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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 82
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net (ein Dorf nebst einem Schlosse und großen Garten, dem Grafen von Sickingen gehörig) und
nach Zarten. Nach dem Himmelreich begann der dunkle Schwarzwald mit fürchtedich schönen
Scenen?5

Ein öspänniger Güterwagen, der gerade vor mir [den sehr steilen Weg] hinauffuhr, hatte wenigstens 6-8
Vorspannpferde; indes ist der Weg sehr breit und schneckenförmig angelegt; an der Seite ist er mit hölzernen
Geländern, welche bei Gelegenheit der Durchreise der Dauphine gemacht und seit der Zeit fast
durchgehends unterhalten wurden, wohl verwahrt.^

Einige ... kameralistische ... Bemerkungen geben zugleich eine anschauliche Schilderung vom
Leben der Menschen im Schwarzwald:

Auf dieser Seite des Schwarzwalds sehe ich ... kein einiges Dorf, wohl aber mehrere, hie und da zerstreute
Bauernhöfe, deren Besitzer zum Teil sehr vermöglich sein sollen. Wenn sich die Bewohner dieses Gebirgs,
worunter es auch sehr viele Arme giebt, nicht durch die Viehzucht und das Holz ernährten, so würden sie
entweder Hungers sterben oder ihre einsame Hütten verlassen müssen; denn der Ackerbau reicht zu ihrem
Unterhalte bei weitem nicht hin und erfordert auch eine ganz besondere Behandlung ... Wegen der lang
anhaltenden, auch öfters in den Sommermonaten einfallenden Kälte werden nur einige Fruchtgattungen,
als Gerste, Haber, Roggen, etwas Weizen und Rüben gebauet. Öfters gelangen diese Kreszenzien wegen
zu kalter Witterung gar nicht zur erforderlichen Reife und in trockenen Sommern verderben sie von der
großen Hitze, die zwischen diesen Steinwänden weit fühlbarer sein muß. Alle eben erwähnte Fruchtgattungen
standen noch in diesen Gegenden auf dem Felde, da ich sie den löten September passierte. In der
Herrschaft Mahlberg wurden sie wenigstens schon vor 6 Wochen eingeheimset. [Aus Mangel an Dünger
wird das Feld] äußerst selten mehrere auf einander folgende Jahre gebauet; es bleibt 6-8 oder noch mehrere
Jahre liegen und dienet zur Weide; dann wird der Wasen im Sommer, wenn er gut ausgetrocknet ist,
wieder umgebrochen und die eben beschriebene Operation wiederholt.*1

Am 16. September erreichte Galler das Kloster St. Blasien, wo er Quartier nahm. Tags darauf
besichtigte er die 1783 geweihte Kirche, die ganz nach Geschmack der Rotunda in Rom
[des Pantheons] ist, und die übrigen Klostergebäude, von denen das Stiegengebäude bei Hof
und die Bibliothek besonders hervorgehoben werden.38

35 Alle Zitate ebd., S. 44. - Zur Freiburger Kartause s. Petra Rohde: Die Freiburger Klöster zwischen Reformation
und Auflösung, in: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. 2: Vom Bauernkrieg bis zum Ende der
habsburgisehen Herrschaft, hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek, Stuttgart 1994, S. 418-443, bes. S.
439f.

36 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 45. 1770 reiste die Tochter Maria Theresias, Maria Antonia/Marie An-
toinette, von Wien nach Paris, um dort den Dauphin und späteren französischen König Ludwig XVI. zu ehelichen
. In der Sprache der Zeit war Marie Antoinette die „Madam La Dauphine". Ihre Reise führte über den
Schwarzwald (Breitnau, Höllental, Kirchzarten und Ebnet) zunächst nach Freiburg und von dort über Emmendingen
und das Kloster Schuttern nach Straßburg und weiter nach Paris. Vgl. Joseph Sarrazin: Die Dauphine
Marie-An toi nette in Freiburg vom 4. bis 6. Mai 1770, in: Schau-ins-Land 26 (1899), S. 33-57; Kristiane
Schmalfeldt: „Summa summarum alle Einnamb undt Ausgaaben". Vom städtischen Haushalt, in: Geschichte
der Stadt Freiburg, Bd. 2 (wie Anm. 35), S. 277-302, hier S. 289.

37 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 44f. Die von Galler beobachtete Zweiteilung der Bewohner in sehr Vermögliche
und sehr viele Arme war eine Folge des auf dem Schwarzwald (mit Ausnahme des Hotzenwaldes) herrschenden
Anerbenrechts; vgl. S. 89. Bei der Bodennutzung beschreibt Galler die in den Höhenlagen des Schwarzwaldes
herrschende Feld-Gras-Wirtschaft mit mehrjähriger Brache.

38 Ebd., S. 46-48. Mit großer Bestürzung musste Galler erfahren, dass der Abt, es war kein Geringerer als Martin
Gerbert (1720-1793, Abt seit 1764), einen Tag zuvor das Kloster verlassen hatte. Ein Brand hatte 1768 große
Teile des Klosters, darunter auch die Kirche, zerstört. Seit 1772 wurde die Klosterkirche neu errichtet, 1783
wurde sie geweiht. Vgl. Hans Jakob Wörner: Bemerkungen zur Baugeschichte, in: St. Blasien. Festschrift aus
Anlaß des 200jährigen Bestehens der Kloster- und Pfarrkirche, hg. von Heinrich Heidegger und Hugo Ott,
München/Zürich 1983, S. 195-213.

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