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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 99
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schaftspolitische Perspektive in die Zukunft hat Johann Georg Schlosser deutlicher aufgewiesen
als Galler, obwohl dieser im Grundsatz zugestimmt haben dürfte:

Ein anders aber, von dem ich mir viel versprach, war das: alles anzuwenden, Handgewerbe ins Land zu
bringen. Ich dachte nämlich so: wenn unsere 20000 Menschen [im Oberamt Hochberg] von nichts als dem
Ackerbau leben sollen, so kann ein Vater unmöglich seine Güter einem Kinde lassen, denn die übrigen haben
, wenn sie auch ihr Geld herausbekommen, alsdann kein Gewerbe; wenn ichs aber möglich mache,
daß ein Mann, oder ein Mädchen sieht, daß sie durch ihre Handarbeit mehr erwerben können, als durch
eine kleine Cultur von ein bis zwey Juch. [ca. 0,4 bis 0,8 ha], so werden viele solche kleine Bauern von
selbst vom Bauernwesen abstehen, bey den Theilungen ihre Güter einem Bruder überlassen ...Es werden
, dachte ich, dann nach und nach keine Bauern mehr unter vier bis sechs Juch. [ca. 1,6 bis 2,4 ha]
Güter, sich auf das Bauern wesen legen wollen.116

Die finanzielle Förderung der Vogel'schen Fabrik in Emmendingen verfolgte mit dem zugeordneten
Waisenhaus überdies eine sozialpädagogische Absicht. Ob die vom Staat (das heißt
in diesem Fall: von Johann Georg Schlosser) bejahte und geförderte „industrielle" oder „fabrikgemäße
" Kinderarbeit zu vertreten sei, war allerdings schon damals umstritten.117

Es bleibt zum Schluss eine grundsätzliche Frage, die zu beantworten jedoch über den Gegenstand
dieses Beitrags hinausginge. War die praktizierte und von Galler akzeptierte Wirtschaftspolitik
des badischen Hofes erfolgreich - im Blick auf das tatsächlich Erreichte118 und
im Blick auf die selbstgesteckten merkantilistisch-kameralistischen Ziele119?

116 Johann Georg Schlosser: Schreiben an *** über Herrn Schlettweins, Etwas, die Markgrafschaft Hochberg
glücklich zu machen; in dessen neuesten Archiv I Buch s. 443, in: Journal von und für Deutschland 1786, S.
113f.

117 Vgl. Gemmert (wie Anm. 110), S. 109-112 (aus einem positiv gehaltenen Bericht von 1787). Dagegen die Stellungnahmen
des Superintendenten Sander und des Karlsruher Kirchenrats, Zimmermann (wie Anm. 15), S.
103f., ferner Schmölz-Häberlein (wie Anm. 82), S. 106f.; Dies, (wie Anm. 110), S. 361-363.

118 Straub (wie Anm. 15), S. 143-148, betont die „Stabilisierung der agrarischen Produktion im Oberland", die
auch in Krisenjahren Hungersnöte verhindert habe.

119 Knortz (wie Anm. 14), bes. S. 514-516, kommt zu einem negativen Urteil.

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