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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 133
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Arno Breker am Oberrhein? Der Freiburger Bildhauer Hellmuth Hopp

Im Mai 1936 erstellte das Hochbauamt auf Weisung des badischen Kultusministeriums eine
Liste von Freiburger Künstlern. Die Rangfolge der acht Bildhauer, die daraufhin benannt wurden
, war von hiesigen Vorlieben nicht unbeeinflusst: Als erster wurde nämlich Hellmuth Hopp
aufgeführt: Jüngerer sehr begabter Künstler, der sich für monumentale Aufgaben ausgezeichnet
eignet. Hopp sollte denn auch während des Dritten Reiches zum wichtigsten Freiburger
Bildhauer avancieren. Er wurde jedoch nicht erst nach dem 30. Januar 1933 entdeckt. Als die
Umsetzung der Brunnenplanungen für die Wiehre Ende 1932 Gestalt annahm und der Stadtrat
am 4. Januar 1933 die Realisierung beschloss, war Hopp bereits im Gespräch - und erhielt
selbstverständlich den Auftrag.62 Wohl zu Recht verstärkte sich Mitte der 30er-Jahre nicht nur
in Künstlerkreisen der Eindruck, dass Hellmuth Hopp besonders bevorzugt würde. Nicht nur
hatte er im Auftrag der Stadt bis Dezember 1935 den Mütterbrunnen in der Wiehre, eine Plastik
am Schulhaus Betzenhausen sowie ein Arbeiterstandbild für das neue Gaswerk63 gestaltet
(Abb. 21), sondern nun sollte er auch noch den Auftrag für die bildhauerische Verschönerung
des Verkehrsgebäudes erhalten. Seine Stellung blieb in den folgenden Jahren jedoch keineswegs
unumstritten. Als er 1936 die Eingangshalle der Friedrichsbaulichtspiele ausgestaltete,
erregte er bei den nationalsozialistischen Kulturwächtern Anstoß. Pikanterweise hatte er gerade
mit dieser Arbeit deren Geschmack in besonderer Weise treffen und ein überzeugendes Beispiel
„nordischer'' und somit „arischer Kunst'* liefern wollen. Der Kreiskulturstellenleiter der
Propagandaleitung beschwerte sich jedoch im Oktober 1936 bei OB Kerber über diese zwei Arbeiten
, deren eine in nationalsozialistischen Kreisen ganz besonderes Befremden hervorrief.
Während bei seiner ersten Arbeit auf der Wandtafel eines Brunnens unter Nachahmung überlebter
prähistorischer Formtechnik er allerlei Figuren einkratzte, füllte er die an einer Säule
angebrachten Kacheln mit einer Ornamentik, die vielleicht an altnordische Symbole anklingen
sollte. In Wirklichkeit erwacht im Beschauer der Verdacht, daß der Bildhauer hier anthropo-
sophische und freimaurerische Geheimzeichen verwendet habe.64

Das Misstrauen richtete sich nicht nur gegen Hopps Gestaltungsideen, sondern auch gegen
seine Person. Die Tatsache, dass er kein Parteimitglied war, wurde nun gegen ihn verwendet.
Schließlich schaltete sich Kunstmaler und NSDAP-Stadtrat von Freyhold in die Angelegenheit
ein und entlastete Hopp insofern, als er den Auftraggeber, einen Architekten, als ehemaligen
Freimaurer der geistigen Urheberschaft beschuldigte.65 Von Freyhold machte sich gleichzeitig
für Freiherrn von Kittlitz stark, einen anderen Freiburger Bildhauer, der womöglich die Angriffe
gegen Hopp lanciert hatte.66 Am 15. Oktober 1936 hatte sich der Freiherr, der auch SA-
Obertruppführer war, beim badischen Reichsstatthalter Wagner mit Blick auf Hopp über die
Auftragsvergabepolitik der Stadt Freiburg beschwert.67 Von Kittlitz' Vorgehen und von

ö Hofner an Kerber. 31.12.1932, in: StadtAF. C4/VI/4/1.

63 Die Figur wurde am 17. März 1936 auf dem Terrain des neuen Gaswerks in der Tullastraße aufgestellt und befindet
sich heute in Ebnet. Vgl. StadtAF, C4/II/14/5; Sylvia Grob: Hellmuth Hopp. Steingewordene Ideologie,
in: Skulptur in Freiburg. Kunst des 20. Jahrhunderts im öffentlichen Raum, hg. von Michael Klant, Freiburg
1998. S. 52-54, hier S. 53. Zum Mütterbrunnen vgl. Ute Scherb: „Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen
*'. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg
im Breisgau 36). Freiburg 2005, S. 146f.

64 Kreiskulturstellenleiter an Kerber, 16.10.1936, in: StadtAF, C4/X/20/11. Hieraus auch die beiden folgenden Zitate.

65 Vgl. Freyhold an Kerber. 4.11.1936, in: Ebd. Vgl. auch: Mumm (wie Anm. 28), S. 86.

66 Freyhold regte den Beschluss an, Wilhelm Freiherr von Kittlitz in erster Linie und dauernd bei bildhauerischen
Aufgaben von den Ämtern der Stadt zu berücksichtigen, denn: Kittlitz hat sich ein Anrecht erworben auf Förderung
und bildhauerische Beschäftigung durch seine selbstlose, unermüdliche Arbeit für die Bewegung. Freyhold
an Kerber, 4.11.1936, in: StadtAF, C4/X/20/11.

67 Siehe hierzu den Antwortbrief von Reichsstatthalter an von Kittlitz, 6.11.1936, in: Ebd. Von Kittlitz war auf der
im Juni 1936 an Karlsruhe gesandten Bildhauerliste nach Hopp als zweiter erwähnt worden, wobei man ihm eine
gute Begabung für Bildnisse und dekorative Arbeiten bescheinigt hatte.

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