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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 145
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0145
Zwangsarbeit in Freiburg während des Zweiten Weltkriegs

Von

Ulrich P. Ecker

Als Ende der 1990er-Jahre die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" auf den Weg
gebracht wurde, die Entschädigungsleistungen an ehemalige Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeiter in Deutschland aus Mitteln des Bundes und der Wirtschaft bereitstellen und
verteilen sollte, da war die Zwangsarbeitergeschichte und die Auseinandersetzung mit ihr in aller
Munde. Sie wurde im Vorfeld der Gesetzgebung lebhaft und strittig diskutiert, und zwar
nicht nur hierzulande. Schon während der Auszahlung der 5,1 Milliarden Euro aus dem
Stiftungsfonds an die Betroffenen, die nach einem aufwendigen und mühseligen Antrags- und
Prüfungsverfahren zustande kam und die gewiss in vielen Fällen segensreich, in anderen aber
auch mit Härten und Enttäuschungen verbunden war, begann aber das öffentliche Interesse an
der Zwangsarbeiterthematik nachzulassen. Heute ist sie aus dem Bewusstsein des Normalbürgers
bereits wieder weitgehend verdrängt.

Die Stadt Freiburg, die damals, auf dem Höhepunkt der Debatte im Mai 2001, sozusagen als
Soforthilfe in Anbetracht des sich immer wieder verzögernden Auszahlungsbeginns eine eigene
städtische Entschädigungsleistung an ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen im
Stadtgebiet beschlossen hatte, ist allerdings immer noch mit dem Thema befasst. Erst 2007 hat
sich nämlich die russische Zwangsarbeiterstiftung bereitgefunden, sich mit der Stadt vertraglich
über die Zahlung an ihre betroffenen Landsleute zu einigen, so dass nun endlich auch die
letzten Gelder fließen können.1

Wie viele Zwangsarbeiter gab es in Freiburg?

Als der Gemeinderat im Mai 2001 entschied, allen noch ermittelbaren und lebenden ehemaligen
Zwangsarbeitern, die während des Zweiten Weltkriegs auf dem Gebiet der Stadt Freiburg
bei öffentlichen Einrichtungen, privaten Betrieben und Haushalten eingesetzt waren, eine
einmalige Zahlung zu gewähren, waren noch keine Zahlen über den Umfang des Zwangsarbeitereinsatzes
in der Stadt bekannt. Nach bruchstückhaften Unterlagen im Stadtarchiv war der
Einsatz von 3.444 Personen als Zwangsarbeiter schriftlich und mit Namen dokumentiert.
Weitere Recherchen förderten immer mehr Fälle ans Tageslicht. Namentlich nachweisbar sind
in der mit Hilfe des Freiburger Büros für ungewöhnliche Maßnahmen eingerichteten Datenbank
des Stadtarchivs inzwischen fast 5.000 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in
Freiburg. Es waren aber wohl noch entschieden mehr. Angaben in einem Schreiben des
Ernährungsamtes Freiburg vom Dezember 1944 an den Oberbürgermeister über die Zahl der
nicht einheimischen Lebensmittelkarten- und Gemeinschaftsverpflegungsempfänger in der
Stadt deuten auf insgesamt 9.400 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen hin.2

1 Niederschrift eines Vortrags, der von mir als Leiter des Stadtarchivs bei der Veranstaltung der Stadt Freiburg
i. Br. zum Auschwitztag am 27. Januar 2008 im Kaisersaal des Historischen Kaufhauses am Münsterplatz
gehalten wurde.

i Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), C4/XII/14/10.

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