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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 182
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(Eingeweide) vorsah: Ersterem war die Kapuzinergruft vorbehalten, Herz und Zunge fanden Aufnahme in
der Loreto-Kapelle der Augustinerkirche, seit Joseph II. im neu errichteten „Herzgrüftl" in der Georgskapelle
der Augustinerkirche, die Intestina sowie Hirn und Augen wurden in die Herzogsgruft des Stephansdomes
überführt. Bis auf die Kaiser Ferdinand II. (gest. 1637), der Graz als Grablege bestimmt hatte,
Karl VII. (gest. 1745), der als Wittelsbacher seiner Residenzstadt München den Vorzug gab, und Kaiser
Karl I., der politischer Umstände halber mit dem Exil auf Madeira Vorlieb nehmen musste, fanden alle
anderen römischen-/österreichisch-deutschen Kaiser, nach Exenteration der sterblichen Hülle, ihr letztes
Ruhekämmerlein in der Kirche der Kapuziner. Damit hatte sich, nach frühen vergeblichen Versuchen, eine
zentrale Begräbnisstätte zu institutionalisieren, mit der Erstarkung und Verfestigung habsburgischer
Macht im Heiligen Römischen Reiche auch eine dauerhafte Grablege herausgebildet, die bis zum Ende
des alten Reiches und darüber hinaus des österreichischen Kaiserhauses Bestand haben sollte.

Das preußisch-deutsche Kaiserreich dagegen konnte allein schon der Kürze seiner Dauer wegen einen
einheitlichen Ruheort nicht herausbilden. Dabei waren die hohenzollerschen Regenten durchaus, alleine
schon aus Legitimitätsgründen ihrer jungen Herrschaft, bestrebt, eine repräsentative „Begräbnisstätte für
das königliche Haus" (Friedrich Wilhelm IV.) als Ausdruck des königlichen Staatsverständnisses zu schaffen
, die die alte barocke Gruftanlage im Berliner friderizianischen Dome ablösen sollte. Die Wirren der
Märzrevolution, fehlende Zustimmung des das Budgetrecht besitzenden Landtages und gewandelte architektonische
Vorstellungen, die zum Neubau des Berliner Domes unter Wilhelm II. führten, verhinderten
letztlich dieses Ziel. Das schon für die Bestattung von Königin Luise errichtete Mausoleum diente daher
lange Zeit als Ausweichquartier für die Familie Friedrich Wilhelms III. Leider geht der Verfasser auf
diese Entwicklung nicht ein und verkürzt mit seiner Behauptung, die drei protestantischen Hohenzollern-
kaiser hätten auf eine zentrale Kaisergrablege verzichtet, die lange währenden Intentionen am preußischen
Königshofe zur Errichtung einer solchen dynastischen Ruhestatt in Gestalt eines Camposanto. Dabei mögen
auch die fortschrittlicheren Tendenzen der preußischen Monarchen am Ausgange des 19. Jahrhunderts
dem Gedanken an die barocken Gruftanlagen mit ihren pompösen Sarkophagen abhold gewesen sein.
Letztlich verhinderte die Verbannung Wilhelms ins Doorner Exil - gleich der Beisetzung Karls I. von
Österreich - die Inanspruchnahme bestehender Grablegen in der Heimat. Das Fehlen neuerer Literaturhinweise
bei den jeweiligen deutschen Kaisern erklärt freilich diese Missinterpretation. Auch hätte der Leser
u. a. gerne gewusst, warum Kaiserin Friedrich, wie sich Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha zum
Andenken an ihren verstorbenen Mann Kaiser Friedrich III. fortan nannte, und ihre Töchter dem Trauergottesdienst
in der Potsdamer Friedenskirche lernblieben; solche polilisehen Aspekte erspart der Autor
seinem Lesepublikum weitgehendst. Dass überdies „die Mausoleen der Hohenzollernkaiser in Berlin,
Potsdam und im holländischen Doorn nur noch von einigen wenigen Geschichtsinteressierten aufgesucht"
(S. 125) würden, lässt Zweifel an den spezifisch preußischen Kenntnissen des Verfassers aufkommen.

Ungeachtet dieser Einschränkungen kann auch der dritte Band dieser Reihe durchweg als schnelle und
kurzweilige Information zu Todesart und Grablege der deutschen Kaiser und Könige genutzt werden.

Karlheinz Deisenroth

Christine Krämer: Rebsorten in Württemberg. Herkunft, Einführung, Verbreitung und die Qualität der
Weine vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 7), Jan
Thorbecke Verlag, Ostfildern 2006, 268 S.

Traminer - seit Jahrhunderten steht der klangvolle Namen für edlen Weißwein. Woher die Rebe stammt?
Natürlich aus Tramin in Südtirol bei Bozen. Populäre Medien verkünden es plakativ. Auch traditionsreiche
Nachschlagewerke tendieren in diese Richtung. Der Brockhaus: „Um 1000 erstmals in Tramin erwähnt
", oder der alte Meyer: „Von hier stammt die auch an den Rhein verpflanzte Traminer-Rebe". Die
Historikerin Christine Krämer kann dagegen nachweisen, dass der Traminer in Südwestdeutschland beheimatet
und hier aus Wildreben entstanden ist. Sie sammelte eine Fülle von Belegen - ergiebig waren
Reiseberichte aus dem 15. Jahrhundert von Pilgern oder Besuchern des Konstanzer Konzils - und fügte
sie zu einer schlüssigen Aussage zusammen.

Der Name „Traminer" stand im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit nicht für eine Rebsorte, sondern
für eine Handelsmarke, die soviel wie Qualitätswein bedeutete. Anspruchsvolle Qualitäten wurden
auch als fränkisch oder frentsch bezeichnet, schlichtere Gewächse als hunnisch oder heunisch. Wenn heute
in Tramin Traminer und Gewürztraminer getrunken wird, handelt es sich um Weine aus Reben, die frühe-

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