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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 95
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Überhaupt werde der Kleeanbau stark betrieben; er ist auch an vielen Orten wegen dem zu geringen
Verhältnis der Wiesen zu den Äckern ohnentbehrlich.

In der Herrschaft Badenweiler machen [d]ie Matten, welche der dortige Landmann durch
Hülfe der Wässerung zu einem guten Ertrag zu bringen verstehet, ... den Kleebau weniger notwendig
. Auch trete er hinter dem Anbau von Brach- und Stupfelrüben zurück, die zur Mästung
der Ochsen, worauf sich der dortige Bauer sehr stark legtgebraucht werden.96

Gewerbe, Manufakturen und „Fabriken"

Seine Beobachtungen zur Lage der Manufakturen und „Fabriken" im Oberamt Rötteln-Sau-
senberg beginnt Niklas von Galler mit der Feststellung:

Das Hauptgewerbe des Landmanns ist und muß die Landwirtschaft sein; wann aber diese bei zunehmender
Bevölkerung und besonders bei Unteilbarkeit der Bauerngüter nicht hinreichend ist, alle Hände zu
beschäftigen, so müssen Nebengewerbe und zwar solche, die mit denen Landesprodukten im Verhältnis
stehen, eingeführet werden.91

Galler hatte erkannt, dass - als Folge der rapiden Bevölkerungszunahme - ein wachsender
Teil der ländlichen Bevölkerung in der Landwirtschaft kein ausreichendes Einkommen mehr
erzielen konnte und deshalb auf Verdienstmöglichkeiten im gewerblichen Sektor angewiesen
war. Die hier angesprochenen Menschen fand Galler vor allem im Gebiet des Anerbenrechts
(mit Unteilbarkeit der Bauerngüter und „weichenden" Erben). Hinzuzufügen ist freilich, dass
die Situation im Realteilungsgebiet nicht grundsätzlich anders war. Die durch Teilungen zu
klein gewordenen Äcker konnten ihre Besitzer nicht mehr ernähren, Zuverdienst im Taglohn
oder im Gewerbe war lebensnotwendig geworden.98 Und Gleiches galt für einen Teil der Landhandwerker
und der städtischen Lohnabhängigen; auch hier waren viele „Arme" auf Verdienst
außerhalb ihrer eigentlichen Beschäftigung angewiesen.

Ein taugliches Mittel, der Not der „Armen" abzuhelfen, sah Galler im Spinnen und Weben
leinener und hänfener Waren, da diese Tätigkeit

neben dem Feldbau [in Heimarbeit] getrieben werden könne, mehrere[n] Familien nach Maßgabe ihres
Fleißes ein sicheres Einkommen [beschere] und den beträchtlichen Vorteil verschaffe, daß die Kinder des
armen Landmannes schon frühe zur Arbeit gewöhnet werden; daß dabei auch alte und kränkliche Personen
ein, ihren Kräften angemessenes Geschäfte bekommen, welches sie ernährt und dem Lande nützlich
oder doch weniger lästig mache. Überdies könne es dergleichen Waren nie an Absatz fehlen, da der Verbrauch
derselben immer stark [sei].99

Eingehender beschreibt von Galler das Schicksal eines Verlagsunternehmens zur Produktion
von Leinwand im Oberamt Rötteln. [U]m [dem] nahrungslosen Zustand [armer Einwohner
vor allem in den Waldorten des Oberamts] aufzuhelfen,100 wurde es 1777 vom Staat eingerichtet
, doch alsbald einer Gruppe von Kaufleuten aus Mülhausen überlassen und durch Privilegien
abgesichert. Das Unternehmen stand jedoch schon nach wenigen Jahren vor dem Ende

Ebd., S. 66.
91 Ebd., S. 55.

98 Zu den Erbrechten und ihren sozialen Auswirkungen siehe S. 88f.

99 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 55. - Allgemein zu Gewerbe, Manufaktur und „Industrie" siehe Wilfried
Reininghaus: Gewerbe in der Frühen Neuzeit (Enzyklopädie deutscher Geschichte 3), München 1990;
zum deutschen Südwesten Boelcke (wie Anm. 14), S. 39-163, Schaab (wie Anm. 75), bes. S. 550-563; zu
Baden Knortz (wie Anm. 14).

,ü0 In mehrern und vorzüglich in den Waldorten des Oberamts Rötteln solle die Landwirtschaft nicht hinreichend
sein, die nicht genug begüterte Einwohner daselbst zu beschäftigen, Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S.
55f. Zur „Entwicklungsschere" zwischen den Waldorten und den Reborten im badischen Oberland s. Straub
(wie Anm. 15), S. 129-143.

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