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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 49
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0049
Wohl durch Geldmangel bedingt, besaß der neue Friedhof in den ersten Jahrzehnten seines
Bestehens keinen Sakralbau. Erst im Jahr 1725 konnte aufgrund eines Benefiziums ein erster,
kleiner Bau eingeweiht werden.8 Obwohl der Friedhof auf dem Rayon lag, dem Schussfeld der
Festungsanlagen, welches im Belagerungsfall von allen Deckungsmöglichkeiten für die Angreifer
entblößt wurde, blieb während der Abbrucharbeiten im Vorfeld der französischen Belagerung
im Jahr 1744 die Friedhofskapelle als einziges Gebäude vor den Festungsanlagen vom
Abriss ver-schont, und zwar ohne allen Zweifel durch hilf der armen Seelen, wie ein Zeitgenosse
fest-stellte.9

Anscheinend erlitt die Kapelle aber während der Belagerung oder durch die Schleifung der
Festungsanlagen im folgenden Jahr ernsthafte Beschädigungen, sodass Baumaßnahmen erforderlich
wurden, zu deren Ausführung sich die Stadt bereits 1744 vorausschauend verpflichtet
hatte.10 Wie aus chronikalischen Aufzeichnungen hervorgeht, wurde ab dem Jahr 1753 ein
neues Langschiff an den bereits bestehenden Chorraum angebaut.11 Diese Erweiterung der Kapelle
steht eventuell in Zusammenhang mit dem Abbruch der Beinhauskapelle auf dem ehemaligen
Münsterfriedhof im Jahr zuvor,12 deren Steine vielleicht für den neuen Bau Verwendung
fanden.13

Fertiggestellt wurde das Langhaus, zunächst noch ohne Vorhalle, laut Inschrift auf dem ehemals
über dem Haupteingang zu sehenden Stifterbild im Sommer des Jahres 1757 (Abb. 1):
Den anbau ich besorget hab, zum dank die Hilf hoff in dem Grab, den 6. July 1757 A. Z. M.
[Andreas Zimmermann].14 Vermutlich war zu dieser Zeit der Rohbau vollendet, einschließlich
des neu hinzugefügten Bruderhauses. In den Chroniken wird als Datum der endgültigen Vollendung
der Kapelle der Mai 1760 genannt.15 Aus diesem Jahr datieren ebenfalls die Deckengemälde
von Johann Pfunner. Vom sonstigen Inventar fehlte allerdings noch etliches, so z. B.
die Altäre, deren Aufstellung in der Kapelle vermutlich erst gegen Anfang des 19. Jahrhunderts
abgeschlossen war.16

8 Vgl. Poinsignon (wie Anm. 7), S. 1-12.

9 Anonymes Schreiben der Cantzley Freyburg vom 21.9.1744, EAF, A3/815.

10 ... als hat man auch beschlossen und resolvirt dises Gehau an gemeiner Statt Kosten aufrecht Zuhalten, und alle
Zeit auf erforderungsfall Zu repariren, ebd. Vgl. auch Ratsprotokoll vom 3.7.1753, worin von der ruinierten Kapelle
auf dem Gottesacker und deren Wiederherstellung aufgrund der voti vom 21.9.1744 die Rede ist, Stadtarchiv
Freiburg (StadtAF), B5 XHIa Nr. 153, S. 281.

11 Vgl. Chronikblätter der Stadt Freiburg i. Br. (1745-1754), StadtAF, Bl Nr. 41, fol. 27v. Vgl. Necrologium der
Marianischen Sodalität, StadtAF, Bl Nr. 97, S. 139.

12 Ralf Burgmaier: Der Freiburger Münsterplatz im Mittelalter - ein archäologisches Mosaik, in: Münsterblatt 3
(1996), S. 5-21, hierS. 6.

13 Dies lässt sich aufgrund der eingemauerten Bruchstücke romanischer Säulen vermuten, welche bei der Restaurierung
im Jahr 1949 entdeckt wurden, vgl. Badische Zeitung, 21.6.1949.

14 Andreas Zimmermann lebte von 1714 bis 1774. Er war Besitzer des Gasthauses „Storchen" in der heutigen Kaiser
-Joseph-Straße, vgl. Dotter (wie Anm. 1), S. 7, Anm. 11. Im Jahr 1758 ließ er durch Sammlung mildthätiger
Steür das steinerne Kreuz auf der Schwabs-Brücke errichten, welches 1794 durch ein Fuhrwerk zerstört wurde,
vgl. Chronikblätter der Stadt Freiburg 1794-1795, hg. von Adolf Poinsignon, in: Adreßbuch der Stadt Freiburg
1898, S. 17-33, hier S. 22.

15 Vgl. Necrologium der Marianischen Sodalität (wie Anm. 11), S. 149; Chronikblätter der Stadt Freiburg i. Br.
(1746-1796), StadtAF, Bl Nr. 42, fol. 6r.

16 Vgl. Dotter (wie Anm. 1), S. 31-35. Es sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, dass das Gemälde Maria
mit dem Kinde am linken Seitenaltar in der Tat von Göser stammt (Simon Goeser pinxit 1800), wie Dotter
vermutete, ebd., S. 33. Die linke Seitentafel des Hauptaltars, eine Darstellung des hl. Petrus, stammt dagegen von
Anton Küßwieder (pinxit 1796), ebenso die rechte Seitentafel, wie bereits Schäfer (Karl Schäfer: Das alte Freiburg
, Freiburg 1895, S. 108) und Furtwängler (Walther Furtwängler: Der Freiburger „Alte Friedhof, Diss.
masch. 1923, S. 36) angenommen hatten. Vgl. hierzu das Verzeichnis von Konservator Hübner über die vom
27.12.1944-8.1.1945 geborgenen Kunstschätze aus der St. Michaelskapelle, EAF, Nachlass Hermann Ginter I,
Nr. 231, Bl. 2f.

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