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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 126
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mälern ausschließlich Bildhauer, sondern auch Kunstmaler zum Zug. Dieser Berufsstand hatte
bislang ebenfalls über Auftragsnot zu klagen gehabt, die sich auch durch vereinzelte Aufträge
für Porträts hochrangiger NS-Führer nicht ausgleichen ließ. Werner Holl, einer der drei Künstler
, die mit ihrem Entwurf eines Hitlerporträts nicht hatten überzeugen können, war hoch verschuldet
und schon länger nicht mehr in der Lage, seine Mietschulden bei der Stadt zu begleichen
. So bot er im Juni 1937 dem Oberbürgermeister ein Gemälde an, das den Führer inmitten
einer Gefolgschaft von Arbeitern, etwa bei dem Besuch eines großen Industriewerkes
darstellte (Abb. 15). Tatsächlich besichtigte Oberbürgermeister Kerber das Werk im Atelier des
Künstlers, konnte sich zu einem Ankauf jedoch nicht durchringen.29 Dennoch sollte sich das
engagierte Betteln des malenden Parteigenossen letztlich auszahlen, erhielt er doch den Auftrag
für ein Wandgemälde im Treppenhaus des neuen „Gemeinschaftshauses" in der Mooswaldsiedlung
, wo er ein Motiv zur Hitlerjugend ausführen sollte.30 Entgegen aller Erwartungen
übertraf der Entwurf für das Wandbild H-J auf dem Schauinsland (Abb. 16) Bürgermeister
Hofners Ansprüche bei weitem, denn er bemerkte nach einem Atelierbesuch im März 1938:
Das Werk verdient s.Z. eine günstigere Unterbringung als es jetzt im Treppenhaus des Gemeinschaftshauses
möglich ist.M Da seit Mitte der 30er-Jahre der Bau von HJ-Heimen Hochkonjunktur
hatte - für Freiburg waren bereits sieben in der Planung - konnte ohne Mühe ein
„besserer" Ort für das Gemälde gefunden werden.32 Als erstes sollte als Abschluss der Schen-
kendorfstraße zum Karl-Winter-Platz (dem heutigen Englerplatz) hin das HJ-Heim in Haslach
fertiggestellt werden, und hierfür gestaltete Holl nun sein HJ-Bild - Öl auf Sperrholz - in einer
Größe von 4,50 m x 2,30 m. Wegen der allgemeinen Raumnot wurde das noch im März
1941 eröffnete HJ-Heim vorläufig als Schule genutzt - was der geplanten Funktion des Wandgemäldes
als optischer Indoktrination für die Jugend natürlich keinerlei Abbruch tat.33

Der bedeutendste Auftrag für die malerische Ausstattung eines Gefolgschaftsraumes ging an
den Maler Adolf Riedlin, der seinen Zug der Arbeitsmänner für den Aufenthaltsraum des zur
Anlage des neuen Gaswerks gehörenden „Wohlfahrtsgebäudes" realisieren konnte. Er hatte im
Dezember 1935 den hierfür ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen, Anfang März 1937
konnte die Fertigstellung des von NS-Pathos triefenden Monumentalfreskos gemeldet werden.
Es zeigt eine 13 Mann starke Arbeiterkolonne, die auf zwei Arbeitslose, einen sitzenden Alten
und einen stehenden Jüngeren, zumarschiert. Der „Führer" und der „Alte" haben den rechten
Arm zum „Hitlergruß" erhoben. Die zeitgenössische Kritik sparte nicht an Lob für dieses Werk,
das vom Kunstwollen des Dritten Reiches nach Inhalt und Darstellung eine höchst beredte
Sprache redet?* 1948 wurde das Gemälde entnazifiziert: Der rechte Arm des „Kolonnenführers
" wurde ebenso wie derjenige des Sitzenden von Riedlin höchstpersönlich übermalt und um

29 Vgl. Notiz zur Sprechstunde des OB, 4.6.1937 und Vermerk vom 12.6.1937. in: StadtAF, C4/X/20/11. Schlippes
Beschreibung datiert vom Februar 1939, als er nach einem Weg suchte, Holl zu entschädigen und vorschlug, das
Gemälde für 1.()()().- RM zu erwerben, denn: Dieses Bild wäre wohl geeignet, in einem der Gefolgschaft eines
stüdt. Betriebes dienenden Raum als Führerbild verwendet zu werden. Schlippe an Bürgermeisteramt, 4.2.1939,
in: Ebd. Holl hatte nach dem Besuch des OB an diesem Bild weitergearbeitet. Die hier abgebildete Version zeigt
den Zustand vom Mai 1938. Zum Ankauf sollte es trotz der Schlippe'schen Fürsprache nicht kommen.

30 Es war nicht das erste Mal, dass Holl seine Parteimitgliedschaft nutzte. Bereits einige Zeit zuvor hatte er sich als
Hilfsrestaurator im Augustinermuseum verdingen können. Allerdings waren seine Leistungen offenbar dermaßen
schlecht, dass Museumsdirektor Werner Noack schließlich seine Entlassung durchsetzen konnte. Vgl. Mumm
(wie Anm. 28), S. 34.

31 Aktennotiz Hofner, 12.3.1938, in: StadtAF, C4/X/20/11.

32 Vgl. Der Alemanne, 29.3.1939. Für die Planung der HJ-Heime waren mit Stammführer Böhler eigens ein Beauftragter
für HJ. Heimbeschaffung und mit Prof. van Taak ein Bauberater der HJ. für Baufragen installiert
worden. Vgl. Schlippe an Bürgermeisteramt, 19.2.1937, in: StadtAF, C4/II/13/14. Siehe auch StadtAF, C4/II/6/6.

33 Vgl. StadtAF. C4/II/4/1.

34 Freiburger Zeitung. 10./11.4.1937.

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