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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 79
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aus dem badischen Nachbarort der bestohlenen österreichischen Gemeinde begangen. Der
Richter verhängte eine Strafe, die abschreckend wirken sollte, da der Wohnort der Diebinnen
dergleichen Unfugen sehr ergeben war.22

Im nassauischen Lahr finden das leder- und pelzverarbeitende Gewerbe und vor allem die
(Schnupf-)Tabakfabrik der Gebrüder Lotzbeck anerkennende Erwähnung.23 Im Kloster Etten-
heimmünster rühmt Galler die Orgel des seligen Silbermanns, die Klosterbibliothek und den
Weinkeller. Über Gengenbach weiß er zu berichten, dass sich Kloster und Städtchen - da sowohl
jenes als dieses [reichs-Junmittelbar ist - immerfort in den Haaren liegen. Von Wittenweier
endlich vermeldet Galler, dass der am Rhein gelegene Ort vor wenigen Jahren vom Strom
wegverlegt wurde, um der ständigen Überflutungsgefahr zu entgehen: man trug die Häuser ab,
versetzte sie weiter hinein auf das feste Land und die meiste sind nun so eingerichtet, daß man
die Balken im Falle der Not auseinanderschlagen und anderswohin bringen möge24

Bei seinen Aufenthalten in Emmendingen war die 1689 zerstörte und seither mehr und mehr
verfallende Hochburg Gallers erstes Reiseziel.25 Zum unterhalb der Burgruine gelegenen Kammergut
(Domanialgut) vermerkte er, dass dieses bereits seit einigen Jahren an Wiedertäufer
verpachtet sei; die Pachtsumme betrage jährlich 100 Louisdor sowie vierzig Wagen Dung für
die herrschaftlichen Weinberge.26

Von einem Ritt nach Freiburg waren ihm besonders erwähnenswert die Trümmer des Stammhauses
der Herzoge von Zähringen auf einer Anhöhe links der Landstraße Emmendingen-Wasser
-Denzlingen-Gundelfingen-Freiburg sowie in der Stadt das Münster.

Das Münster ist - wenigstens in meinen Augen - das Merkwürdigste in dieser Stadt und scheinet von
außen eine Kopie desjenigen von Straßburg zu sein von innen ist die Kirche wegen denen übermalten
Fenstern und den ungeweißten Wänden ziemlich dunkel; ihre beträchtliche Länge wird durch ein stärkeres
, finsteres Gitter, welches den Chor von dem Langhaus absondert, unterbrochen und durch einen altgotischen
Altar, der in der Mitte stehet, verunstaltet.

Auch über die Freiburger Universität fällt das Urteil wenig freundlich aus. Die Anzahl der
Studierenden nehme in dem Verhältnis ab, in dem die Zahl der größtenteils von Wien dahin abgeschickten
Herrn Professoren sich vermehret.21

22 Ebd., S. 18f. Zu Unterschichten und Vaganten s. Wolfgang von Hippel: Armut, Unterschichten, Randgruppen
in der Frühen Neuzeit (Enzyklopädie deutscher Geschichte 34), München 1995, sowie Wolfgang Seidenspinner
: Herrenloses Gesindel. Armut und vagierende Unterschichten im 18. Jahrhundert, in: ZGO 133 (1985), S.
381-386. Zur Massenarmut Wilhelm Abel: Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Europa, Hamburg
/Berlin 1974; Ders.: Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Deutschland (Kleine Vandenhoeck-
Reihe 1352), Göttingen 21977; Ders.: Agrarkrisen und Agrarkonjunktur. Eine Geschichte der Land- und
Ernährungswirtschaft Mitteleuropas seit dem hohen Mittelalter, Hamburg/Berlin 31978, S. 241-257.

23 Das Folgende in diesem Abschnitt nach: Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 20-24. - Zu Lahr s. Reinhard
Heblöhl: Die Entwicklung der Lahrer Industrie von 1774 bis 1918, in: Geschichte der Stadt Lahr, Bd. 2: Vom
Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, Redaktion: Gabriele Bohnert und Dieter Geu-
enich, Lahr 1991, S. 132-152, bes. S. 134-136 und 139f., sowie Ursula Huggle: Pioniere der ersten Stunde.
Lahrer Unternehmerfamilien, in: Ebd., S. 153-170, bes. S. 162-165 und 168-170.

24 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 24.

25 Ebd., S. 39f. Ich fasse im Folgenden den ersten und den zweiten Aufenthalt Gallers in Emmendingen zusammen.
- Bereits im Dreißigjährigen Krieg waren die Festungsanlagen der Hochburg 1636 gesprengt worden. Durch einen
Brand wurde 1684 ein großer Teil der oberen Burg beschädigt. 1689, im Pfälzer Erbfolgekrieg, wurden die
Festungswerke der Hochburg einschließlich der Wohn- und Wirtschaftsgebäude von französischen Truppen
systematisch gesprengt.

26 Ebd., S. 40. - Zu den (Wieder-)Täufern in der Markgrafschaft Baden und insbesondere auf dem Kameralgut
Hochburg s. Michaela Schmölz-Häberlein/Mark Häberlein: Eighteenth Century Anabaptists in the Margra-
vate of Baden and Neighbouring Territories, in: The Mennonite Quarterly Review 75 (2001), S. 471-491, bes. S.
475f.; Dies.: Die Ansiedlung von Täufern am Oberrhein im 18. Jahrhundert, in: Minderheiten, Obrigkeit und Gesellschaft
in der Frühen Neuzeit. Integrations- und Abgrenzungsprozesse im süddeutschen Raum, hg. von Mark
Häberlein und Martin Zürn, St. Katharinen 2001, S. 377-402.

27 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 41.

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