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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0014
In oder nah bei vorhandener Bausubstanz

Die meisten Klöster dürften Nutznießer früherer Siedlungs- und Bautätigkeit gewesen sein. Der
eingangs erwähnte Columban hatte, bevor er an den Bodensee kam, in den Vogesen einen Platz
gesucht, der sich für die Anlage eines Klosters eignete. Fündig geworden waren er und seine
Begleiter um das Jahr 590 in einer seit langem verfallenen Siedlung, wo ihnen warme Quellen
behagten und sogar noch gemauerte Bauten standen.19 Fontaines-les-Luxeuil war in kelto-
römischer Zeit ein Badeort gewesen; als Kloster bestand es bis 1790, das heißt 1.200 Jahre
lang! Viele Jahre später ist Columban vom Bodensee aus über die Alpen nach Italien gezogen.
In Bobbio richtete er eine halbverfallene Kirche wieder her und gründete dort sein letztes
Kloster, in dem er im Jahr 615 gestorben ist. Luxeuil und Bobbio zählen zu den bedeutendsten
europäischen Klöstern.

Wie viel leichter der Anfang war, wenn Monialen und Mönche nicht mit allem und jedem
bei Null einsetzen mussten, erzählt anschaulich die Lebensbeschreibung (vita) des Gründers
der Prämonstratenser.20 Seit etwa 1118 schlössen sich dem angesehenen Wanderprediger Norbert
zahlreiche Frauen und Männer an. Sie wollten heimatlos und, wie die Urgemeinde, „ein
Herz und eine Seele" sein und „alles gemeinsam" haben (Apg 4,32). Der Bischof von Laon
(Nordfrankreich) nötigte Norbert jedoch, sich in der Diözese nach einem ihm zusagenden Ort
umzuschauen. Schließlich gab Norbert nach und wählte, wie Klostergründer vor und nach ihm,
einen Platz „in einer höchst unwirtlichen Gegend. Dieser war völlig unbebaut, mit Gestrüpp
und Sümpfen bedeckt ... die Einheimischen nannten ihn seit alters Premontre, Praemonstra-
tum". Nichts habe, vermerkt die Vita, zum Bleiben eingeladen, außer einer Kapelle, einem kleinen
Obstgarten und einem Teich. Ein wenig Kultur hatte es dort also schon gegeben. Seit dem
Frühjahr 1120 richteten Norbert und seine Gefährten sich dort wie in einer Robinsonade ein;
vor allem bauten sie eine Kirche, die im Mai 1122 geweiht wurde.

Auf dem Gelände eines ehemaligen römischen Gutshofs in Hessen wurde Kloster Lorsch gegründet
, in günstiger Verkehrslage unweit der Straße Metz-Worms-Augsburg. Auch wenn zur
Zeit der Wiederbesiedlung Wald das Areal bedeckt haben sollte, lagen die Vorzüge auf der
Hand: Einst war das Gelände planiert, waren Steine aus dem Boden gelesen und Wege gebahnt
worden; das erleichterte spürbar den neuen Anfang. Verglichen damit hatten Mönche es in
Alpirsbach geradezu bequem, erhielten sie doch ein bereits bewirtschaftetes Hofgut.21

Viele Klöster wurden in ehemaligen oder noch bestehenden Befestigungen gegründet,
gleichsam in Abwandlung des Bibelwortes „Schwerter zu Pflugscharen" (Mi 4,3). So ließ um
620 ein gewisser Romarich westlich der Vogesen in den Resten eines römischen Lagers ein
Frauenkloster errichten. Zur Erinnerung an den Gründer sprach man später von mons Rome-
rici, „Berg des Romarich". Nach 817 wurde das Kloster Remiremont in das mildere Tal, an das
Ufer der Mosel verlegt. Gegenüber von Köln, auf der rechten Rheinseite, bot sich ein ehemaliges
römisches Kastell zur Anlage des Klosters Deutz an. Dank der Zweitnutzung musste man
nicht mühsam die Fundamente legen, Steine brechen, zuhauen und heranschaffen.22

Gönner haben wiederholt ihre eigene oder eine dem Gegner abgenommene Befestigung
einem Konvent geschenkt. Mit einer funktionstüchtigen Burg erhielten Monialen oder Mönche

19 Vgl. Ohler (wie Anm. *), S. 70 und 74.

20 Vgl. ebd., S. 289-293, mit Nachweis der Quellen; Atlas zur KG (wie Anm. 1), S. 54; GHWA 2 (wie Anm. 9),
S. 28.

21 Klaus Schreiner: Alpirsbach, in: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, bearb. von Franz Quarthai
u.a. (Germania Benedictina V), Augsburg 1975, S. 117-124, hier S. 117. Vgl. Karl-Heinz Mistele: Murrhardt,
ebd., S. 396-401, hier S. 397.

22 Vgl. Prinz (wie Anm. 14), S. 398, Anm. 240, eine lange Liste von Klöstern, die auf antiken Ruinen oder Siedlungsresten
errichtet wurden. Ebd., S. 399, Anm. 246, eine Liste von Klöstern in der Nähe römischer oppida oder
civitates.

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