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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 94
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0094
gen.88 Da sich solche Subtilitäten einem Bauern aber nicht vermitteln ließen, ging er sofort zu
praxisbezogenen Nachforschungen und Vorschlägen über.

Den sichersten Weg, die Menge des verwertbaren Dungs zu steigern, sah Galler in der Ausdehnung
der Stallhaltung der Rinder89 - bei möglicherweise vermehrter Viehzahl -, da auf diese
Weise der anfallende Dung ohne Verlust gesammelt und gezielt auf dem Acker ausgebracht werden
konnte. Vorbedingung für eine längere Stallhaltung war aber ein Mehr an Viehfutter. Deshalb
empfahl von Galler den Anbau von Futterpflanzen und eine Verbesserung des Wiesenbaus.

Futterpflanzen, die auf dem Winter-, Sommer- und Brachfeld gezogen werden konnten, waren
Stupfel- und Brachrüben, Wicken, Mais und vor allem (holländischer) Klee, der zusammen
mit der Gerste oder auf der Brache angebaut wurde.90 Von entscheidender Bedeutung war für
Galler jedoch ein verbesserter Wiesenbau. Denn er ist zur Viehzucht ebenso unentbehrlich, als
diese wegen der nötigen Besserung zum Feldbau; es ist nicht möglich, daß eins ohne dem anderen
bestehen könne, so sehr hängt alles aneinander.9^

Aus der Herrschaft Mahlberg weiß Galler nur wenig Gutes über den Zustand der Wiesen und
Weiden zu vermelden.92 An natürlichen Wiesen oder Matten, d. h. an beweidbaren Allmenden,
herrsche in den meisten Gemeinden kein Mangel. Doch so wenig die Bauern diese, etwa durch
Bewässerung, verbesserten, so sehr vernachlässigten sie auch ihre privaten Wiesen, da sie auf
die Vermehrung der Futterkräuter nur wenig Sorgfalt verwendeten:

Die meiste Bauern sehen ihre Wiesen, wenn sie das Oehmd zu Hause haben, nicht mehr an, bis sie im folgenden
Jahr wieder heuen wollen; sie verlassen sich im Sommer auf das Kleefutter und Weiden und im
Winter auf die Stupfelrüben, hauptsächlich aber das Futterstroh.

Und tadelnd fügt Galler hinzu: sie bedenken nicht, wie viel dem Sommer hindurch durch das
Weiden an Dung verloren gehet. Zur Verbesserung empfiehlt er, trockene und dürre Matten umzubrechen
, zu düngen und mit gutem Gras- oder Kleesamen anzusäen, um so einen größeren
Futterertrag zu erhalten.93

In der Markgrafschaft Hochberg stehe der Wiesenbau hingegen in der größten Vollkommenheit
und [werde] dahero andern Gegenden zum Muster vorgestellet.94 Die Wiesen werden hier,
so viel möglich, eben gemacht und mit einer leichten Schräglage angelegt oder mit Abzugsgräben
versehen, damit sie nicht unter stehendem Wasser leiden; sodann werden sie, der Witterung
angemessen, bewässert. Sehr lobend äußert sich Galler auch über die Bewässerung der
Wiesen in Rötteln-Sausenberg,95

die, wie ich nicht zu viel zu behaupten glaube, in diesem Oberamt zu einem besondern Grade der Vollkommenheit
gebracht ist ... Die Wasserleitungen sind geometrisch ausgeteilet, und jedem Besitzer eines
Wiesenstücks ist die Zeit, wo er sich derselben bedienen darf, bestimmt... Als ein erprobtes Mittel, die Wiesen
in bessern Stand zu setzen, wird auch die Umbrechung derselben auf etliche Jahre zu Ackerfeld, die frische
Besäung mit Klee und vorzüglichen Grassorten sehr empfohlen und öfters Gebrauch davon gemacht.

88 Siehe dazu auch Abel (wie Anm. 78), S. 292-299, bes. S. 295; Achilles (wie Anm. 14), S. 8-10.

89 Galler gibt Auszüge aus den letzten „Viehtabellen": Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 8 (Mahlberg), 28
(Hochberg), 51 (Rötteln-Sausenberg) und 67 (Badenweiler). Weitere Angaben zum Viehbestand: Straub (wie
Anm. 15), S. 119, dort Anm. 42; Schülin (wie Anm. 47), S. 15f., 34f. und 44.

90 Siehe S. 91. Ein Hektar Wiese liefert 35 Doppelzentner Heu, ein Hektar Kleeacker dagegen 60 Doppelzentner
Kleeheu.

91 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 11.
"2 Ebd.

93 Leider wird nicht deutlich, ob Galler hier von den privaten oder von den Allmendweiden spricht. Im letzteren
Fall würde er zugleich für eine Separierung der Allmenden eintreten. „Die ... .liberale' Politik der Überführung
von Gemeindeeigentum in Privateigentum mit der Absicht einer Rentabilisierung der Höfe lief letztlich auf eine
Unterstützung des vermögenden Bauerns, des Zugbauerns, bei Benachteiligung der kleineren Bauern und Tag-
löhner hinaus", Straub (wie Anm. 15), S. 128f.

94 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 32.

95 Ebd., S. 52.

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