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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 181
(PDF, 36 MB)
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ken und Verletzten. Erst mit der Gründung von Diakonissenhäusern besserte sich die Situation vor allem
armer Kranker. Dort war es auch möglich, dass Frauen als Oberinnen fungierten, jedoch einem männlichen
Theologen als leiter der Anstalt unterstanden.

Die letzten Kapitel ihrer Arbeit widmet Susanne Dietrich der Darstellung des Kampfes von Frauen um
Medizinstudium und Arztberuf in der Neuzeit. Gerade in Deutschland blieb man dabei sehr rückständig,
denn bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren Frauen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, vom
Universitätsstudium ausgeschlossen. In Bologna hingegen wurde bereits 1780 die erste Frau zum Doktor
der Medizin promoviert. Im Deutschen Reich suchte man nach Auswegen: Einige deutsche Frauen konnten
in der damals etwas fortschrittlicheren Schweiz studieren. Allerdings erkannten deutsche Institutionen
ihr Studium im Ausland nicht an. Möglicherweise verursachte diese Diskriminierung bis in unsere Tage
gewisse negative Auswirkungen bei der Ausübung medizinischer Berufe durch Frauen. Wie die Autorin
herausfand, übte im Jahr 1999 jede 4. Frau mit Medizinstudium ihren Beruf nicht aus und die Hälfte von
ihnen hatte keine Fachausbildung abgeschlossen. Eine Frau in medizinischen Führungspositionen ist die
absolute Ausnahme. Aber vielleicht besteht hierbei gar kein so großer Unterschied zwischen den akademischen
Berufen im Allgemeinen.

Man muss sich nach dem Studium dieser Arbeit fragen, wieso denn eine solch menschenfeindliche Entwicklung
in der medizinischen Versorgung möglich war, nachdem in der Antike und in der arabischen und
persischen Blütezeit die Heilkunde - und besonders die Tätigkeit von Frauen hierbei - so hoch geschätzt
wurde. Es ist sicherlich nicht zu bestreiten, dass dies mit dem geänderten Frauenbild zusammenhing. Aber
was bildete den Grund für diese Änderung? Zunächst muss gesagt werden, dass die alten Kulturen und
Religionen dem Körper und seinem Wohlbefinden bereits im Diesseits großen Wert beilegten. Menschen
zu heilen und vor Krankheit zu bewahren, war offensichtlich äußerst wichtig. Frauen nahmen dabei eine
herausragende Rolle ein und waren hoch angesehen. Das Christentum hingegen legte von Beginn an mehr
Gewicht auf ein gottgefälliges Leben und die Sorge um das Seelenheil. Der Körper spielte nur eine untergeordnete
Rolle. Da die Frauen ohnehin als zweitrangig, wenn nicht gar als minderwertig galten, hatten
sie kaum eine Chance mehr in einem angesehenen Heilberuf tätig zu werden. Dies, obwohl sie sich in
der Antike als bestens geeignet zeigten, Krankenpflege und medizinische Forschung zu betreiben. Allenfalls
hochgestellte Frauen schafften es später noch forschend in der medizinischen Wissenschaft tätig zu
sein oder Führungspositionen einzunehmen. Die Folgen dieser Entwicklung sind bis heute spürbar.

Die Arbeit ist gut zu lesen und mit anschaulichen Illustrationen versehen. Leider hat der Verlag - oder
die Autorin - keinen Wert darauf gelegt, durch Anmerkungen kenntlich zu machen, was Sekundärliteratur
und was Originaldokumenten entnommen ist. Das schmälert allerdings den Wert des Buches nicht.

Detlef Vogel

Hartmut Jericke: Begraben und vergessen? Tod und Grablege der deutschen Kaiser und Könige. Von
Kaiser Matthias bis Kaiser Wilhelm II. (1619-1941), DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2007, 126 S.,
S/W-Abb.

Tod und Begräbnis Kaiser Wilhelms II. im Jahre 1941 beenden die dreibändige Darstellung der letzten
Stunden und Ruhestätten deutscher Kaiser und Könige (vgl. „Schau-ins-Land" 126 [2007], S. 267f.). Das
dort Gesagte gilt auch für diesen abschließenden Band. Der behandelte Zeitraum umschließt die Kaiser
des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, beginnend mit Matthias, dessen Tod im Jahre 1619
zugleich eine Wende in der frühneuzeitlichen Staatenwelt in Gestalt des verheerenden dreißigjährigen
Völkerkrieges markiert, und endend mit dem österreichischen Kaiser Karl I., dessen Ableben 1922 gleichfalls
am Ende einer fast 1000-jährigen Epoche monarchischer Herrschaft nach einem noch vernichtenderen
Weltkriege steht. Der Verfasser hat in seinem Verständnis von Österreich als einstigem deutschem Bundesstaate
die Regenten des österreichischen Kaisertums nach der Abdankung Franz I. als römischer Kaiser
im Jahre 1806 ebenso aufgeführt wie die Herrscher des aus dem norddeutschen Bunde gebildeten
kleindeutschen Reiches im Jahre 1871.

Mit Kaiser Matthias verbindet sich aber auch die Verfestigung einer zentralen Grablege der habsburgi-
schen Kaiser in Gestalt der Errichtung einer beständig erweiterten Gruft unter der Kirche des gegenre-
formatorischen Kapuzinerordens am heutigen Neuen Markt in Wien, somit zugleich religiös-politisches
Programm der römisch-deutschen Kaiser in der Wiener Hofburg. Dabei bildete sich frühzeitig ein Begräbnisritual
heraus, das die getrennte Bestattung von einbalsamiertem Leichnam, Herzen und Intestina

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