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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 167
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0167
Dokument geht hervor, dass der Absturz der NG200 noch einmal, 21 Tage nach dem Ereignis,
am 18. Dezember 1944 um 22.50 Uhr durch die Fliegerhorstkommandantur E(v) 234/VII per
Fernschreiben an das „Dulag Luft" in Oberursel gemeldet wurde.31 Die darin enthaltene
Angabe über das Schicksal der Mannschaft - vier tot, drei unbekannt - ist unzutreffend. Zum
Zeitpunkt der Besichtigung der Absturzstelle durch die oben genannte Fliegerhorstkommandantur
oder deren Werftabteilung in Freiburg sind bereits fünf Besatzungsmitglieder am 3. Dezember
1944 ohne erkennbare Bezeichnung der Grabstelle (siehe Meldung vorher) - und somit
außerhalb der Legalität - in einem Bombentrichter bestattet worden.32 Bemerkenswert ist, dass
auch diese erneute Meldung des Absturzes von einer Kommandantur abgegeben wurde, die im
November 1944 nicht mehr an ihrem eigentlichen Standort in Eutingen bei Tübingen, sondern
„im Räume des Luftgaukommandos VII" stationiert war.33 Auch hier wurde die eigentlich in
Freiburg zuständige Fliegerhorstkommandantur E(v)211/XII umgangen. Da die Meldung vom
Leiter der Werftabteilung (v)113/XII Eutingen, unterzeichnet ist, kann man davon ausgehen,
dass diese Werftabteilung noch am Flugplatz Eutingen stationiert war.

Ob die Fliegerhorstkommandantur A7/VII die Fliegerhorstkommandantur E(v)234/VII
angewiesen hat, ihre Werftabteilung mit der Trümmerbeseitigung der Lancaster zu beauftragen,
ist nicht zu klären. Jedenfalls liegt der Gedanke an ein gewolltes Zusammenwirken der beiden
frei beweglichen Kommandanturen nahe. Es liegen keine Gründe vor, warum die zu diesem
Zeitpunkt noch immer zuständige Fliegerhorstkommandantur in Freiburg ein zweites Mal umgangen
wurde.

Die in dem Fernschreiben der Werftabteilung aus Eutingen enthaltene Feststellung, dass alle
Funk- und Navigationsgeräte, die sich im gut erhaltenen Rumpf des Flugzeugs befanden, zerstört
und deren Typen nicht mehr feststellbar waren, hing sicherlich mit dem Auslösen des Detonators
zusammen. Mithilfe dieser Einrichtung konnte der Flugingenieur oder der Pilot diese
Geräte per Knopfdruck unbrauchbar machen. Allerdings war die Funktion doppelt gesichert,
um ein unbeabsichtigtes Auslösen im Rüg zu vermeiden.34 Nach Aussage eines Augenzeugen
waren die Wrackteile lange Zeit frei zugänglich und unbewacht, sodass sich ein Kind, das sich
an einem Maschinengewehr zu schaffen machte, eine Handverletzung zuzog.35 Die Frage, ob
und welche Besatzungsmitglieder möglicherweise den Absturz überlebt haben, kann nicht mit
letzter Sicherheit geklärt werden. Die Beobachtung, dass im Flugzeugwrack zwei oder drei
Fliegerkombis und -hauben lagen, unterstreichen die Möglichkeit, dass Soldaten den Absturz
überlebt haben könnten.36 Fliegerhauben alleine bestätigen jedoch nur die Ausführung der Notfallvorschrift
, nach der die Soldaten ohne Fliegerhaube abzuspringen hatten. Bei diesen Überlebenden
der Mannschaft könnte es sich um den Piloten Strachan, den Mitteobenschützen Holbrook
und den Flugingenieur Jackson gehandelt haben. Durch welches Ereignis Strachan und
Jackson letztlich starben und in die Gruppe der fünf beim Jüdischen Friedhof verscharrten Soldaten
kamen, bleibt ungeklärt.

31 Air Historical Branch (wie Anm. 6).

32 Schreiben vom 31.10.2005, ebd., S. 1, Abs. 3.

33 Mattiello (wie Anm. 29), S. 95.

34 The Lancaster Manual, Section 10 Electrical and Radio Installations, Para 54.

35 Augenzeuge A.

36 Dito.

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