Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 185
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0185
Karte von 1744, die anlässlich der Belagerung der Stadt im Österreichischen Erbfolgekrieg entstand, dokumentiert
eine besonders drastische Maßnahme: Französische Soldaten bauten einen weit nach Süden
ausgreifenden Umleitungskanal, der östlich der Kartaus begann. Gleich zu Beginn der Belagerung hatten
sie den Gewerbekanal trockengelegt und so die Bevölkerung der Stadt vom Brauchwasser abgeschnitten.

Das erste Drittel des Buches behandelt die Geschichte, eingeleitet von einem Beitrag zu den geologischen
Grundlagen, der Siedlungsgeschichte und der Klimaentwicklung. Unter der Überschrift „Ge-
schichte(n) der alten wilden Treysam" geht es um spektakuläre Hochwasserereignisse, die sich vor dem
Bau des Dreisamkanals regelmäßig einstellten und große Schäden anrichteten, vor allem im Bereich Umkirch
/Neuershausen, wo der Fluss bei geringem Gefälle stark mäanderte. Das Jahrhunderthochwasser von
1896 ist in Fotografien gut belegt. Damals wurden in Zarten Häuser eingerissen, die Kartauswiesen glichen
einem See und in Freiburg stürzte die Schwabentorbrücke unter dem Druck von Wassermassen und
Treibgut zusammen. Diese Naturkatastrophe zeigt, dass die Dreisam auch nach dem Bau des Dreisamkanals
nicht ganz gezähmt war.

Der Bau des 30 Kilometer langen Dreisamkanals, dessen erste Pläne Gottfried Tulla gezeichnet hatte,
wird ausführlich behandelt. 1838 war das Werk vollendet. Doppeltrapezprofil ist ein Stichwort: Das Flussbett
wurde in Trapezform ausgehoben und das Aushubmaterial rechts und links wieder - ebenfalls mit
Trapezquerschnitt - aufgeschüttet. Der Autor macht eine interessante Anmerkung zur sozialen Komponente
der Flussbaumaßnahme: Die damalige Gesetzeslage hätte die Ausführung auf der Basis von
Frondienst erlaubt. Die Arbeiter, die aus den Anrainergemeinden stammten, erhielten jedoch Taglohn, was
sich auf ihre Motivation positiv ausgewirkt habe. Fortsetzung des Dreisamkanals ist der Leopoldskanal,
der bei Riegel zusätzlich das Wasser der Elz und der Glotter aufnimmt. 1842 wurde er eröffnet und nach
dem damals regierenden Großherzog benannt.

In der Rubrik „Nutzungsgeschichte" findet der Freund der Freiburger Stadtgeschichte Informationen
über den Gewerbekanal, die Bächle und die Runzgenossenschaften. Iso Himmelsbach schreibt über die
Entwicklung der Wasserrechte und verfolgt durch die Jahrhunderte, wie immer wieder neu versucht
wurde, dem Gegensatz zwischen gewerblicher und agrarischer Nutzung gerecht zu werden. Erstaunlich,
dass die „Breisgauer Wasserordnung" schon vor über 500 Jahren forderte, dass man dem Fisch seinen
freien Gang lassen solle - ein Thema, das im Großkapitel Zukunftsperspektiven ausgiebig angesprochen
wird. Hintergrund der Fürsorge für die Erhaltung des Lebensraums der Fische, an erster Stelle der Lachse,
war damals nicht die Sorge um das ökologische Gleichgewicht, sondern das Interesse an der Delikatesse
Fisch, die auch zur Einhaltung der Fastengebote eine Rolle spielte.

Stichwörter aus dem Kapitel „Die heutige Dreisam" sind Wasserqualität, Umgang mit Abwasser, Flora
und Fauna im Flussbereich. Bei „Perspektiven für die Dreisam" geht es um Wiederherstellung der Durchgängigkeit
, Verbesserung der Gewässerstruktur durch engagierte Bürger oder Fragen zum Ausbau der
Wasserkraft. Mit der Frage „Was können Sie tun?" verabschieden sich die Autoren von ihren Lesern, in
der Hoffnung, dass die Botschaft des optisch attraktiven und informativen Buches verstanden wurde.

Renate Liessem-Breinlinger

Südbaden unter Hakenkreuz und Trikolore. Zeitzeugen berichten über das Kriegsende und die französische
Besetzung 1945. hg. von Bernd Serger, Karin-Anne Böttcher, und Gerd R. Ueberschär, Rombach
Verlag, Freiburg/BerlinAVien 2006, 488 S.. Faksimilia, Fotos und Karten.

Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes hatten Badische Zeitung und Südwestrundfunk ihre Leser bzw. Hörer
aufgerufen, Erinnerungen an die Zeit unmittelbar vor und nach dem Ende des Krieges 1945 aufzuschreiben
und zur Verfügung zu stellen. Das Echo übertraf weit die Erwartungen der Initiatoren. Besonders aussagekräftige
Zeugnisse haben die Herausgeber ausgewählt, nach Sachbereichen geordnet (u. a. „Zum militärischen
Kampf im totalen Krieg 1944/45": „Kriegsalltag 1944/45"; „NS-Terror bis zum Schluß"; „Niederlage
oder Befreiung?") und den einzelnen Abschnitten ausführliche, abgewogene Einleitungen
vorangestellt. Hilfreich sind Hinweise am Kopf des Berichts auf das Geburtsjahr der Zeugen sowie auf
den Ort oder die Gegend, auf die sich die Aussagen beziehen. In ,Kästen* eingeblendet sind neun biographische
Skizzen (der Freiburger Oberbürgermeister F. Kerber, General J. de Lattre de Tassigny u. a.). Ein
Anhang mit Dokumenten (S. 415-462) sowie ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis laden
zu vertieftem Studium ein. Fotos und Faksimilia könnten den Leser anregen, eigene Dokumente als wertvolle
Quellen zu erkennen und sie einem Archiv anzuvertrauen. Willkommen sind Abkürzungsverzeich-

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