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Feinde haben andere Verlegungen erzwungen. Nachdem die Normannen mehrfach das Kloster
Noirmoutier heimgesucht hatten, wichen die Mönche 875 (?) mit den Reliquien des Phili-
bert, ihres Klosterheiligen, an einen vermeintlich sicheren Platz aufwärts der Loire aus. Als die
Normannen auch dort ihr Unwesen trieben, zogen die Mönche in Etappen weiter. In Tournus
(Burgund) ließ die Gemeinschaft sich zusammen mit dem hl. Philibert endgültig nieder; allerdings
wurde sie später auch an diesem Platz von Feinden geschädigt, diesmal von Ungarn. In
Vezelay (Burgund) verlegten die Mönche im Jahr 887 ihr Kloster aus der Ebene auf die Höhe,
wo es vor Angriffen der Normannen leichter zu schützen war.

IL Namen von Klöstern

Mittelalterliche Klöster trugen lateinische Namen. Im Laufe der Zeit glichen sich viele davon
der heimischen Mundart an; Sancta Maria wurde zu Sankt Märgen und verweist auf die Patronin
des Klosters. Von Corbie (Corbeia; Nordfrankreich) aus wurde Corvey gegründet als
,Neu-Corbie' oder ,Corbie in Sachsen' (Nova Corbeia, Corbeia in Saxonia). Andere Namen
wurden ganz oder teilweise in die Landessprache übersetzt; Porta Coeli hieß dann Himmels-
pfort, was sich als Werbung verstehen lässt. Wieder andere Namen deuten auf die Lage des
Ortes hin, auf das Selbstverständnis von Monialen und Mönchen, auf die von der Gemeinschaft
erbrachten Dienste. Oft weichen frühe und spätere Formen des Namens erheblich voneinander
ab.38

Benennung nach dem Schutzpatron oder dem Stifter

Namen wie St. Blasien, St. Gallen, St. Georgen, St. Peter sind nicht charakteristisch für ein
Kloster; sie verweisen auf den Heiligen, unter dessen Schutz (patrocinium) eine Kirche, ein
Kloster, ein Ort gestellt worden ist. Das Patrozinium kann auf hochpolitische Vorgänge in ferner
Vergangenheit hindeuten. So erwarb das Kloster St. Denis (nördlich von Paris) in den
770/780er-Jahren Besitz in Esslingen am Neckar. Der Name der dortigen St.-Dionysius-Kirche
erinnert an einen Vorgang, der in Zusammenhang mit dem Ausgreifen des Frankenreiches unter
Karl dem Großen gegen das Herzogtum Bayern zu sehen ist.39

Da die Zisterzienser Maria als Patronin ihres Ordens verehren, haben sie ihre Klöster dem
Schutz der Mutter Jesu unterstellt. Auch Kloster-, später Ortsnamen mit -stern können auf Maria
verweisen, grüßt ein altes Lied sie doch als Stella maris, ,Meerstern'. Marienstern in Sachsen
hat die Stürme der Zeit überstanden. Sogar zur Zeit der DDR durften Monialen dort weiterarbeiten
, weil sie sich für Behinderte einsetzten, die dem Staat gleichgültig waren. Erwähnt
seien ferner die Klöster Güldenstern bei Mühlberg, Mariastern in Vorarlberg, Mariazell im Wienerwald
, Marienfeld in Oberösterreich, Mariengarten in Südtirol. Häufig begegnen die Namen
Marienborn, Mariental, dieses manchmal umgeformt zu Mergental.40

Mindestens einmal wurde die Gottesmutter sogar aus dem Namen einer Zisterzienserabtei
verdrängt. Sancta Maria Regalis Montis. „Heilige Maria vom königlichen Berg" (in Nordfrankreich
) wurde umgeformt zu Royaumont, ,Königsberg'. Im Jahr 1242 gründeten selbstbe-
wusste Frauen bei Diessenhofen am Rhein das Kloster St. Katharinental. Der Legende nach
hatte Katharina von Alexandrien, eine kluge und schöne Frau, ihren Glauben beredt verteidigt

38 Nach Borst (wie Anm. 5), S. 35, handelt es sich bei dem Namen des Kantons Glarus um die Verballhornung
von Hilarius, des Kirchenpatrons von Säckingen; Glarus führt zudem im Wappen den Säckinger Klostergründer
Fridolin als Landespatron. Vgl. Ruth Schmidt-Wiegand: Ortsnamen(-forschung), in: LexMA (wie Anm. 6),
Bd. 6, München/Zürich 1993, Sp. 1486-1488.

39 Vgl. HABW (wie Anm. 2), Karte VIII, 2.

40 Eine Auswahl von Marienklöstern bringt das Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 7, Freiburg u.a. 21962,
Sp. 45-80, allein sechsmal ,Marienthal'.

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