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Zum Besuchsprogramm des Grafen Galler während des zweiten Emmendinger Aufenthalts
gehörte auch die französische Festung Neubreisach (Neuf Brisach), etwa eine starke Stunde
von Altbreisach entfernt auf der linken Rheinseite gelegen. Bautechnisch sei die Anlage bemerkenswert
; nach Aussage der Kunstverständigen eine der regelmäßigsten Festungen, ein
Werk des berühmten Vauban. Doch die dort stationierten Soldaten und besonders die Offiziere
bewerteten Stadt und Festung offensichtlich nach anderen Gesichtspunkten - als eine der unangenehmsten
Garnisons in ganz Frankreich. Da vom Adel... außer dem Kommandanten und
jeweiligen Stabsoffiziers keine einzige Familie da etabliert sei, gebe es kein gesellschaftliches
Leben; der Soldaten und Bürger größte Zuflucht sind daher ein paar Kaffeehäuser.22,
Ein Ritt in das badische Freiamt galt insbesondere der im Brettental, dem hintern Teil des
Freiamts, gelegenen Grube, das Silberloh genannt, in dem Blei- und Silbererz abgebaut
wurde.29 Und als etwas ganz Besonderes rühmt Galler den Kaiserstuhl - in Rücksicht auf die
unbeschreiblich weite Aussicht, die man dort genießet?0
Mit großer Hochachtung erwähnt Niklas von Galler die Personen, denen er in und um Emmendingen
begegnete: Hofrat von Drais, Geheimer Hofrat und Oberamtsverweser Schlosser,
Kammerrat Enderlin, Superintendent Sander sowie Jacobi, Freiburger Universitätsprofessor
und gefeierter Dichter.31 In Riegel ließ sich von Galler bei Ihrer Durchlaucht der Prinzessin
von Baden - Niece des letztverstorbenen Herrn Margrafens von Baden-Baden - ... präsentieren
?2 Für zwei Tage konnte Niklas von Galler schließlich den badischen Rentkammerpräsidenten
von Gayling begleiten, der - aus Karlsruhe kommend - am 4. Oktober in Emmendingen
eintraf und noch am gleichen Tag zu einer Landesvisitation ins Markgräflerland weiterrei-
28 Ebd., S. 75f.
29 Ebd., S. 77f.
30 Ebd., S. 73f.
31 Ebd., S. 40, 42 und 73-76. - Karl Wilhelm Ludwig Friedrich Drais, Freiherr von Sauerbronn (1755-1830), geboren
in Ansbach, trat 1777 in badische Dienste; er wurde Hofrat und Geheimer Rat, später Obervogt, Polizeidirektor
und Oberhofrichter. 1818 erschien sein zweibändiges Werk „Geschichte der Regierung und Bildung von
Baden unter Karl Friedrich". Siehe [Friedrich] von Weech: Artikel „Drais", in: Allgemeine Deutsche Biographie
, Bd. 5, 1877, Nachdruck Berlin 1968, S. 372. Johann Georg Schlosser (1739-1799), in erster Ehe mit Goethes
Schwester Cornelia verheiratet, wurde 1774 Oberamts verweser des Oberamts Hochberg mit Sitz in Emmendingen
; 1787 wurde er nach Karlsruhe zurückberufen, 1794 schied er nach einer Konfrontation mit Markgraf
Karl Friedrich aus den badischen Diensten aus. Der allseits gebildete und publizistisch aktive Schlosser
wirkte auf eine umfassende Reform der ländlichen Gesellschaft und Hebung der Landeswohlfahrt. Vgl. Johan
van der Zande: Bürger und Beamter. Johann Georg Schlosser 1739-1799 (Veröffentlichungen des Instituts für
Europäische Geschichte Mainz 119, Abteilung Universalgeschichte), Stuttgart 1986; Zimmermann (wie Anm.
15), S. 65-75 ; Johann Georg Schlosser (1739-1799). Eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek und des
Generallandesarchivs Karlsruhe, hg. von der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, Karlsruhe 1989. Der Forst-
und Kammerrat Enderlin erhielt 1772 vom Markgrafen Karl Friedrich die Goldene Ehren-Medaille für seine Verdienste
um die Trockenlegung und Bewässerung von Wiesen; vgl. Zimmermann (wie Anm. 15), S. 140, dort Anm.
292. Zu Nikolaus Christian Sander bemerkt von Galler: Er ist außer seinem Hauptfach, der Theologie, fast in allen
Wissenschaften bewandert, ein Mitarbeiter der Berliner allgemeinen deutschen Bibliothek und seine gelehrte
Korrespondenz erstreckt sich bis nach Engelland; zu Sander siehe auch Anm. 117. Johann Georg Jacobi (1740-
1814) war von 1784 bis zu seinem Tode Professor der schönen Wissenschaften in Freiburg; seine Berufung hatte
für einiges Aufsehen gesorgt, war er doch als Protestant auf einen Lehrstuhl der bis dahin streng katholischen
Freiburger Universität berufen worden. Als Dichter erfreute sich der Verfasser anakreontischer Verse vor allem
bei der „gebildeten Damenwelt" großer Beliebtheit. Im Hause Schlossers, mit dem er durch dessen zweite Heirat
verschwägert war, verbrachte Jacobi „alle seine Samstag und Sonntag" mit Gleichgesinnten. Vgl. Stefan
Tolksdorf: Mit Fackel, Leier und der schönen Iris, in: Badische Zeitung vom 8.7.2000, S. V. Um die Liste der
Begegnungen Gallers fortzuführen, sei auch Friedrich Freiherr von Zinck genannt, „Emmendinger Pensionär und
Horaz-Verehrer", ebd.
32 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 42f. - Zur Prinzessin Elisabeth Eleonora Augusta s. Mechthild
Michels: Prinzessin Elisabeth Eleonora Augusta von Baden-Baden (1726-1789) und ihre Hofhaltung zu Riegel
und in Freiburg, in: Schau-ins-Land 125 (2006), S. 107-134.
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