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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0036
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zog, Graf, Ritter, Abt, Jurist, Chorherr, Arzt, Edelmann, Edelfrau, Kaufmann, Apotheker,
Nonne, Koch, Bauer, Bettler, Mutter und Kind. Auf den schlicht gerahmten Einzelbildern
ziehen die Todesgestalten ihre Opfer mit sich fort. Standesinsignien und Musikinstrumente
sind die einzigen Dekorstücke. Der Vordergrund wird nur angedeutet; Hintergrund
und Verzierungen fehlen ganz.

Neben anderen Handschriften ist dieser Totentanz Bestandteil eines um 1465 zusammengestellten
Blockbuchs aus dem Besitz des Kurfürsten Ottheinrich von der Pfalz, das
heute als Handschrift in der Universitätsbibliothek Heidelberg verwahrt wird. Blockbücher
wurden unter Verwendung von Holzblöcken mit Bildern und Texten gedruckt, bereits
ehe das Drucken mit beweglichen Lettern erfunden war.

Die Wappen auf den Abbildungen und die Wasserzeichen auf dem verwendeten Papier
lassen darauf schließen, dass dieser Totentanz in Basel entstanden ist.

5. „Kleinbasier Totentanz" in Basel-Klingental / Kanton Basel-Stadt (1450/80)39

Im Kreuzgang des ehemaligen Dominikanerinnenklosters Klingental auf der Kleinbasler
Rheinseite gab es einen zweiten monumentalen Totentanz in dieser Stadt, der aber weniger
bekannt war, weil er im Klausurbereich des Nonnenklosters lag. Die 1293 geweihte
Klosterkirche wurde nach Aufhebung des Klosters (1557) zweckentfremdet. Kreuzgang
und Klostergebäude hat man 1860 unter vollständiger Zerstörung der Wandgemälde abgerissen
.

Die um 1450/80 im westlichen und nördlichen Flügel des Kreuzgangs von einem anonymen
Künstler gemalten, etwa lebensgroßen Figuren des Totentanzes verfielen nach
Aufhebung des Klosters stetig und waren im 19. Jahrhundert nur noch schlecht erkennbar
. Es existiert aber ein Album mit Reinzeichnungen der Bilderfolge des Totentanzes des
Basler Malers Emanuel Büchel (1766/68), das heute im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums
Basel aufbewahrt wird.

Die Bilderfolge zeigte 39 Tanzpaare in der üblichen Ständeordnung nach dem Vorbild
des Großbasier Totentanzes. Der Totentanz begann im Westflügel des Kreuzgangs mit
dem „Beinhauskonzert"; es folgten die Bilder von Papst, Kaiser, Kaiserin, König, Kardinal
, Patriarch, Erzbischof, Herzog, Bischof, Graf, Abt, Ritter, Jurist, Fürsprech, Chorherr,
Arzt, Edelmann, Edelfrau, Kaufmann, Äbtissin und Krüppel. Die Reihe setzte sich im
Nordflügel fort mit Eremit, Jüngling, Wucherer, Jungfrau, Pfeifer, Herold, Schultheiß,
Vogt, Narr, Begine, Blindem, Jude, Heide, Heidin, Koch, Bauer, Kind und Mutter. Alle
bewegten sich in Richtung des ersten Bildes mit der Beinhausmusik. Im Unterschied zum
Großbasier Totentanz fehlten die Predigerszenen zu Beginn und am Ende. In künstlerischer
Hinsicht erreichen die Wandgemälde nicht die Qualität und Stilsicherheit des Großbasier
Vorbilds. Über jedem Tanzpaar waren die Aufforderung des Todes zum Tanz und
die Antwort des Todgeweihten in vierzeiligen Versen zu lesen. Beim Kleinbasler Totentanz
sind sowohl die Reihenfolge der Tanzpaare als auch alle zugehörigen Inschriften
belegt, was z.B. für den Großbasier Totentanz und den Berner Totentanz nicht uneingeschränkt
gilt.

39 Dorothea Schwinn-Schürmann: Kloster Klingental in Basel, Ausstellungsführer Band II Museum Kleines
Klingental, Basel 2002, S. 55 mit Abbildungen; Sörries (wie Anm. 6), S. 98f.; Utzinger/Utzinger (wie Anm.
6), S. 129; Hammerstein (wie Anm. 6), S. 188f.; Cosacchi (wie Anm. 6), S. 759ff.; Rudolf Riggenbach: Die
Wandbilder des Klingentals, in: Francois Maurer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt IV (Die Kunstdenkmäler
der Schweiz 46), Basel 1961, S. 95ff.

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