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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0024
St. Blasien begegnet in den Quellen zeitweise als cella adAlbam, ,Zelle an der Alb'. Marienzelle
in Sachsen, auch Altenzelle (vetus cella) genannt, war das Mutterkloster von Neuzelle in
Brandenburg.48 Mutter- und Tochterkloster trugen oft denselben Namen; um Verwechslung zu
vermeiden, setzte man dann vetus bzw. nova, ,alt' oder ,neu' hinzu.

Aus lateinisch monasterium,,Kloster', wurde -minster, -moutier, -münster. Viele der Klöster,
deren Namen diesen Bestandteil enthalten, sind schon im Frühmittelalter entstanden. Eine
Gründung des hl. Martin bei Tours nannte man malus monasterium (das größere Kloster); zusammengezogen
wurde daraus Marmoutier. Der Kloster- und Ortsname Maursmünster im
Elsass, im Französischen ebenfalls Marmoutier, leitet sich jedoch nicht vom hl. Martin her, sondern
von Maurl monasterium, ,des Maurus Kloster'. Als weitere Beispiele im deutschsprachigen
Raum seien genannt Altomünster (Altonls monasterium; ein Benediktinerinnenkloster in
Bayern), das schon erwähnte Ettenheimmünster (in der Ortenau), Münsterschwarzach
(Swarzahouse; in Franken) und Rottenmünster (bei Rottweil). Dazu kommen Münster (Monasterium
sanctl Gregorll; im Gregoriental/Elsass), Müstair (in der Schweiz) und Kremsmünster
(Cremlfanum, Chremlmunstlurl; in Österreich). Einige Namen aus dem außerdeutschen
Sprachraum seien hinzugefügt: Aus London ist Westminster bekannt, aus Irland Monasterboice
sowie Monasterevin (auch Rosglas, Rosea Wallis, ,Rosental', genannt). In der Schweiz liegt
Romainmoutier (Romanl monasterium; bei Orbe, Kanton Waadt); in Frankreich finden sich
Faremoutiers (Farae monasterium; bei Meaux; benannt nach der ersten Äbtissin Burgundo-
fara), Moyenmoutier (Medlanum monasterium, das mittlere Kloster, in Lothringen) sowie das
schon mehrfach erwähnte Noirmoutier (nlgrum monasterium, schwarzes Kloster). Auf Mönche
verweisen Ortsnamen wie Mönchen-Gladbach, Müncheberg und München.

Wenn ein Frauen- und ein Männerkloster nah beieinander lagen, unterschied man sie durch
ein vorangestelltes Herren- bzw. Frauen-, dieses im Sinne von „Herrinnen". Solche Bezeichnungen
könnten verraten, dass es nicht so einfach war, die Demut zu leben. Schon genannt wurden
Frauen- und Herrenalb (Alba Dominarum bzw. Alba Dominorum) im Schwarzwald,
Frauen- und Herrenwörth (Frawenwordense bzw. Augla Salvatorls) im Chiemsee. In Herrenaurach
bei Aura an der Saale und in Herrenbreitungen in Thüringen lebten Benediktiner.

Wechsel des Namens

Nicht wenige Klöster haben, wie schon mehrfach erwähnt, im Laufe der Jahrhunderte ihren
Namen geändert.49 Solche Wechsel können auf ein verändertes Selbstverständnis der Gemeinschaft
oder einen völligen Neuanfang hinweisen. So unterstellte sich im Laufe der Zeit manche
Zisterze dem Orden der Prämonstratenser und umgekehrt. Nach den Stürmen von Revolution
, Säkularisierung und Kulturkampf hat Reichenbach (Kreis Freudenstadt) sich auf seine
Anfänge besonnen und im Jahr 1898 den Namen Klosterreichenbach angenommen.50 München
-Gladbach hat sich 1950 wieder für seinen älteren Namen Mönchen-Gladbach entschieden
. Der Beitrag ließe sich ausweiten auf die Namen von Flurstücken (Abtsweingarten,
Nonnenholz), Straßen und Plätzen (Kartäuserstraße, Dominikanerplatz); damit wäre jedoch der
Rahmen der Studie gesprengt.

Klösterliche Gemeinschaften mussten sich, wie Erwägungen zu Lage und Namen gezeigt
haben, Spannungen stellen: Sie wollten abgeschlossen leben, wirkten aber doch immer von
Neuem in die ,Welt' hinein. Entstanden sind sie vor allem in Gebieten, die bis Ende des
10. Jahrhunderts besiedelt waren. Vielerorts haben Monialen und Mönche als Fundamente oder

48 Vgl. Hans Jänichen: Zell- und Münster-Orte, in: Benediktinerklöster in Baden-Württemberg (wie Anm. 21), Anhang
I, S. 713-717; Thomas Lentes: Zelle, in: LexMA (wie Anm. 6), Bd. 9, München/Zürich 1999, Sp. 520f.

49 Ähnliches gab es bei Personen, und zwar nicht nur bei Päpsten. So erhielt Winfrid gelegentlich seiner ersten Romreise
719 vom Papst mit einer besonderen Missionsvollmacht den Namen Bonifatius.

50 Klaus Schreiner: Klosterreichenbach, in: Benediktinerklöster in Baden-Württemberg (wie Anm. 21), S.336-344.

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