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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 92
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0092
Der menschlichen Ernährung dienten aus dem Winter- und Sommerfeld Weizen und Roggen
, auch Hafer; aus dem „Brachfeld" Kartoffeln (Grundbirn), Bohnen, Erbsen, Linsen, Kraut,
Hirse. Von besonderer Bedeutung war der vermehrte Anbau der Kartoffel, da eine Ackerfläche
über die Kartoffel einen 3,6-fach höheren Nährwert als beim Getreideanbau lieferte und die
Kartoffel zudem den Getreideanbau nicht schmälerte, da sie auf dem Brachfeld angebaut
wurde. Die Handelspflanzen Hanf, Raps und Flachs verschafften den Landwirten, vor allem
aber der unterbäuerlichen Schicht ein zusätzliches Geldeinkommen.

Die Grundzüge des Feldbaus in der Herrschaft Mahlberg galten auch für die Markgrafschaft
Hochberg. Nach einer Galler vorliegenden Anblümungstabelle aus dem Jahr 1774 wurden angebaut
:79

- Weizen, Roggen, Dinkel, Einkorn;

- Gerste, Hafer;

- Kraut, Bohnen, Erbsen, Linsen, Wicken, Lewat (Raps), Hirse, Mohn, Mais, Hanf, Flachs
Klee, Brachrüben, Stupfelrüben, Kartoffeln.

In der Markgrafschaft Hochberg herrschten die zeigenlose Flurverfassung und das Zweizel-
gensystem, jeweils mit oder ohne Brachfeldwirtschaft (letzteres bedeutete Fruchtwechselwirtschaft
). Das Dreizelgensystem mit Brachfeldwirtschaft (Dreifelderwirtschaft) kam nur an wenigen
Orten vor.80 Die Anblümungstabelle von 1774 wies neben den angebauten Pflanzen auch
Brachfelder aus, die jedoch nur 13% der Gesamtackerfläche betrugen. Wir können annehmen,
dass die brachliegenden Felder bis 1785 weiter zurückgegangen sind, so dass auch im Oberamt
Hochberg die „Anblümung" einstiger Brachfelder, d. h. die Fruchtwechselwirtschaft praktisch
die Regel war. Dies wollte auch Galler sagen, wenn er schrieb:

Von diesen, nämlich denen Brachfeldern muß ich folgendes erinnern, damit ich mir nicht selbst zu widersprechen
scheine. Die dritte Zeige oder Flur pflegt man hier durchgehends Brachfeld zu nennen, ob sie
gleich nicht brach liegen bleibt, sondern mit verschiedenen Kreszenzien, die ich oben bei der Herrschaft
Mahlberg anführte, bepflanzet wird.m

Nur hat Galler die Agrarverhältnisse (Flurverfassung und Bodennutzung) in Hochberg gründlich
verkannt, indem er von einer Dreifelderwirtschaft (Dreizelgensystem mit einstiger Brachwirtschaft
) ausging.

Von äußerster Wichtigkeit war in Hochberg, so Galler, der Hanfanbau, der besonders um
Teningen und Köndringen betrieben werde. In Malterdingen werde sogar ein wöchentlicher
und beträchtlicher Hanfmarkt abgehalten. Um die Verdienstmöglichkeiten der Bewohner noch
zu steigern, habe der Oberamtsverweser Schlosser schon mehrere Vorschläge gethan, und dieses
war die erste Veranlassung der in Emmendingen errichteten Hanf- und Baumwollen-Manufaktur
, wovon unten ein mehrersß2

79 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 30f. Die Anblümungstabelle wurde zwar schon im Jahre 1774 verfertiget
und seitdem, ich gestehe es zwar, kann und wird sich vermutlich vieles geändert haben; allein ich konnte
vieler Mühe ohngeachtet keine neuere erhalten.

80 Ich folge hier der detaillierten Untersuchung von Hugo Ott: Studien zur spätmittelalterlichen Agrarverfassung
im Oberrheingebiet (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte 23), Stuttgart 1970, S. 69-72, gegen Stro-
bel (wie Anm. 50), S. 137.

81 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 31.

82 Ebd., S. 31 f.; zur Emmendinger „Manufaktur" siehe S. 97f. Zum Hanfanbau am südlichen Oberrhein und in der
Markgrafschaft Hochberg vgl. jetzt Edgar Hellwig: Dem hechel man aber solle vom Ib zue hechlen mehers nicht
dan ein Creützer gegeben werden. Hanfanbau, -Verarbeitung und -handel am Oberrhein in der frühen Neuzeit und
ein Lohnkampf der Hanfhechler in Kenzingen nach dem Dreißigjährigen Krieg, in: Schau-ins-Land 125 (2006),
S. 73-102, und 126 (2007), S. 147-185, bes. S. 153-160; siehe auch Michaela Schmölz-Häberlein: Die Hoch-
berger Weber im 18. Jahrhunderl. Strukturen und Entwicklung eines regional organisierten Textilgewerbes am
Oberrhein, in: Vorindustrielles Gewerbe. Handwerkliche Produktion und Arbeitsbeziehungen in Mittelalter und
früher Neuzeit, hg. von Mark Häberlein und Christof Jeggle (Irseer Schriften. Studien zur schwäbischen Kulturgeschichte
NF 2), Konstanz 2004, S. 83-108, bes. S. 85-89.


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