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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0038
Setzung nach Westen ist die ursprüngliche Südwand zu vermuten. Auf diese Weise ergibt sich
ein axialsymmetrischer Kirchenbau mit mittig gelegenem Chorbogen - eben so, wie man es
für eine einfache Kirche erwarten darf.

In seiner Längenausdehnung hat das Langhaus wohl dem heutigen Zustand entsprochen.
Zwar waren Mauerstruktur oder Eckverband im betreffenden Bereich der Westwand an keiner
Stelle einsehbar, doch verlief das ursprüngliche Mauerwerk bis hinter den Strebepfeiler an der
Nordwestecke, und auf der Innenseite der Westwand ließ sich im Rahmen der restauratorischen
Untersuchung ein Wandputz nachweisen, der in der Schichtenabfolge mindestens zur Mitte des
13. Jahrhunderts, möglicherweise aber noch sehr viel weiter zurückreicht.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass im Zeitraum des 10. oder 11. Jahrhunderts
ein stattliches Kirchengebäude auf dem Michaelsberg errichtet wurde, das aus einem
Langhaus in der Form eines rechteckigen Saals mit den Außenmaßen von 13,2 m Länge auf
9,5 m Breite, mit einer Wandstärke von 67 cm und einer Höhe von etwa 6,5 m, sowie einem
axialsymmetrisch daran angefügten, eingezogenen Rechteckchor von 4,5 m Länge auf 6,4 m
Breite, 88 cm Mauerstärke und etwa 4,8 m Höhe zusammengesetzt war. Möglicherweise war
der Chor eingewölbt, das Langhaus sicherlich nicht. Der Zugang erfolgte durch ein Rundbogenportal
auf der Nordseite. Von der Befensterung konnten nur ein Trichterfenster auf der
Chornordseite und eine kleine, oberhalb des Chors liegende Öffnung in der Ostwand des Langhauses
nachgewiesen werden. Funde menschlicher Knochen weisen nach, dass beim Kirchenbau
ein Friedhof gelegen hat.

Auffällig ist die ungewöhnliche plattenförmige Proportionierung der Werksteine. An der kürzesten
Quaderseite messen sie allesamt maximal 20 cm, meistens 18 cm, häufig auch weniger,
und sind mit bis zu 110 cm verhältnismäßig lang bemessen. Innerhalb der Eckverbände sind
sie in unregelmäßigem Wechsel liegend oder auf ihrer Längsseite hochkant stehend verbaut
worden. Nur im höheren Bereich sind einige stärkere Eckquader zu beobachten. Für den Portalbogen
wurden die Steine keilförmig zugerichtet, überschritten an der Bogenaußenseite dennoch
auch hier nicht das genannte Maß, wodurch ein dichtes, sehr regelmäßiges Fugenbild entstanden
ist. Zur Bildung des Chorfensters schließlich wurden zwei Steine aufrecht auf die
Schmalseite gestellt. Die Dimensionierung dieser Quader ist insbesondere auch deshalb ungewöhnlich
, als dasselbe Steinmaterial in der Region in aller Regel stets zu größeren Werkstücken
verarbeitet worden ist. Lediglich im höheren Teil des Eckverbands sind einige Quader höherer
Stärke zu erkennen.

Die plattenförmige Proportionierung dürfte daher nicht vom Material vorgegeben worden
sein. Auch bezüglich der Architektur ist keine besondere Gestaltungsabsicht erkennbar, die eine
solche Konfektionierung erforderlich gemacht hätte. In konstruktiver Hinsicht wirkt sie sich
eher nachteilig aus, denn bei den Eckverbänden gewährten die auf Kante stehenden Platten
keine hohe Stabilität, was mit gedrungenen Formaten sehr viel besser erreicht werden kann.
Bezüglich der Herstellungsweise der Steine sind ebenfalls keine Vorteile erkennbar, da im Fall
der liegend verbauten Platten sehr viel mehr sauber geglättete Oberflächen notwendig sind, als
dies bei größeren, gedrungenen Formaten der Fall gewesen wäre. Dasselbe gilt für den Transport
, wo sich der Vorteil des reduzierten Gewichts bei weitem nicht mit dem Aufwand für die
Bearbeitung der zusätzlichen Oberflächen aufrechnen lässt.

Es wird deutlich, dass die Steine wohl nicht für den Bau des Kirchengebäudes hergestellt,
sondern aus einem anderen Bauzusammenhang genommen worden sein dürften. Angesichts
der frühen Datierung der Baumaßnahme einerseits und der römischen Vergangenheit Riegels
andererseits kann zumindest erwogen werden, ob das Steinmaterial vielleicht aus römischen
Ruinen gewonnen wurde. Ein konkretes Beispiel für den ursprünglichen Einsatz der platten-
förmigen Steine kann jedoch nicht genannt werden, und es ließen sich auch keine konkreten
Spuren einer früheren Verwendung der Werksteine, etwa in Form von Ausarbeitungen, Profilen
, Klammerlöchern o.Ä. nachweisen.

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