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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 32
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Im Folgenden soll nun der Blick auf zwei Fundgruppen von Ofenkacheln gerichtet werden,
die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu Serien näher bestimmt werden können. Sie lassen nicht
nur Rückschlüsse auf die Ausstattung der Burg kurz vor ihrem Untergang zu, sondern bilden
auch eine wertvolle Ergänzung bei der Erforschung dieser beiden Ofenkachelserien.

Die Ofenkacheln der Beham-Serie

Die erste Ofenkachelserie zeigt ganzfigurige Darstellungen der sieben, den einzelnen
Wochentagen zugeordneten Planeten nach Stichvorlagen des Nürnberger Künstlers Hans
Sebald Beham.6 Dessen Kupferstiche stammen aus dem Jahr 1539, die Kachelserie selbst
entstand jedoch erst 27 Jahre später, denn alle bislang bekannten Ofenkacheln tragen die
Jahreszahl 1566 auf den Banderolen über den Figuren.7 Das Datum bezieht sich auf die
Herstellung des ersten Models, nicht aber auf die Kacheln selbst; für diese ist die Jahreszahl
1566 als Terminus post quem anzusetzen.8

Durch die Zeichnungen bei Bader sind aus Staufen eine ganze, schwarz glasierte Kachel mit
der Figur des Saturn (Abb. 1), drei weitere Fragmente aus dieser Serie sowie zwei Fragmente
von Kranzkacheln bekannt (Abb. 2).9 Alle sechs Stücke stammen von einem Ofen, da auch eine
der Kranzkacheln das Datum 1566 trägt. Die singulär überlieferte Jahreszahl 1525 bei der Saturn
-Kachel geht hingegen vermutlich auf einen Fehler des Zeichners zurück, da zu diesem
Zeitpunkt die Vorlage noch nicht existierte.

Die Saturn-Kachel zeigt den invaliden bärtigen Gott zwischen zwei rahmenden Pfeilern, über
die sich ein mit drei Ornamentfriesen versehener Rundbogen spannt. Die Pfeilerschäfte sind
jeweils mit zwei Kanneluren, die Kapitelle mit je einer vierblättrigen Blüte, die Sockel mit
einer grotesken Löwenmaske geschmückt. Als Zwickelfigur dient jeweils eine tulpenförmige
Blüte mit langem, perlschnurartigem Fruchtknoten. Körper und Arme Saturns, dessen Figur die
Rahmenarchitektur ausfüllt, sind in Frontalansicht gegeben, die Beine nach links ins Profil, der
Kopf hingegen nach rechts ins Halbprofil gewandt. An das Knie des in der Mitte des Unterschenkels
amputierten linken Beines ist eine Prothese geschnallt. Saturn trägt einen Hut und
ein Gewand mit ausgefransten Säumen. Unter seinen linken Arm hat er ein nacktes Kleinkind
geklemmt, in der herabhängenden Rechten hält er eine Sichel. Am Boden hinter der Figur liegt
ein nach links gewendeter Steinbock.10 Unterhalb der rechten Achsel Saturns ist ein quadratisches
Täfelchen angebracht, das eine trapezförmige Bekrönung mit einer Öse zum Aufhängen
besitzt und mit den Initialen „AIW" beschrieben ist. Die zwischen Kopf und Archivolte angebrachte
Banderole trägt die Aufschrift mit der nicht korrekten Jahreszahl „SATVRNVS 1525".
Als Vorlage dieser Kachel diente das erste Blatt der Beham-Folge Saturnus/Samstag (Abb. 3).
Drei weitere Fragmente gehen ebenfalls auf Stiche dieser Serie zurück: Eine annähernd dreieckige
Scherbe mit einem Krebs, einem nackten Fuß und einem Stück Gewandstoff gehört zu

6 Zur Ofenkachelserie vgl. Ingeborg Unger: Kölner Ofenkacheln. Die Bestände des Museums für Angewandte
Kunst und des Kölnischen Stadtmuseums, Köln 1988, S. 138-143. Zur Stichserie des Hans Sebald Beham vgl.
Friedrich W. H. Hollstein: German Engravings, Etchings and Woodcuts ca. 1400-1700, Volume III: Hans
Sebald Beham, Amsterdam o. J. f 19551, S. 74f.

i Vgl. Unger (wie Anm. 6), S. 138-142.

8 Harald Rosmanitz: Vom Gott des Handels und der Diebe. Ein frühbarockes Kachelmodel mit Merkur aus dem
Museum im Ritterhaus in Offenburg, in: Die Ortenau 77 (1997), S. 235-256, hier S. 241.

9 Bader (wie Anm. 1), S. 57.

10 Den Darstellungen der sieben Planetengötter werden ein oder zwei Tierkreiszeichen zugewiesen: Saturn = Wassermann
und Steinbock. Jupiter = Schütze und Fische, Mars = Widder und Skorpion, Sol = Löwe, Venus = Stier
und Waage, Merkur = Zwillinge und Jungfrau, Luna = Krebs. Vgl. Dieter Blume: Regenten des Himmels.
Astrologische Bilder in Mittelalter und Renaissance, Berlin 2000, S. 6 und 235, Anm. 5.

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