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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0193
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Zusammen mit der günstigen Quellenlage tragen diese und andere methodischen Stärken dazu bei, dass
man die Arbeit auch über den geografischen Raum der Untersuchung hinaus als Bereicherung der Kriminologie
und ihrer Nachbardisziplinen betrachten kann. Dass dem mehr als 400-seitigen Werk ein Register
fehlt, fällt angesichts der hier nur skizzierten inhaltlichen Vorzüge als bloße formale Einschränkung weniger
ins Gewicht. Johannes Mangei

R. Johanna Regnath: Das Schwein im Wald. Vormoderne Schweinehaltung zwischen Herrschafts strukturen
, ständischer Ordnung und Subsistenzökonomie (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 64),
Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2008, XII und 336 S., 23 Abb. (darunter 1 Plan und 2 Karten) sowie
4 Figuren.

Eicheln und Bucheckern, das ,Eckerich', bilden ein nahrhaftes Viehfutter. Etwa alle sieben Jahre ist mit
einer reichen Ernte zu rechnen. Dann war das Recht begehrt, Schweine - seit etwa 7.000 Jahren als wertvolle
, Fett und Fleisch liefernde Haustiere gehalten - in Wälder zu treiben, auch über weite Strecken. Gestützt
auf eine Vielzahl archivalischer und gedruckter sowie ikonografischer und archäologischer Quellen
ordnet die Autorin ihr Thema in ein weites Umfeld ein; zu dem gehören bäuerlicher Alltag, Ernährung,
Landesausbau, Recht und Verfassung. Im Mittelpunkt der Arbeit steht Südwestdeutschland vom Frühmittelalter
bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Ausblicke auf andere europäische Länder sowie in die
Antike und in die Neuzeit sorgen für Tiefenschärfe.

Die bei Erforschung der Quellen zum Schönbuch, ausgedehnten Waldungen zwischen Tübingen und
Stuttgart, gewonnenen Ergebnisse lassen sich mit gewissen Einschränkungen auf andere Gebiete übertragen
. Der Ertrag aus der Schweinemast konnte im Spätmittelalter mehr als doppelt so hoch sein wie der
aus dem Verkauf von Holz; im Schondorf er Forst entsprachen beide zusammen etwa den Steuereinnahmen
aus einer mittelgroßen Stadt wie Leonberg (S. 218f.). Der reiche Inhalt der Untersuchung sei mit einer
Auswahl weiterer Stichworte angedeutet: Brandzeichen, Gastung, Notdurft (necessitas), Nutzungszeit
(Oktober und November, ggf. bis Februar), Trogschwein, Viehseuchen und -verbiss.

In dem Maße, wie die Bevölkerung wuchs, kam es zu Streit um Nutzungsrechte. Der Wald sollte auch
anderen Haustieren als Weide dienen; er sollte Bau- und Nutzholz, Gerberrinde, Heu und Holzkohle liefern
; man wollte in ihm Steine brechen und Glas schmelzen. Heftige Konflikte entbrannten um das Recht
der Jagd; den Gelüsten der Landesherren nach Repräsentation war „unbedingter Vorrang vor den Bedürfnissen
der Untertanen einzuräumen" (S. 200). Gegen den Fürsten hatten die auf Eckerich angewiesenen
Bauern langfristig keine Chance. Immerhin kam ihnen in der Neuzeit zugute, dass Kartoffeln auch als
Viehfutter angebaut wurden; das erleichterte den Übergang zur Stallhaltung der Schweine.

Aufmerksam beobachtet die Autorin rechtliche, soziale und wirtschaftliche Veränderungen. So war der
Schweinezehnt (Dehmen, aus decima porcorum) weit weniger konstant als in der Forschung angenommen
; dem entsprach ein Trend zur Differenzierung von Rechten und Pflichten der Nutzer des Waldes. Ein
im Laufe des Mittelalters rückläufiger Viehbestand legt es nahe, Fragen des Fleischkonsums unter Berücksichtigung
der Schweinehaltung in Städten neu zu durchdenken.

Zitate aus normativen und erzählenden Quellen sowie Figuren verdichten die Ausführungen; aussagekräftige
Abbildungen (gelegentlich nur spärlich erläutert) veranschaulichen den Text. Offene Fragen -
etwa zum Schweinehandel - werden herausgearbeitet. Der Wechsel von Makro- und Mikrostudie und
Zusammenfassungen erleichtern die Lektüre. Willkommen sind Hinweise auf ein Schweinemuseum in
Bad Wimpfen sowie auf die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH).
Bedauert seien die Verwechslung von Arno und Otto Borst sowie das Fehlen eines Sachregisters; wertvolle
Teile der Studie erschließen sich deshalb nur dem, der die von der Universität Tübingen im Wintersemester
2007/08 angenommene Dissertation vom Anfang bis zum Schluss lesen kann.

Der Autorin - seit 2006 Geschäftsführerin des Alemannischen Instituts, Freiburg - gebührt Anerkennung
dafür, dass sie dieses bislang vernachlässigte, dabei erstaunlich reichhaltige Thema entdeckt und eine
gut lesbare Darstellung vorgelegt hat, die noch lange verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie
ein Steinbruch dienen wird. Norbert Ohler

Hans-Peter Rohmberg: Heilige und die Kunst des Heilens. Heilige, Selige und Ordensgründer in der
Medizin, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2008, 128 S., zahlreiche Färb- und S/W-Abb.

Hans-Peter Rohmberg, der langjährige Leiter des öffentlichen Landeskrankenhauses von Hochzirl bei

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