Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 199
(PDF, 36 MB)
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ein Arbeitskreis mit dieser Zielrichtung gegründet wurde. Seit 2006 heißt der Lehrstuhl „Institut für Ethik
und Geschichte der Medizin", mittlerweile geleitet von Karl-Heinz Leven.

Das Buch ist sparsam, aber informativ bebildert: Einige Ordinarien werden bei Eingriffen gezeigt wie
z. B. Gustav Killian, der um 1911 ein selbstentwickeltes Bronchoskop einsetzte, und Erich Lexer, der in
den 1920er-Jahren vor Studenten seine Transplantationschirurgie demonstrierte. Ein frühes Endoskop
stammt von Adolf Kussmaul, der schon 1868 den Gedanken hatte, mittels einer Röhre mit eingebauter Petroleum
-Lampe das Mageninnere zu inspizieren. Portraits, Dokumente und Ansichten ehemaliger Kliniken
und Institute gehören dazu. Auch der Umschlaggestalter ließ Bilder sprechen. Auf einem kleinen Band
zeigt er Ludwig Aschoff, Bertha Ottenstein und die alte Klinik in der Nähe der Ludwigskirche.

Renate Liessem-Breinlinger

Matthias Steinbrink: Ulrich Meltinger. Ein Basler Kaufmann am Ende des 15. Jahrhunderts (Vierteljahresschrift
für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beihefte 197), Stuttgart 2007, 601 S., 9 Abb.

Das Geschäftsbuch des Ulrich Meltinger ist keine unbekannte Quelle. Immer wieder war in den Veröffentlichungen
zur Basler Wirtschaftsgeschichte auf sie Bezug genommen worden (Geering, Wackernagel,
Ehrensperger, Rippmann, Rothmann). So erstaunt um so mehr, dass das Geschäftsbuch bis jetzt keine Edition
erfahren hat. Dankenswerterweise hat sich nunmehr Matthias Steinbrink an diese mühevolle Arbeit
gewagt und eine mustergültige Untersuchung sowie die erste vollständige Edition des umfangreichen
Werks (376 Folio-Seiten!) vorgelegt.

Meltingers Geschäftsbuch ist eine besondere Quelle. Dass sie erhalten geblieben ist, verdanken wir der
Tatsache, dass das Geschäftsbuch 1493 im Rahmen eines Korruptionsprozesses gegen Ulrich Meltinger
vom Basler Rat beschlagnahmt worden ist und deswegen im Gerichtsarchiv verwahrt blieb. Es bietet tiefe
Einblicke in die wirtschaftliche Praxis eines Basler Großkaufmanns im Zeitraum von 1468 bis 1493. Doch
es ist kein Kontobuch, sondern es scheint eher das zentrale Notizbuch, das Hauptbuch eines spätmittelalterlichen
Kaufmanns gewesen sein, in dem er seine Außenstände, deren Verrechnung und Beitreibung vermerkte
. Denn es werden noch weitere, nicht überlieferte Geschäftsbücher erwähnt, wie das Zinsbuch, das
Woll-Buch und ein Vieh-Büchlein. Das verdeutlicht, dass die Geschäftstätigkeit eines spätmittelalterlichen
Großkaufmanns durch eine fortgeschrittene Schriftlichkeit geprägt war.

Nachdem Steinbrink ausführlich Ulrich Meltingers Biographie und Familie vorgestellt hat, geht er auf
dessen vielfältige Geschäftstätigkeit ein. Eng verzahnt finden sich Warenhandel, Kreditgeschäfte, Bergbaubeteiligungen
, Viehverstellungen und die Beteiligung an der berühmten Basler „Großen Gesellschaft".
So verbanden sich bei Meltinger nahtlos die Handelsbereiche Stadt, Umland und Fernhandel. Trotzdem
blieb sein Aktionsradius gegenüber den großen international agierenden Gesellschaften bescheiden und
beschränkte sich im wesentlichen auf den lokalen und regionalen Bereich. Vor allem die für Meltinger
charakteristische Verbindung des Umlandhandels mit dem Messehandel dürfte die weithin übliche Struktur
des spätmittelalterlichen Handels widerspiegeln.

Sein Geschäft war als Familienbetrieb organisiert. Ulrich und seine Frau führten das Geschäft, nur gelegentlich
erfolgten begrenzte Kooperationen mit Partnern, oft aus dem Kreis der Verwandten. Eine besondere
Rolle spielten seine Brüder Martin und Hans, die zeitweise in Freiburg im Üchtland bzw. in Freiburg
im Breisgau wohnten, aber trotz enger wirtschaftlicher Kontakte selbstständig agierten.

Der wirtschaftliche Aktionskreis konzentrierte sich zwar auf ein Gebiet von rund 30 km um Basel, doch
die Messen am Oberrhein und die Städte Freiburg i.Br., Colmar, Freiburg i.Ü., das für seinen Tuch- und
Wollhandel sehr wichtig war, Zürich, Straßburg und Frankfurt zeigen, dass auch darüber hinaus Handelsbeziehungen
bestanden.

Schwerpunkte seines Sortiments waren neben Wolle und Tuchen (ca. 66%) noch Stahl (ca. 10%). Daneben
kamen Honig, Wein und Gewürze sowie zahlreiche andere Güter nur auf geringe Prozentanteile.

Wichtig war seine Beteiligung an der „Großen Handelsgesellschaft", wo er als Rechnungsführer tätig
war. Sie war, wie Steinbrink betont, vor allem eine Kredithandelsgesellschaft, die nur nebenbei Waren verkaufte
, und weniger eine reine Warenhandelsgesellschaft, wie gerne behauptet wird. Hohen Kapitaleinsätzen
standen entsprechend satte Gewinne gegenüber.

Interessant sind die Ausführungen über Meltingers Engagement im Bergbau. Neben Beteiligungen im
elsässischen Bergbaurevier um Plancher-les-Mines war er seit 1489 auch in den Todtnauer Bergbau eingestiegen
. Jedoch nimmt diese Sparte im Geschäftsbuch nur vergleichsweise wenige Seiten ein. Genaue
Angaben über Gewinne finden sich nicht, doch es scheint sich gelohnt zu haben. Er hatte durch geschickte

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