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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 96
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0096
(1783). Zwar wurde es von anderen „Entrepreneurs" übernommen (die auch die Wollspinnerei
einführten), doch trügen sich jetzt auch diese mit der Absicht, den Betrieb aufzugeben.101

Dagegen befand sich eine 1753 in Lörrach gegründete Indienne-Fabrik, ebenfalls vom Staat
mit Privilegien abgesichert,

noch immer in gutem Stande und beschäftiget das ganze Jahr hindurch 200-300 Hände; die meisten Ar-
heiter sind Unterthanen, anbei werden auch viele Kinder, die noch in die Schule gehen und ohne diesem
Etablissement ihren Eltern vielleicht zur Last fallen würden, beschäftiget... So viel ich weiß, ist diese Fabrik
die einzige in den badischen Landen, die bloß aus eigenen Mitteln des Entrepreneurs, ohne herrschaftliche
Vorschüsse etabliert wurde.102

Von einer 1782 ebenfalls in Lörrach eingerichteten Satinfabrik spreche man dagegen, so Galler
, mit weniger Zuversichtvermutlich haben die Bestellungen, aufweichen der Hauptabsatz
, beruhete, nach und nach abgenommen.^

Knappe Erwähnung finden Eisenwerke in den Orten Hausen und Kandern sowie in der Gegend
von Schopfheim (die ersten beiden Werke in herrschaftlichem, die letzteren in privatem
Besitz), eine Drahtfabrik, eine Papiermühle sowie Nagel- und Blechschmieden, die denen Unterthanen
des Oberamts Rütteln vielen Verdienst [brächten], ohne welchem wenigstens die sogenannte
Wälderer - Bewohner der Waldorte - müßig sein und ihren Nebenmenschen durch
Betteln zur Last fallen würden.104

In der Herrschaft Badenweiler traf von Galler keine Manufakturen oder Fabriken an.105 Erwähnen
konnte er nur mehrere Erzbergwerke, wovon eines bei Sulzburg - auf herrschaftliche
Kosten gebauet - zu ziemliche[r] Hoffnung Anlass gebe.106

Ein ähnliches Bild bot sich Galler in der Herrschaft Mahlberg: Von Manufakturen und Fabriken
ist in der ganzen Herrschaft... nichts anzutreffen. Da für die Landwirtschaft ein Mangel
an Arbeitskräften bestehe, habe sich das Oberamt sogar der Einrichtung von Spinn-, Strick-
und Nähschulen stets und mit Erfolg verweigert.107 Die Spinn-, Strick- und Nähschule, von der
hier die Rede ist, sollte in Baden(-Durlach) seit dem Generaldekret von 1767 den „normalen"
Schulbesuch und die Mitarbeit der Kinder in der Landwirtschaft ergänzen. Diese Anstalt, so
wurde ein Jahr später ausdrücklich festgestellt, [sei] nicht bloß zum Spiel oder Schein aufgestellt
sondern [um] tüchtige Hausmütter zu ziehen und die Nahrungsmittel zu befördern.
Jungen sollten anstelle des Spinnens das Stricken erlernen.108

101 Die Beschreibung von Galler ist im Einzelnen wenig präzise. Siehe deshalb die eingehendere Darstellung bei
Straub (wie Anm. 15), S. 134f. 1778 übernahmen vier Mülhauser Kaufleute das Unternehmen, darunter auch Samuel
Vogel, der 1783 ausschied, um sich in Emmendingen zu engagieren. Das Unternehmen verarbeitete Hanf und
Flachs aus der Herrschaft Hochberg. 1786 galt die Spinnerei, trotz eines herrschaftlichen Darlehens in Höhe von
3.000 fl., als „so gut wie aufgehoben". Der Sitz des „Commissionärs" und damit der Gesellschaft war in Tegernau.

102 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 56f. Die Indienne-Fabrik wurde vom Berner Fabrikanten Johann
Friedrich Kupfer errichtet (Indienne = bedruckter Baumwollstoff). Dazu Paul Rothmund: Streiflichter aus drei
Jahrhunderten. Lörrach vom 16.-18. Jahrhundert, in: Lörrach - Landschaft, Geschichte, Kultur, hg. von der Stadt
Lörrach, o. O. und o. J. [um 1982], S. 211-282, bes. S. 239f.; auch Serge Chassagne: Oberkampf. Un entre-
preneur capitaliste au Siecle de Lumiere. Paris 1980, S. 26f.

'03 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 57f.

104 Ebd., S. 58; auch S. 49f. Vgl. Elmar Vogt: Vor 300 Jahren wurde das Eisenwerk in Hausen eröffnet, in: Das
Markgräflerland 1986/Heft LS. 129f.; Ders.: Vom Eisenwerk zur Großherzoglich Badischen Hüttenverwaltung,
in: Das Markgräflerland 1993/Heft 2, S. 44-47.

105 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 68.

106 Ebd., S. 65 und 70. Ein weiteres staatliches Eisenwerk lag bei Badenweiler, welches aber wegen verschiedenen
Reparationen eben stille stand.

><" Ebd., S. 13.

108 Zimmermann (wie Anm. 15), S. 96-102, bezeichnet diese Spinn-, Strick- und Nähschule als „Industrieschule
des Typs A", „in der es tatsächlich um pädagogische Ziele ging"; sie vermittelte das Fach Handarbeit als Teil
der Hauswirtschaft. Zitat ebd., S. 100.

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