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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0031
Im Jahre 2002 beschrieb Heiko Wagner einige obertägig sichtbare Mauerreste im Außenbereich
der Kapelle. Er erkannte sie als Teile der ehemaligen Burg, ohne sie schlüssig in einen
Gesamtkontext einordnen zu können.17

Die Ortsgeschichte von Riegel wurde im Jahre 2006 im Breisgauer Burgenatlas thematisiert
.18 Demnach erhebe sich die Michaelskapelle über den Resten der Hauptburg. Der Chor als
ältester Teil sei spätgotisch, das Langhaus wird ins frühe 18. Jahrhundert datiert wird, abgeleitet
aus der Jahreszahl 1712 im Sturz der Tür zur Sakristei. Die von Bleyer und Lohrum ermittelten
mittelalterlichen Dendrodaten des Dachwerks fanden darin keine Berücksichtigung.

Es wird deutlich, wie verworren die Situation im Spannungsfeld von schriftlich überlieferter
Geschichte, Baugeschichte und Kunstgeschichte ist. Damit wurde die Notwendigkeit einer
eingehenderen Untersuchung unterstrichen, wie sie 2008 unternommen wurde.19

Fragen zur Baugeschichte

Durch die bisher in Literatur, unter Historikern und Bauforschern differierenden Datierungsangaben
stellt sich die Frage, wie die Kapelle nun eigentlich zu datieren ist. In Verbindung mit
der urkundlich überlieferten Burg ist die Abfolge von Kapelle und Burg generell zu erörtern,
und wiederum in Abhängigkeit davon die Position des Sakralbaus innerhalb der Burganlage.

Auch die unterschiedlichen, merkwürdigen Geländehöhen innerhalb und außerhalb der
Kapelle harren einer Erklärung (Abb. 2). Das Plateau des Berges um die Kapelle ist großteils
von einer neuzeitlichen Mauer eingefasst und im Süden durch einen tiefen Halsgraben von der
angrenzenden Hochfläche abgetrennt. Der an das Plateau angelehnte, 17,70 m lange Sakralbau
ist geostet und aus einem Langhaus mit doppelgeschossiger Empore, einem schmaleren Chor
und einer seitlich gelegenen Sakristei zusammengesetzt. Die Südseite der Kapelle stößt an ein
höher gelegenes Plateau, sodass hier die Dachtraufe nur wenig über dem Geländeniveau liegt,
während der heute als Plattform dienende flache Deckenabschluss der doppelgeschossigen
Sakristei und der Boden oberhalb des Chorraums auf Geländehöhe liegen. Zum Portal auf der
Nordseite des Langhauses geht man heute zwei Stufen hinauf, um im Inneren sogleich wieder
zum 1,80 m tiefer liegenden Boden hinabzusteigen. Demgegenüber liegt im westlichen Teil des
Langhauses der Boden um 2 m höher und bildet eine Empore. Eine zweite Emporenebene in
diesem Bereich wird von einem hölzernen Innengerüst getragen und ist mittels einer Türöffnung
in der westlichen Außenwand über wenige Innenstufen erreichbar.

Im Inneren der Kapelle fällt auf, dass Langhaus und Chor nicht axialsymmetrisch zueinander
angeordnet sind, sondern der Chorraum gegenüber dem Langhaus erheblich nach Süden

17 Heiko Wagner: Auf schlechtem Grund - Fundamentierungsprobleme mittelalterlicher Burgen in Mittel- und
Südbaden, in: Regio Archaeologica - Archäologie und Geschichte an Ober- und Hochrhein. Festschrift für Gerhard
Fingerlin, hg. von Christel Bücker, Michael Hoeper, Niklot Krohn und Jürgen Trumm (Internationale
Archäologie - Studia honoraria 18), Rahden/Westfalen 2002, S. 403-416, bes. S. 404-409.

18 Zettler/Person-Weber (wie Anm. 4).

19 In den Jahren 2008 und 2009 wurden Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten an der Michaelskapelle in Riegel
durchgeführt. Im vorliegenden Aufsatz sind die Ergebnisse der zu dieser Gelegenheit in Auftrag gegebenen
Untersuchungen von Archäologie und Bauforschung zusammengefasst. Eingriffe in den Baugrund wurden im
Juni und Juli 2008 durch Heiko Wagner im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg, Mittelalterarchäologie
/Bertram Jenisch, baubegleitend untersucht und dokumentiert. Gefügekundliche Untersuchungen und die Anfertigung
von Aufmaßzeichnungen (drei Grundrisse, Querschnitt, Nordansicht) erfolgten durch Stefan King. Ergänzend
konnte auf Ergebnisse der restauratorischen Untersuchungen von Farbfassungen und Putzen durch Bernhard
Wink sowie auf die bereits 1993 ermittelten dendrochronologischen Altersbestimmungen durch Burghard
Lohrum zurückgegriffen werden. Vgl. Heiko Wagner/Bertram Jenisch: Der zähringische Zugriff im Befund -
Die Michaelskapelle von Riegel, Kreis Emmendingen, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg
2008 (2009), S. 243-246. Umfassend hierzu Heiko Wagner: Riegel (Gde. Riegel, Lkr. Emmendingen) Michaelskapelle
- Baubegleitende archäologische Untersuchungen im Außen- und Innenbereich, Juni/Juli 2008, Typo-
skript September 2008.

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