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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0030
Forschungsgeschichte zur Michaelskapelle

Erstmals beschäftigte sich der Ortschronist Pfarrer Adolf Futterer mit der Michaelskapelle. Im
Jahre 1927 erschien seine Monografie, worin er die vorliegenden Schriftquellen - vor allem
ab dem Spätmittelalter bis zur Neuzeit - auswertete.10 Viele Einträge betreffen die Wallfahrt,
bauliche Veränderungen in der Neuzeit, die Wohnung von Eremiten und die touristische Nutzung
in jüngerer Zeit. Futterer vermutete, dass die Kirche auf dem Berg ein sehr hohes Alter
hat und nimmt - ohne Nachweise - eine Gründung auf den Resten eines römischen Tempels
an. Viele seiner Einlassungen betreffs einer Frühdatierung und den Zusammenhang mit der
Missionierung sind heute nicht mehr in dieser Form nachvollziehbar und entstammen mehr der
Sichtweise des Theologen, als des Historikers. Die Michaelskapelle „scheint im Laufe der Jahrhunderte
wieder verschwunden zu sein. An ihre Stelle trat [...] die mittelalterliche Ritterburg
mit der Burgkapelle zum hl. Michael". Futterer machte sich auch Gedanken über die merkwürdigen
Höhenverhältnisse im Bereich der Kapelle. Er sah den Chor mit seinen frühen Bauteilen
als Rest der Burgkapelle an, dessen Boden durch Anhäufung von Schutt der zerfallenden
Burg weit unter das Außenniveau geraten sei. Im 18. Jahrhundert sei ein neues Langhaus
„in gleicher Höhe einfach angefügt" worden.

Weitere Notizen Futterers zur frühen Kirchengeschichte Riegels folgten 1937 in einer Monografie
über die damals gerade abgebrannte Pfarrkirche St. Martin.11 Im Rahmen seiner Dissertation
datierte er schließlich zwei Einsiedler-Kirchenverzeichnisse.12 Der Codex Nr. 29, in
dem für Riegel die Kirche St. Michael erwähnt wird, stammt nach Futterer aus dem Jahr 971
(von anderer Seite wurde 996 vermutet13). Das Gesamtbild der Dorfentwicklung Riegels mit
einer Siedlungskonzentration unterhalb der Burg untersuchte Futterer schließlich 1953 eingehend
.14

Nachdem in jüngerer Zeit die Michaelskapelle zunehmend aus der Nutzung kam, setzte im
Inneren der Zerfall ein. Aus diesem Anlass führte 1992 der Restaurator Andreas Menrad eine
Baubeschreibung mit einer Voruntersuchung der Putze und Farbfassungen durch.15

1993 lieferten Dendrodaten des Dachwerks durch Hans-Jürgen Bleyer und Burghard Lohrum
eine Überraschung, die in ihrer Relevanz zunächst jedoch noch kaum beachtet wurde.16
Der der östliche Teil des Dachwerks über dem Langhaus datierte auf 1281/82 d, der westliche
Teil über der heutigen Empore auf 1292/93 d. Der Dachreiter wurde 1701/02 d errichtet. Datierungsansätze
in der Literatur, die die Errichtung des Langhauses im 17. Jahrhundert (nach
dem Dreißigjährigen Krieg) oder am Anfang des 18. Jahrhunderts vermuteten, waren damit
eigentlich überholt. Auch die erwähnte „Spätgotik" oder das Jahr 1465 (die Einrichtung einer
Wallfahrt) schieden damit als Zeitpunkte für wesentliche Baumaßnahmen aus.

10 Adolf Futterer: Der St. Michaelsberg bei Riegel und seine Kapelle. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte, o.O.
1927.

11 Adolf Futterer: Die Pfarrkirche St. Martin in Riegel - Von den ersten Anfängen bis zum Brande im Jahre 1936,
Riegel 1937.

12 Futterer (wie Anm. 8).

13 Michels (wie Anm. 5), S. 16.

14 Adolf Futterer: Das Dorf Riegel vor und nach seinem Ausbau im 12. Jahrhundert, in: Alemannisches Jahrbuch
1953, S. 90-106.

15 Andreas Menrad: Voruntersuchung Riegel Michaelskapelle - Bestandsaufnahme vom 1.-3.5.1992, unveröffentlicht
.

16 Burghard Lohrum/Hans-Jürgen Bleyer: Riegel Michaelskapelle - Dendrochronologische Datierung, Etten-
heimmünster Oktober 1993 und Nachtrag Dezember 1993, unveröffentlicht.

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