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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 137
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chem Bombenziel. Seiner Bitte wurde stattgegeben - das französische Militär ließ die im NS-
Propagandastil geschaffenen Sandsteinfiguren am ursprünglich geplanten Ort beidseits der
Freitreppe des nunmehr von den Besatzern als Casino genutzten Gebäudes montieren. Die Beweggründe
für diese Entscheidung lassen sich heute nicht mehr klären.80

Ebenfalls noch nach Kriegsende aufgestellt wurden zwei Skulpturen des Bildhauers Nikolaus
Röslmeir, als dessen wichtigstes Werk der Freiburger Bertoldsbrunnen gilt. Er hatte 1936
einen von der Stadt ausgeschriebenen Wettbewerb zur künstlerischen Ausgestaltung des Mösleparks
gewonnen und war im folgenden Jahr mit der Realisierung betraut worden. Die Aufgabe
hatte darin bestanden, den dort geplanten Kinderspielplatz mit plastischem, monumental
wirkenden Schmuck auszustatten, dessen Motive [...] möglichst dem Lehen des Jungvolks des
III. Reichs zu entnehmen waren. Gefordert war ein Ensemble von zehn Einzelfiguren und einer
BannergruppeS]. Gartenamtsdirektor Schimpf vermittelte dem Bildhauer die Modelle, indem
er beim Direktor der Erich-Ludendorffschule für Röslmeir die Erlaubnis einholte, in der
Schule einige rassisch gute Jungens im Alter von ca. II Jahren auszuwählen^2 Im Dezember
1940 waren vier Figuren vollendet, die jedoch während des Krieges nicht ins Freie gestellt werden
sollten und somit ihre Vorbildfunktion für die Jugend nie ausüben konnten. Allerdings
drängte die Stadtverwaltung bis 1945 auf Vollendung der Skulpturen. Noch im Januar 1945,
zwei Monate nach der Zerstörung der Stadt durch einen verheerenden Luftangriff, ersuchte der
Gartenamtsdirektor die Kämmerei um Gelder für die Fertigstellung. Mit Bedauern musste er
Röslmeir schließlich mitteilen, dass bei der gegenwärtigen Kriegslage nur zwangsläufige Ausgaben
gemacht werden dürfenP

Zwei der Figuren wurden nach Kriegsende entnazifiziert und zu Pfadfindern, einem „Kartenleser
" (Abb. 25) und einem „Ranzenträger", umgearbeitet und für einige Zeit in der Anlage
der Betzenhausener Schule, also tatsächlich an einem in erster Linie von Kindern und Jugendlichen
besuchten Ort aufgestellt, wo die hier gezeigten Fotografien entstanden. Auf Dauer
konnte dieser Standort vor der modernen Pädagogik nicht bestehen und so wurden die Figuren
in den Innenhof des Augustinermuseums verbracht. Heute befinden sie sich im Depot der Städtischen
Museen.84

Auf kleinen Schildern ein Zeichen setzen: Straßennamen als Denkmalersatz

Auch auf einem anderen Feld wurden im Freiburger Stadtbild während der NS-Zeit deutliche
Zeichen gesetzt: Mit vergleichsweise geringem Aufwand war es möglich, über Straßenbenennungen
„erzieherisch" auf die Bevölkerung einzuwirken. Schon wenige Wochen nach der
Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurden Überlegungen angestellt, ob in Freiburg
ein Platz oder eine Straße den Namen Adolf Hitlers tragen sollte. Der Anstoß dafür war von
außen gekommen. Nachdem die „Freiburger Zeitung" am 27. März 1933 berichtet hatte, dass
in Baden-Baden der Stadtrat einstimmig beschlossen habe, den dortigen Theaterplatz in Adolf-

80 Vgl. ebd.. S. 33.

81 Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen für bildhauerischen Schmuck der Stadt Freiburg im Breisgau.
15.3.1936; vgl. Gartenamt an OB Abt. III und IV, 30.11.1937, in: StadtAF, D.Ga 25/3.

82 Schimpf hatte dem Freiburger Oberbürgermeister außerdem vorgeschlagen, den Park der Jugend des Dritten Reiches
zu widmen und ihm nach Fertigstellung den Namen eines jugendlichen Kämpfers der nationalsozialistischen
Bewegung zu geben. Schimpf an Ganter, o. D. [April/Mai 1938]. in: Ebd. Angesichts dieser Äußerungen befremdet
die noch im Jahr 2005 veröffentlichte Einschätzung sehr. Schimpf sei den Nazis gegenüber kritisch eingestellt
gewesen, Andreas Meckel: Die „Hitler-Eiche". Ein Freiburger Schelmenstück im „1000-jährigen
Reich", in: Freiburger Almanach 56 (2005), S. 49-55. hier S. 51.

« Vgl. StadtAF, D.Ga 5/4 Plastiken.

84 Vgl. Ute Stipanits: Der Bildhauer Nikolaus Röslmeir und sein Hauptwerk, der Freiburger Bertoldsbrunnen. Mit
Werkverzeichnis, unveröffentlichte Magisterarbeit, Freiburg o. J., S. 7 und Anm. 12; Peter Kalchthaler: Nicht
nur der Bertoldsbrunnen. Nikolaus Röslmeier, in: Freiburger Almanach 39 (1988), S. 119-124, hier S. 121.

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