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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 86
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der Güter zu vermeiden. Bemerkenswert war es für Galler auch, dass im Oberamt Badenweiler
, bei einer Gesamtbevölkerung von 10.631 Seelen, 570 Personen von 66 und mehrern Jahren
gezählet wurden (5,36%).50

Die Angaben Gallers zu Stand und Entwicklung der Bevölkerung im badischen Oberland fügen
sich ein in das Bild, das die Geschichtswissenschaft vom demographischen Verlauf gezeichnet
hat.51

Nach dem Dreißigjährigen Krieg mit seinen großen Menschenverlusten wuchs die Bevölkerung
- in Teilen der Oberrheinlande allerdings verlangsamt durch die nachfolgenden „Franzosenkriege
" (1672-1714) - rasch an, und spätestens in der Mitte des 18. Jahrhunderts waren die
eingetretenen Bevölkerungsverluste wieder ausgeglichen. Danach setzte sich das Wachstum, in
Wellen und insgesamt etwas verlangsamt, fort; „eine Phase raschen Anstiegs waren ... die 7()er
Jahre".52

Die natürlichen Zuwachsraten lagen im 18. Jahrhundert, bezogen auf ganz Deutschland, zwischen
einem Spitzenwert von 1,3% und einem Tiefstwert von 0,3%.53 Für das Gebiet des heutigen
Baden-Württemberg ist für den Zeitraum 1715-1800 von einer jährlichen Zuwachsrate
von 0,74% auszugehen.54

Bevölkerung: Soziale Gliederung und Lebensverhältnisse

Zur sozialen Gliederung der Bevölkerung: zum Verhältnis von „Arm" und „Reich" macht Galler
nur beschreibende Angaben. Hier stützte er sich ganz überwiegend auf Beobachtungen, die
er „auf der Durchreise" und gleichsam „vom Wege aus" gemacht hat.

In den „Riedorten" der Herrschaft Mahlberg fand Galler einen guten Vermögensstand der
Bewohner vor. Das Vermögen sei, aufgrund des gewinnbringenden Getreide- und Hanfanbaus,
gleichmäßig verteilt: In diesen Orten findet man nur zwei, drei bis vier sehr reiche Leute, die
gemeiniglich kleine Dorftyrannen sind ... Es gieht allda mehrere mittelmäßig reiche, viele
wohlhabende und sehr wenig ganz arme Unterthanen. Anders sei die Lage in den „Weinorten".
Man trifft zwar hie und da auch reiche und mittelmäßig gutstehende Familien an, aber die Anzahl
der gering Bemittelten und Armen übersteigt jene weit. Sehr viele stecken tief in Schulden,
weil sie auf den Herbst - die Weinlese - hin leicht Geld gelehnt erhalten. Der Grund für die

50 Alle Zitate in diesem Abschnitt in: Ebd.. S. 51. 54f. und 65f. - Die verhältnismäßig niedrige Geburtenrate im
Oberamt Rötteln-Sausenberg und eingeschränkt im Oberamt Badenweiler wurde auch sonst vermerkt: s. Straub
(wie Anm. 15). S. 139, dort Anm. 148. Zum Altersaufbau der männlichen Bevölkerung in der Markgrafschaft
Hochberg s. Albrecht Strobel: Agrarverfassung im Übergang. Studien zur Agrargeschichte des badischen
Breisgaus vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (Forschungen zur oberrheinischen
Landesgeschichte 23), Freiburg/München 1972, S. 32.

51 Zusammenfassend Horst Buszello: Bauer, Taglöhner, Handwerker. Zur ländlichen Sozial- und Ernährungsgeschichte
am Oberrhein im 18. Jahrhundert, in: Geschichte erforschen, erfahren, vermitteln. Festschrift für Wolfgang
Hug (Gesellschaft, Erziehung und Bildung 32), Rheinfelden/Berlin 1992, S. 5-21, bes. S. 5f., wo die ältere
Literatur ausgewertet ist. Sprechend ist die Grafik der Entwicklung der Einwohnerzahlen in der Markgrafschaft
Hochberg 1620-1800, in Strobel (wie Anm. 50), S. 30. Dazu Schülin (wie Anm. 47), S. 4-48, bes. S.
12f. (Zahlen für 1643 und 1664), S. 36-43 (Bericht des Badenweiler Oberamtmanns Salzer 1754, mit Vergleich
zu einer Erhebung von 1709: demnach eine Zunahme der Haushaltungen von ca. 60c/c); Ders.: Statistik der Einwohner
in den Orten des Oberamts Rötteln: 1643, 1709, 1740, [sowie] Einwohner der Orte in der Diözese Rütteln
im Jahre 1757, in: Das Markgräflerland 1972/Heft 3 und 4, S. 214-217. Auch wenn die Zahlen nicht immer
vergleichbar sind, so bleibt doch das Ergebnis eines rapiden Bevölkerungszuwachses.

52 Strobel (wie Anm. 50), S. 29-33, Zitat S. 29.

53 Christian Pfister: Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie. 1500-1800 (Enzyklopädie deutscher
Geschichte 28), München 1994, S. 79f.

54 Norbert Ohler: Zur Bevölkerungsgeschichte von Baden-Württemberg in vorstatistischer Zeit, in: ZGO 152
(2004), S. 9-22, hier S. 15 und 19f.

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