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nach außen abgeschlossene Gebäude mit Wohnräumen, Küche und Keller, oft sogar mit einer
Kapelle.23 Im Allgemeinen gehörten zu einer Burg auch ein Wirtschaftshof mit Gärten und
Äckern, Wiesen und Weiden, Wäldern und weiteren Rechten, nicht zuletzt mit Hörigen, die das
Land bebauten. Um 1064 hatte Erzbischof Anno II. von Köln in einem Rechtsstreit für seine
Kirche den Siegberg bei Bonn gewonnen. Er gründete dort ein Kloster, in dem er einst beigesetzt
werden wollte, und stellte es unter den Schutz des hl. Michael. Das erste Stift der Prä-
monstratenser im rechtsrheinischen Deutschland richtete im Jahr 1122 Graf Gottfried in seiner
westfälischen Burg Cappenberg ein; er verstand die Gründung auch als Sühne für seine Mitschuld
an der Teilzerstörung der nahe gelegenen Bischofsstadt Münster im Vorjahr. Hatten
Mönche von einem Platz einmal Besitz ergriffen, konnten der Vorbesitzer und dessen Erben
das Anwesen kaum mehr zurückgewinnen. Denn nach herrschender Meinung legte sich, wer
kirchliches Eigentum beanspruchte, mit Gott und dessen Freunden, den Heiligen an, im Falle
Siegburgs sogar mit Michael, dem kämpferischen Fürsten der Engel.

Zu den ,Burgklöstern' oder ,Burgstiften' gehören der Odilienberg in den Vogesen, ferner
Komburg bei (Schwäbisch-)Hall, Limburg in der Pfalz, Banz in Franken sowie - am oder im
Harz - Gernrode, Ilsenburg und Quedlinburg.

Umgekehrt ließen sich Klöster auch in Festungen umwandeln. Krieger vertrieben die Mönche
und verstärkten, wenn nötig, die Klostermauern. So haben die Normannen im 9. Jahrhundert
das schon erwähnte Meereskloster Noirmoutier in ihre Gewalt gebracht und von dort aus
das Land im weiten Umkreis ausgeplündert und eingeäschert.

Die Landschaft prägend

Viele Klöster beherrschen bis heute die Landschaft, die Mönche einst mit der Anlage von Kirchen
, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Feldern, Obst- und Weingärten, Wegen, Straßen und
Brücken gestaltet haben. Genannt seien St. Peter im Schwarzwald, Beuron, Neresheim und
Weingarten sowie, weiter entfernt, Melk und Weltenburg an der Donau, nicht zuletzt der Mont
Saint-Michel vor der Küste der Normandie. Einsiedler und Stifter von Klöstern waren oft weit
in der Welt herumgekommen. Auch Äbte haben sich auf Reisen zu kirchlichen und weltlichen
Versammlungen umschauen und Anregungen sammeln können. Hatten sie - vielleicht nach
einem Brand - den Um-, Aus- oder Neubau ihres Klosters ins Werk zu setzen, wussten sie, wie
das Land sich prägen ließ. Das könnte zu der sprichwörtlichen Redensart geführt haben: „Wo
ein schöner fleck ist, da schmeiszt der teufel ein kloster hin oder einen edelmann."24

Eine stolze Nachahmung sei hervorgehoben. In den 980er-Jahren gründete Gebhard IL, 979
bis 995 Bischof von Konstanz, das erste bischöfliche Eigenkloster am Bodensee. Benannt
wurde es nicht nach seinem Hauptpatron, Papst Gregor dem Großen, obwohl Gregorsmünster
(monasterium sancti Gregorii; so eine der vielen Bezeichnungen) nahe gelegen hätte. Vielmehr
sollte es an ein einzigartiges Vorbild erinnern: So wie von Rom aus gesehen St. Peter sich jenseits
des Tibers erhob, sollte von Konstanz aus die Neugründung jenseits des Rheins liegen; die
Bezeichnung Petershausen (Petri domus) hat sich durchgesetzt.

An der Stätte gewaltsamen Todes

Nach einem Mord sollte die Stätte des Frevels von der Befleckung mit Blut gereinigt werden,
zumindest durch Aufstellen eines , Sühnekreuzes'. War ein Würdenträger getötet worden, wussten
Mächtige sich zu weit mehr verpflichtet. Im Jahr 1066 siegte Herzog Wilhelm von der Normandie
in der Schlacht bei Hastings. Unter den vielen Gefallenen war auch König Harald von
England. Damit war Wilhelm seinem Ziel, König von England zu werden, einen entscheiden-

23 Vgl. Günther Binding: Burgkapelle, in: LexMA (wie Anm. 6), Bd. 2, München/Zürich 1983, Sp. 1054f.

24 Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. 11, München 1984 (Nachdruck), Sp. 1235; ebd.,
Sp. 1235-1244 mit,Kloster' zusammengesetzte Wörter.

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