburger Antoniterniederlassung. Aus einem Eintrag in den Mis-
siven der Stadt Freiburg geht hervor, dass man sich noch 1554 mit dem Schaffner von Nimburg
um die nachgelassene Barschaft des Heinrich stritt.108 Damit handelt es sich bei der Steinplatte,
die heute zusammen mit der Grabplatte des „Philip" im hinteren Teil der Kirche an den Seitenwänden
angebracht ist, mit großer Wahrscheinlichkeit lediglich um eine Gedenkplatte.

Damit sind die von den Archäologen festgestellten Befunde zumindest insoweit diskutiert,
als dass sich neue Erkenntnisse jetzt nur noch aus der historischen Überlieferung gewinnen las-

105 StadtAF, C1 Stiftungen 49 Nr. 18, Punkt 4: Item der vierd actual ist, das der Durchlüchtig Fürst und Herr Marck-
graff Von Niderbadenn uns zwingen und tringen wil, die kilchen zu Nümburg zu buwen, nach dem als dann der
preceptor Anthonig Lyasse seiger dechnuss sich gegen seine fürstlichen Gnaden verbriefet und Verschriben hatt,
by verlierung des nüwen closter zu Nümburg und allen seinen zue gehörtt, und dar zu das alles verlassen und
zue Pen (=Strafe) geben als v/7 als III Hundert) Guldin und ist zu besorgen. Das der Orden sant anthonien wider
umb das Gootz kumb und allen Costen und Schaden verlorn werd. Dieser Punkt steht zwischen dem auf das
Jahr 1484 zu datierenden Streit zwischen Rupertus Lyasse und dem Abt von St. Antoine um das Spolienrecht
für den verstorbenen Antonius Lyasse und der Nachricht über den Brand der Kirche und des Antoniterhauses
von Uznach. der sich auf den Spätsommer 1498 datieren lässt.

106 Es sei hier nur der Hinweis erlaubt, dass es sich bei diesem Schriftstück nicht um einen „um 1520" verfassten
Brief handelt (Steffens [wie Anm. 94], S. 15f.) und auch nicht um eine „Klageschrift" an das Mutterhaus der
Antoniter in St. Antoine (Grob, [wie Anm. 28], S. 126). Vielmehr ist es eine Zusammenfassung von zehn ursprünglich
eigenständigen Schriftstücken. Es ist, abgesehen von Urkunden, das einzige Schriftstück, das die Antoniter
selbst in Freiburg hinterlassen haben. Dem Inhalt nach waren die Originale der Schriftstücke zwischen
1483 und etwa 1500 entstanden.

107 Weiss (wie Anm. 92), S. 185.

108 StadtAF, B5 XI Nr. 17, fol. 204v v. 1554 Februar 1, wiederholt am 27. April 1554, ebd., fol. 222v. Ausdrücklich
wird erwähnt, dass Heinrich vor etlichen langen Jahren im Freiburger Haus verstorben sei. Tatsächlich tauchen
in der Überlieferung zu den Antonitern mehrere Personen namens Heinrich auf: So 1545 auch Heinrich uf
der stülezen („Stelzfuß"), der in diesem Jahr dem Freiburger Haus den Erlös einer verkauften Kuh überbrachte,
StadtAF, El B IIc 5, fol. 2v. Ein Heinrich von Nimburg übergab noch 1556(!) dem Freiburger Haus eine Spende
aus Lenzkirch, ebd., fol. lv. Diese beiden kommen jedoch aus zeitlichen Gründen als Auslöser für den Streit
über die nachgelassene Barschaft und damit auch als Adressaten der Steinplatte nicht infrage.

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