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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0160
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Heinz L.

Heinz L„ der 1913 in Lörrach geboren wurde, war katholisch, ledig und von Beruf Speditionskaufmann
. Er hatte zwei Brüder und eine Schwester. Nach dem Besuch einer Internatsschule
am Bodensee führte ihn seine Berufsausbildung nach Italien und Frankreich.
Er sprach Französisch und Italienisch. Heinz war ein lustiger Kerl und hatte eine große
musikalische Begabung. 1936 wurde er in Lörrach wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen
verhaftet und am 7. April 1937 vom Landgericht Freiburg zu 10 Monaten Haft verurteilt
, im Herbst des Jahres aber bereits wieder entlassen. Nur kurze Zeit später nahm
man ihn in Karlsruhe erneut fest und verurteilte ihn zu 3 Monaten Haft. Nach Verbüßung
dieser Strafe kam er nicht frei. Vielmehr wurde er am 6. August 1938 als „Schutzhäftling
Homosexuell" in das KZ Dachau (Häftlingsnummer „18363") überwiesen, von wo aus er
am 27. September 1939 in das KZ Mauthausen (Häftlingsnummer „864") gelangte. Dort
hatte er im Steinbruch im Außenlager Gusen, wo die Männer im Laufschritt Steine schleppen
mussten, zu arbeiten. Schließlich setzte man ihn aber wegen seiner Sprachkenntnisse
im Büro ein. Während seiner KZ-Haft versuchten sein Vater und seine Geschwister - letztendlich
vergeblich -, ihn mit Briefen an den örtlichen Gestapochef, die Gestapozentrale
in Karlsruhe, an Gestapochef Heydrich und die Reichskanzlei in Berlin freizubekommen.
Laut Aussage eines Mithäftlings wurde Heinz am 6. September 1943 vom Lagerkommandanten
erdrosselt, weil er wieder versucht hatte, einen Brief an die Familie hinauszu-
schmuggeln. Offiziell lautete die Todesursache „Freitod durch Erhängen". Die Leiche
wurde am gleichen Tag eingeäschert, damit niemand sehen konnte, dass er ermordet worden
war.23

Rudolf L.

Rudolf L. wurde 1911 in einer Gemeinde am Rhein geboren. Er war Student, evangelisch
und ledig. Am 17. September 1938 kam er in das KZ Dachau. Ob eine gerichtliche Verurteilung
vorausgegangen war, ist unbekannt. In Dachau führte man ihn mit der Nummer
„18631" und der Bezeichnung „Schutzhäftling Homosexuell". Am Ende des Krieges
wurde er dort befreit.24

Erich Mäder

Erich Mäder erblickte am 19. November 1904 in Freiburg das Licht der Welt. Er wohnte
bei seinen Eltern in der Jahnstraße 6 (heute Jahnstraße 10). Obwohl von Hause aus
römisch-katholisch, war er später im KZ mit der Konfession „gottgläubig"25 registriert.

23 Badische Zeitung vom 27. April 2001, S. 3. Die Prozessakte ist nicht erhalten, das Register für Hauptverfahren
des Landgerichts Freiburg, Abt. 3, auch nicht. Das Register für Vorverfahren belegt aber, dass ein Prozess gegen
L. und ursprünglich neun andere Männer wegen homosexueller Handlungen im März 1937 eröffnet wurde, StAF,
Bestand F 176/19 Nr. 9406, Register für Vorverfahren, Abt. 3, 1936; Archiv der Gedenkstätte Dachau; Archiv der
Gedenkstätte Mauthausen.

24 Archiv der Gedenkstätte Dachau.

25 Die Bezeichnung „gottgläubig" wurde im Nationalsozialismus als ein Begriff für ein religiöses Bekenntnis benutzt
. Ab Ende 1936 konnte man die Religionsbezeichnung „gottgläubig" auf den Melde- und Personalbögen
verwenden. So konnten Menschen, die aus der Kirche ausgetreten waren, bezeugen, dass sie sich zum Religiösen
und zum Glauben an Gott bekannten, ohne Mitglied in einer anerkannten Kirche zu sein. Die NSDAP erwartete
von ihren Mitgliedern, dass sie sich zu Gott bekennen. Menschen, die der Naziideologie nahe standen,
wurden aber zum Kirchenaustritt gedrängt. Für die Nazis passten christliche Religion und die Mitgliedschaft in
einer ideologisch am Neuheidentum orientierten Gemeinschaft nicht zusammen. Die Anhänger des Neuheidentums
wollten das Christentum durch eine faschistische Nationalreligion ersetzen. Heinrich Himmler hat sich
ernsthaft mit dem Neuheidentum beschäftigt. Zahlreiche Nationalsozialisten traten aus der Kirche aus und bezeichneten
sich als „gottgläubig".

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