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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0029
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7. Herrenzimmern (vor 1550)21

Das „Vergänglichkeitsbuch", eine bebilderte Handschriftensammlung des Wilhelm Wern-
her von Zimmern, die vor 1550 auf Schloss Herrenzimmern bei Rottweil entstand, enthält
auf Seite 21v eine lavierte Zeichnung der Legende der „Begegnung der drei Lebenden
und der drei Toten" mit Spruchfahnen darüber. Die Lebenden sind mit Krone und
Szepter als Könige in verschiedenen Altersstufen gekennzeichnet. Die von Schlangen umwundenen
Toten tragen ebenfalls Kronen und scheinen mit erhobenen Händen „lebhaft"
auf die Könige einzureden.

8. Zurzach / Kanton Aargau (1568)22

Eine Glasmalerei von 1568, die wahrscheinlich aus der Kirche St. Verena in Zurzach
stammt, zeigt ebenfalls eine Darstellung der Legende der „Begegnung der drei Lebenden
und der drei Toten". In Dialogversen wird geschildert, wie drei zur Jagd ziehende Könige
drei gekrönten Toten begegnen. Darunter steht: Johannes Christopervs Lövchli der ZU
Dechan vnd Chorherr St. Verena Gestift zu Zvrzach Anno domini 1568. Das Glasfenster
soll sich heute in Privatbesitz befinden.

b) Legende von den „Dankbaren Toten"

Diese Legende berichtet davon, dass ein von Räubern verfolgter Ritter durch die aus ihren
Gräbern steigenden Toten, für deren Seelenheil er stets gebetet hat, wenn er an einem Friedhof
vorbeigekommen war, unerwartet Hilfe erhält. Auf den Bildern zu dieser Legende ist meistens
dargestellt, wie der Ritter auf dem Friedhof im Gebet niederkniet, während sich vor der Friedhofsmauer
bereits seine Verfolger zusammenrotten. Die regelmäßigen Gebete des Ritters haben
bewirkt, dass ihm die Toten aus Dankbarkeit zu Hilfe eilen, ihre Gräber verlassen, sich mit
Sensen und Stangen bewaffnen, um die Verfolger von dem Friedhof fernzuhalten. Hier zeigen
sich die Toten - entgegen der weitverbreiteten Meinung dieser Zeit - als Freunde und Verteidiger
eines aufrechten Menschen. Monumentale Bilder mit diesem Motiv häufen sich in der
nördlichen und mittleren Schweiz vor allem im 16. Jahrhundert.

Bereits der Scholastiker Petrus Cantor Parisiensis (ca. 1130-1197) soll diese Legende erzählt
haben. Um 1280 ist sie dann von Jacobus de Voragine in das Volksbuch „Legenda aurea" aufgenommen
und dadurch weit verbreitet worden; u.a. hat 1508 Johann Geiler von Kaysersberg
im Straßburger Münster über dieses Thema gepredigt.23 Die ältesten bekannten Abbildungen
zu dieser Legende stammen allerdings erst aus dem 15. Jahrhundert; sie befanden sich bis 1894
in der bereits angesprochenen Kapelle St. Jakob an der Birs vor den Toren von Basel.

9. Muttenz / Kanton Basel-Landschaft (ca. 1513)24

Um 1513 entstand an der Westwand des alten Beinhauses in Muttenz ein Wandgemälde
(200 x 450 cm) mit der Legende von den „Dankbaren Toten". Das Beinhaus liegt auf der

21 Einzelheiten unter Kapitel IV, Nr. 17.

22 Sörries (wie Anm. 6), S. 82; Adolf Reinle: Der Marktflecken Zurzach - St. Verena-Kirche, München 31970;
Künstle (wie Anm. 14), S. 56.

23 Richard Benz: Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, Jena 1925, S. 845; Johann Geiler von Kaysersberg
: Die Emeis: dis ist das Buch von der Omeissen Straßburg 1517, fol. XXXIXV; Cosacchi (wie Anm. 6),
S. 781f.

24 Hans-Rudolf Heyer/Ernst Murbach: Dorfkirche Muttenz, Basel 1976,21986; Sörries (wie Anm. 6), S. 85;
Deuchler (wie Anm. 17), S. 475f.; Cosacchi (wie Anm. 6), S. 781f. mit Abbildung; Hans-Rudolf Heyer: Die
Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft I (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 57), Basel 1969, S. 358f.

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