Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 106
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0106
Doch zwischen Laßberg und Hug wechselten Handschriften nicht nur als Geschenke. Entsprechend
den unterschiedlichen Interessenschwerpunkten der beiden wurden Handschriften
auch getauscht, und Laßberg vermittelte und verkaufte auch an Hug. Es ließ sich nachweisen,
dass insgesamt elf der Handschriften aus dem Nachlass Hug auf Laßberg zurückzuführen sind.
Die heutige Hs. 372 in der Universitätsbibliothek Freiburg etwa, eine kunstvoll illuminierte italienische
Handschrift der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts mit Suetons Geschichte der römischen
Kaiser ging nachweislich 1830 durch Kauf von Laßberg an Hug.10 Laßberg hatte sie in Mainz
erworben; Vorbesitzer war der kurmainzische Bibliothekar Franz Josef Bodmann (1754-1820).
Da in der Sammlung Hug noch weitere reich verzierte Humanistenhandschriften aus Italien mit
Texten antiker Autoren Bodmann als Vorbesitzer ausweisen und sie weitere auffällige Gemeinsamkeiten
zeigen, darf geschlossen werden, dass diese Handschriften den selben Weg in
die Freiburger Sammlung genommen haben.

Allen Handschriften im Nachlass von Johann Leonhard Hug gemeinsam ist ihre besondere
künstlerische Qualität. So mag es nicht erstaunen, dass eine der wertvollsten Handschriften im
heutigen Bestand der Universitätsbibliothek Freiburg ebenfalls diesem Nachlass entstammt: ein
um 1070/1080 im Kölner Raum entstandenes und für den Gebrauch in St. Viktor in Gladbach
nachgewiesenes Sakramentar (Hs. 360a).11 Diese Handschrift mit Texten des Messkanons und
der Sakramentenspendung ist kostbar ausgestattet mit über 40 Zierseiten und ganzseitigen Miniaturen
, die stilistisch nach Köln verweisen und der strengen Gruppe der ottonischen Kölner
Malerschule zugeordnet werden können. Die Zierseiten in Deckfarbenmalerei mit Gold, Silber
und Purpurgrund tragen den Kalender für die Erzdiözese Köln; ganzseitige Miniaturen zeigen
Papst Gregor I., dann die von einem Engel getragene Initiale V vom Beginn der Präfation (Vere
dignum et justum est...), Blatt 15v schließlich trägt das Kanonbild, ein Kruzifixus als Initiale
T (Te igitur ...). Während die Gregor-Miniatur mit ihren antikisierenden Stilelementen das be-
wusste Anknüpfen an die Antike in ottonischer Zeit aufgreift (Abb. 4), findet die Darstellung
des toten Christus am Kreuz im Kanonbild zu einem für die Buchmalerei dieser Zeit eigenen
sehr ernsten und versunkenen Ausdruck. Wie Johann Leonhard Hug die heutige Handschrift
360a erwerben konnte, ist unbekannt. Sie ist aber ein augenfälliger Beleg, dass bei der Auswahl
liturgischer Handschriften Hug ästhetische und künstlerische Aspekte besonders gewichtete
.

Franz Karl Grieshaber

Doch die als Professorenvermächtnisse des 19. Jahrhunderts in die Freiburger Universitätsbibliothek
gelangten Bücher- und Handschriftensammlungen wären allein mit dem Nachlass von
Johann Leonhard Hug nur unvollständig beschrieben, ebenso das Netzwerk der sammelnden
und miteinander kommunizierenden Gelehrten um Hug. Zu nennen ist hier vor allem Franz
Karl Grieshaber (Abb. 5), der 1861 testamentarisch große Teile seiner Bibliothek der Frei burger
Universität vermachte und aus dessen Nachlass - ebenfalls nach Rechtsstreitigkeiten um
einzelne Stücke - schließlich 44 meist theologische Codices, 66 lateinische und deutsche mittelalterliche
Handschriftenfragmente und zahlreiche Inkunabeln Eingang in die heutigen Historischen
Sammlungen der Bibliothek fanden.12 Die meisten der Handschriften tragen einen
eigenhändigen Besitzvermerk Grieshabers und können daher eindeutig seiner Sammlung zugewiesen
und innerhalb des Gesamtbestands von Handschriften in der Universitätsbibliothek
auch heute durchaus noch als geschlossene Gruppe erfasst werden.

10 UBF, Hs. 372; Beschreibung in Hagenmaier (wie Anm. 5), S. 109.

11 UBF, Hs. 360a; Beschreibung in Hagenmaier (wie Anm. 5), S. 94-96.

12 Winfried Hagenmaier: Die Handschriftensammlungen Franz Karl Grieshabers (1798-1866) in der Universitätsbibliothek
Freiburg im Breisgau, masch., Köln 1975.

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