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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 129
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0129
nen Lettern der Schriftzug Dem ewigen Deutschtum. Anlässlich der Übergabe des Gebäudes
erläuterte NS-Kultusminister Wacker den Sinn der Parole: Dieser stolze neue Bau [...] verwirklicht
in seiner Geschichte und Zweckbestimmung Gedanken nationalsozialistischen Schaffens
. Und dem wird ganz besonders Ausdruck gegeben durch die neue Inschrift, die stets Wahlspruch
dieser altehrwürdigen Kulturstätte des Grenzlandes sein möge: „Dem ewigen Deutschtum
".39 Die Betonung, dass der Freiburger Universität als „Grenzlanduniversität" eine
besondere Aufgabe zukomme, zog sich - nicht nur an diesem Tag - wie ein roter Faden durch
alle Reden.40 An der Westseite des Gebäudes ließ man außerdem ein von dem Freiburger Bildhauer
Dietrich gestaltetes Relief anbringen, welches das neue Hoheitszeichen, einen Adler mit
Hakenkreuz, zeigte.41 Dieses befand sich bis 1945 unmittelbar über dem Wappen der Universität
. Noch heute ist die kartuschenartige Form zu erkennen, aus der nach 1945 das nationalsozialistische
Hoheitszeichen entfernt wurde.

Die konkrete Heldenverehrung fand im Innern des Gebäudes statt: Hier wurden am Tag der
Einweihung auch zwei Gedenktafeln für Albert Leo Schlageter und Karl Winter - beide hatten
in Freiburg studiert - an die Universität übergeben.42 Der inzwischen amtierende Rektor Friedrich
Metz sprach den Tafeln schon auf den Einladungskarten Denkmalcharakter zu, indem er
folgenden Text drucken ließ: Die Albert-Ludwigs-Universität setzt den Vorkämpfern des neuen
Deutschlands Albert Leo Schlageter und Dr. Karl Winter durch die Errichtung von Ehrentafeln
ein bleibendes Denkmal.

Ob Schlageter in Freiburg an Lehrveranstaltungen teilgenommen hat, ist nicht nachgewiesen
. Formal immatrikuliert war er im WS 1915/16 für katholische Theologie und seit 10. Januar
1919 bis zum WS 1919/20 in Nationalökonomie.43 Gegen ein aktives Theologiestudium
spricht, dass er spätestens seit März 1915 am Ersten Weltkrieg teilnahm. Nach der Demobilisierung
schloss er sich den Freikorps im Baltikum an. 1923 zog er ins Ruhrgebiet, um dort Sabotageaktionen
gegen die französische Besatzung zu verüben. In Essen wurde er schließlich
verhaftet, von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und erschossen 44 Bis
heute ist umstritten, ob Schlageter überhaupt Mitglied der NSDAP war. Auf jeden Fall gehörte
er dem Jungdeutschen Orden an, einer militärische(n) Hilfstruppe der Konterrevolution.^5 Dies
genügte den Nationalsozialisten, um ihn zum „Helden der Bewegung" zu stilisieren.46

39 Der Wortlaut der Rede wurde veröffentlicht in: Völkischer Beobachter (süddeutsche Ausgabe), 19.11.1936, in:
UAF, B1/160.

40 Die Redebeiträge sind zusammenfassend ausgewertet in: Marc Mück: „Dem ewigen Deutschtum", Inschriften und
Symbole an der Universität im Zeichen des Nationalsozialismus, in: John (wie Anm. 37), S. 35-42, hier S. 39f.

41 Vgl. Gerhard Kabierske: Der Architekt Hermann Billing (1867-1946). Leben und Werk (Materialien zur Bauforschung
und Baugeschichte 7), Karlsruhe 1996, S. 282. Für die Freiburger Universität hatte das Kultusministerium
ursprünglich ein Hakenkreuz als Symbol vorgeschlagen, das die Aussagekraft des Baus, der gleichsam
von einer Regierung des Dritten Reiches geschaffen worden sei, erhöhen solle. Besprechungsprotokoll über die
Wiederherstellung des Kollegiengebäudes, 20.2.1935, in: UAF, Bl/4044.

42 Im Juli 1936 hatte der Rektor die Stiftung einer Tafel für Schlageter beim Kultusministerium angeregt. Von dort
kam knapp zwei Monate später zusammen mit der Genehmigung auch der Auftrag, für Winter ebenfalls ein Erinnerungszeichen
anzubringen. Vgl. den entsprechenden Briefwechsel in: UAF, B1/160.

43 Vgl. undatierte Notiz in den Rektoratsakten der Universität vom 7. oder 8.6.1923, in: UAF, Bl/30; Mück (wie
Anm. 40), S. 38.

44 Vgl. den Lebenslauf in: Manfred Franke: Albert Leo Schlageter. Der erste Soldat des Dritten Reiches. Die Ent-
mythologisierung eines Helden, Köln 1980, S. 24-28.

45 Kurt Finker: Jungdeutscher Orden (Jungdo) 1920-1933, in: Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen
und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789-1945), Bd. 3, hg. von Dieter Fricke u. a.,
Köln 1985, S. 138-148, hier S. 138; vgl. Franke (wie Anm. 44), S. 1 lOf; Mück (wie Anm. 40), S. 38.

46 Vgl. Sabine Behrenbeck: Der Kult um die toten Helden. Nationalsozialistische Mythen, Riten und Symbole
1923 bis 1945 (Kölner Beiträge zur Nationsforschung 2), Vierow bei Greifswald 1996, S. 173. Zur Haltung der
Universität gegenüber ihrem ehemaligen Studenten seit 1923 vgl. Ute Scherb: „Dem Freiburger Studenten Alb.
Leo Schlageter aus Schönau im Schwarzwald": Heldenverehrung an der Universität Freiburg, in: Freiburger Universitätsblätter
145 (1999), S. 143-154.


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