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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0008
drei Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams; sie gelobten Beständigkeit in der
Gemeinschaft (stabilitas in congregatione, oft verkürzt zu stabilitas loci), das heißt, sie versprachen
, auf Dauer als Mönche bzw. Nonnen (Monialen) in der Gruppe zu leben, der sie sich
freiwillig angeschlossen hatten.

Das Wirken von Klöstern gehört in der europäischen Geschichte zu den Elementen langer
Dauer (F. Braudel). Im Abendland, der von Rom geprägten lateinischen Christenheit, lassen
sich vom 5. bis zum 18. Jahrhundert etwa 40.000 Klöster nachweisen. Damit tut sich eine überaus
bunte Welt von Verbänden, Orden oder Eremitengemeinschaften auf; es gibt Frauen-,
Männer- und Doppelklöster; zu unterscheiden sind Kloster und Stift3 und andere Formen der
Niederlassung. Um der Übersichtlichkeit willen bieten Karten zur Verbreitung der Klöster immer
nur ausgewählte Auskünfte: über bestimmte Zeiten (Antike, Mittelalter, Neuzeit, über wenige
Jahrhunderte oder sogar nur Jahrzehnte), über einzelne geographische Räume oder eine
der vielen Gemeinschaften, die sich durch ein je eigenes Selbstverständnis und besondere Ziele
unterscheiden. Trotzdem sind viele dieser Karten mit Punkten geradezu übersät.4

Im Folgenden wird gefragt: Wo lagen Klöster? Wie nannte man sie? Um der Studie Tiefenschärfe
zu geben, wird das Blickfeld auch auf Gebiete außerhalb Südwestdeutschlands ausgeweitet
.

Zuvor sei jedoch kurz auf zwei andere Fragen eingegangen. Wer war an Klostergründungen
beteiligt? Welche Beweggründe standen dahinter? Eine Überlieferung wie die von Walahfrid
aufgezeichnete steht oft am Anfang einer langen Geschichte; denn nicht wenige Klöster führen
ihren Ursprung auf einen Einsiedler (Anachoreten, Eremiten) zurück. Als Gründer anderer Klöster
nennen die Quellen weltliche und kirchliche Amtsträger, Städte und sogar Klöster. Als erstes
, aber längst nicht einziges Motiv wird häufig das Heil der Seele des Stifters sowie der Seelen
anderer Lebender und Verstorbener genannt. Das Motiv der Gründer bestimmte oft die Wahl
des Ortes, an dem das Kloster errichtet werden sollte: Frauen und Männer wollten neues Land
erschließen, ihre Herrschaft festigen, den Glauben ausbreiten, einen Altersruhesitz schaffen...

I. Zur Lage von Klöstern

Am Rande des besiedelten Gebietes

Schon in frühchristlicher Zeit haben sich Männer und Frauen von der , Welt' abgewandt, um in
der Einsamkeit zu beten und zu meditieren; ihren Lebensunterhalt haben sie mit den eigenen
Händen erarbeitet. Im Laufe des Mittelalters haben Mönche mehrfach, einzeln oder in Gruppen
, die Vorzüge der Einfachheit, Handarbeit und Weltabgeschiedenheit gleichsam wiederentdeckt
. Einer der einflussreichsten unter ihnen war Benedikt; an seiner im 6. Jahrhundert aufgezeichneten
Regel richten Frauen- und Männergemeinschaften noch heute ihr Leben aus. Benedikt
hat dem Eremiten zwar höheren Rang eingeräumt als dem in Gemeinschaft lebenden
Mönch; doch er wusste, dass nur wenige Menschen den Belastungen des Einsiedlerlebens gewachsen
sind. Wiederholt haben Einzelne ihren Konvent verlassen, um Gott in der Einsamkeit
zu suchen. Einer von ihnen war Meinrad, zuerst Mönch auf der Reichenau, dann Einsiedler, im
Jahr 861 erschlagen. Im 10. Jahrhundert wurde am Ort des Frevels ein Kloster gegründet; es
trägt den bezeichnenden Namen Einsiedeln (ad solitarios; cella S. Meginradi). Spätestens seit
dem 14. Jahrhundert ist das im heutigen Kanton Schwyz gelegene Kloster ein viel besuchter,
für die Schweiz als Nation bedeutsamer Wallfahrtsort.

In Südfrankreich gründete Wilhelm, Graf von Toulouse, im Jahr 804 das Kloster Gellone;
zwei Jahre später trat er als Mönch darin ein, arbeitete als Koch und Bäcker, lebte zeitweise

3 Zum Unterschied zwischen Kloster und Stift vgl. Ohler (wie Anm. *), S. 110-112.

4 Vgl. Norbert Ohler: Atlanten und Karten zur Kirchengeschichte, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 1980,
S. 312-349 [Forschungs- und Literaturbericht, mit Auswahlbibliographie: 88 Titel].

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