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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 187
(PDF, 36 MB)
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Arbeitssituation veränderte jedoch gravierend Familienleben und soziales Umfeld. Aber das erlebten viele
Badener nicht mehr, denn zwischen 1850 und 1855 wanderten knapp fünf Prozent der Bevölkerung des
Großherzogtums aus, die meisten nach Amerika. Unter ihnen befanden sich auch etliche aus „Besserungsanstalten
". Wer hier blieb, sein Brot nicht verdienen konnte oder gar einen unsittlichen Lebenswandel
führte, riskierte in Arbeitshäusern „erzogen" zu werden. Kindern waren so genannte Rettungs-Anstalten
vorbehalten, um „die Wohlfahrt und die Ruhe des Staates" (S. 51) zu sichern. Ging es nicht eher
um drohende Belastung des Staatssäckels als um das Wohlergehen der Kinder?

Insgesamt bietet das Heft einen ersten Überblick über die wirtschaftlichen und sozialen Probleme in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei allerdings der politische Hintergrund größtenteils ausgespart
bleibt. Ursula Huggle

Wirtschafts- und Sozialgeschichte seit 1918 - Übersichten und Materialien - Gesamtregister, im Auftrag
der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg hg. von Hansmartin Schwarz-
maier und Gerhard Taddey in Verbindung mit Dieter Mertens, Redaktion: Martin Furtwängler und
Michael Klein (Handbuch der baden-württembergischen Geschichte 5), Klett-Cotta Verlag, Stuttgart
2007, XXIV und 1000 S.

Mit diesem Band liegt das - nach dem Historischen Atlas von Baden-Württemberg (1972-1988) - wohl
ehrgeizigste Projekt der Kommission abgeschlossen vor. Von 1992 bis 2003 sind die ersten vier Bände
(Band 1 in zwei Teilen) erschienen.

Im Vorwort deuten A. Schindling und H. Schwarzmaier an, dass Band 5 und das Gesamtwerk beim Benutzer
einen zwiespältigen Eindruck erwecken können. Im I. Teil (S. 1-331) stellen Gert Kollmer-von-
Oheimb-Loup und Hugo Ott Jahrzehnte dar, die durch die beispiellose Katastrophe der nationalsozialistischen
Terrorherrschaft und des Zweiten Weltkriegs, zweimalige Geldentwertung, eine kaum für möglich
gehaltene Erholung, Jahrzehnte des Friedens sowie durch tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen
gekennzeichnet sind. In sechs Kapiteln bahnen die Autoren Wege durch gewaltige Stoff-, Quellen- und
Literaturmassen zur Zeit von 1918 bis 1992: Einführung; Bevölkerung und soziale Verhältnisse; Land-
und Forstwirtschaft; Handwerk und Industrie; Dienstleistungen; Staat und Wirtschaft. In dem imposanten
Panorama einer krisenfesten Region finden auch Themen wie Coca Cola, Sport und Technologietransfer
ihren Platz.

Wer sich zu Fragen der Wirtschaft kundig machen will, sieht sich mit einer Fülle von Daten bedient bis
hin zu Hektarerträgen und der Milchleistung von Kühen, zur Dichte des Sparkassennetzes und zu Produktionszahlen
einzelner Firmen. Für Tiefenschärfe sorgen Rückblenden in die Zeit des Ersten Weltkrieges
und in das 19. Jahrhundert (etwa zur Elektrizitätswirtschaft). Grundlegende Fragen des Sozialbereiches
werden in verschiedenen Zusammenhängen erwähnt, doch leider kaum ausgeleuchtet: Die Bedeutung
von Religion und Konfession, der Umgang mit ausländischen Arbeitskräften, Fundamente des
Bildungs- sowie des Gesundheitswesens. Banken und Bausparkassen werden als Block auf 55 Seiten dargestellt
, der Nationalsozialismus unzusammenhängend und wiederholt fast verharmlosend (S. 38, 40, 44
u.ö.). Die Eingliederung der Vertriebenen wird als „eine herausragende politische und soziale Leistung"
gewürdigt (S. 79). Doch hier und sonst wird über Maßnahmen, Programmen und Strukturen kaum einmal
deutlich, dass die Wirtschafts- und Sozialgeschichte es doch in erster Linie mit arbeitenden und duldenden
Menschen zu tun hat, mit deren Leid und Freude. Unterschiedliche Entwicklungen in Teilen des heutigen
Bundeslandes werden herausgearbeitet, eher mehr, was Auswirkungen der Grenznähe seit 1919 für
Baden angeht, eher weniger hinsichtlich der Zugehörigkeit zur amerikanischen bzw. französischen Besatzungszone
seit 1945. Verzichtet wurde darauf, Aussagen durch Abbildungen und Figuren zu veranschaulichen
oder sie in Form von Tabellen zu verdichten. Schwerer noch wiegt das Fehlen eines Sachregisters
. Nur wer bereit ist, viele engbedruckte Seiten zu studieren, kann sich einen Überblick verschaffen
zu Arbeitsdienst, Arbeitslosen, Arisierung, Demontagen, Entnazifizierung, Frauen, Hunger, Jugend, Konjunkturen
, Krisen, Kühlschrank, Rüstung, Vereinen, Verstädterung, Wasserver- und -entsorgung, Westgrenzfonds
. Das Gesamtregister reiht zwar Seitenzahlen zu , Württemberg' aneinander, auf insgesamt fast
zehn Spalten! Doch zum Wirtschafts- und Sozialbereich hilft es nur weiter, wenn im laufenden Text die
entsprechenden Personen- oder Ortsnamen erwähnt werden, etwa Daimler und Marshall bzw. Friedrichshafen
und Grafeneck.

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