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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 57
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welcher die Krozinger Schlosskapelle restauriert hatte. Von Köberl kam währenddessen die
Mitteilung, dass er nur zur Verfügung stünde, wenn er sich nicht sklavisch an die fotografische
Vorlage zu halten habe.59 In der Freiburger Öffentlichkeit war indessen der Unmut darüber groß
geworden, dass sich in puncto Totentanz nichts tat, weil snobistische Denkmalpfleger daran
wenig Interesse hätten.60 Nachdem Köberl seinen Entwurf vorgelegt hatte, sprach sich der
Kunstausschuss fast einstimmig für eine Vergabe des Auftrags an den Innsbrucker Maler aus.
Dieser wurde auch beauftragt, die Giebelbemalung zu erneuern, wobei er sich an das Alte halten
sollte.61

Als nach langen Jahren der Diskussion im Oktober 1963 der neue Totentanz nun endlich fertiggestellt
war (Abb. 5), hatten sich in Freiburg offensichtlich auch die Gegner einer Neufassung
mit dem Ergebnis versöhnt. In der Presse finden sich jedenfalls nur positive Bewertungen
von Köberls Werk.62 Ein Kommentator schrieb: Freilich tönt diese Melodie des Todes anders
als vor der jähen Zerstörung. Was der junge Innsbrucker hier geschaffen hat, läßt erkennen,
daß der Maler seine Aufgabe mit viel Einfühlungsvermögen erfüllt hat.63

Die Bemalung an der südlichen Giebelwand

Die vom Zahn der Zeit ebenfalls sehr mitgenommene Giebelbemalung blieb vorerst unberücksichtigt
. Köberl fertigte zwar einen Entwurf an in freier Anlehnung und Abwandlung des
bisherigen Themas der nahezu zerstörten Wandmalerei,64 führte ihn allerdings aus unbekannten
Gründen nicht aus. Der Kunstmaler Manfred Schmid erstellte schließlich im Jahre 1967 ein
Gutachten über den Zustand des Giebelgemäldes. Darin konstatierte er, dass die derzeitige Fassung
auf eine Putzschicht von Anfang des 19. Jahrhunderts gemalt worden war.65

Es ist allerdings zu vermuten, dass sich auf dieser (oberen) Putzschicht zuerst noch eine etwas
anders gestaltete Malerei befand. Für eine solche Bemalung, wohl in Zusammenhang mit
dem Einbau einer Uhr, spricht ein vermutlich um etwa 1800 herum verfasstes Gedicht des Freiburger
Dichters Ignaz Feiner (1754-1825),66 welches sich auf die Giebelbemalung bezieht:
Willkommen mit den neuen Bildern / geliebter Gottesacker Du! / Da sie des Todes Schrecken
mildern / bringt deine Malerey mir Ruh. Dieses Gedicht erwähnt neben den bereits eingangs
beschriebenen Motiven der Giebelbemalung u. a. noch eine Lampe, Kreuz und Anker (Symbole
für Glaube und Hoffnung) sowie die Palme als Siegeszeichen.

Falls die genannten neuen Bilder tatsächlich erst gegen Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden
sein sollten, so stünde diese Bemalung wohl in Zusammenhang mit einer Aufwertung
des Friedhofs seitens der Stadt zu jener Zeit, die Ausdruck einer gewandelten Friedhofskultur
war, in welcher der Gräberbesuch eine zusehends wichtige Rolle spielte.67

39 Kunstausschuss-Sitzungen vom 27.10.1961 und 21.2.1962, ebd.

60 Freiburger Stadtanzeiger, 9.11.1962, Nr. 255.

61 Kunstausschuss-Sitzung vom 9.11.1962, StadtAF, C5/2450.

62 Vgl. z. B. Badische Zeitung, 273.11.1963, Nr. 254; Allgemeine Zeitung/Freiburger Rundschau, 6.11.1963, Nr.
257.

« Badische Volkszeitung, 31.10.1964, Nr. 253.

64 Stadtbauamt an Bürgermeisteramt, 14.6.1966, StadtAF. C5/2451; Köberls Entwurf ebd.

65 Gutachten vom 17.12.1967, ebd.

66 Ignaz Felner: Gedanken auf dem Gottesacker, bey dem Anblicke der Malereyen an der Stirnwand der Gottesackerkirche
zu Freyburg, Freiburg, ca. 1800 (Universitätsbibliothek Freiburg i. Br.. E 587l,mi-1/43);
urn:nbn:de:bsz:25-digilib-2633565669. Zu Ignaz Feiner siehe Rolf Max Kully: Der Freiburger Dichter Ignaz
Andreas Anton Feiner, in: Zwischen Josephinismus und Frühliberalismus. Literarisches Leben in Südbaden um
1800. hg. von Achim Aurnhammer (Literarisches Leben im deutschen Südwesten von der Aufklärung bis zur
Moderne 1), Freiburg 2002, S. 413-435.

67 Ignaz Feiner schrieb um jene Zeit: Durch die Güte des Magistrates, durch die Wohlthätigkeit der Bürgen und
durch die rastlose Verwendung des Herrn Schaffners gewinnt unser Gottes-Acker mit jedem Jahre einen schöne-

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