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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0042
schmälerten Innenraum eine Nischenbreite von 110 cm und durch ihre Verjüngung eine noch
schmalere Fensteröffnung ergeben. Die Öffnung lag jedoch so hoch, dass sie über die trauf-
seitigen Mauerkronen hinaus und in den Bereich des Giebeldreiecks hinein reichte. Dies gibt
wiederum Anlass zur Vermutung, dass das Langhaus nach oben nicht mit einer flachen Decke,
sondern mit einem offenen Dachwerk abgeschlossen war.22 Anhand des kurzen Stücks der erhaltenen
Putzkante konnte jedoch die frühere Situation nicht detailliert nachvollzogen werden.

Durch die Auffüllungen verschwand das Kirchengebäude teilweise im Boden und war zusätzlich
noch hinter der hohen Ringmauer und den weiteren Baulichkeiten der Burganlage verborgen
, sodass es aus der Ferne kaum noch zu sehen gewesen sein dürfte. Das Bodenniveau
des Innenraums blieb dabei unverändert. Zugleich bedeutete die Einbeziehung in die Burganlage
, dass die bisher öffentlich zugängliche Kirche ihrer ursprünglichen Funktion beraubt, zur
Burgkapelle herabgestuft und der zugehörige Friedhof aufgehoben wurde.

Über die Baulichkeiten der Burganlage ist weder durch historische Abbildungen noch durch
archäologische Sondagen etwas bekannt. Die Grundfläche war gering bemessen. Als Hauptgebäude
der Kernburg kann von einem großen freistehenden Wohnturm oder einem Palas ausgegangen
werden. Im Vergleich mit Anlagen ähnlicher Zeitstellung in der Region wäre am
ehesten an eine kleinere Ausgabe zähringischer Wohntürme zu denken, wie sie in Freiburg,
Breisach, Burgdorf oder Thun bestanden haben oder noch bestehen. Für Nebenbauten wie
Ställe, Scheunen und dergleichen stand in der nördlich gelegenen Vorburg, wo sich heute ein
tiefer liegendes Rebplateau ausdehnt, ausreichend Platz zur Verfügung.

Erhöhung und gotische Umgestaltung, spätes 13. Jahrhundert

Für eine Erhöhung des Langhauses wurden seine Außenwände um 2,4 m hochgemauert
(Abb. 9). Auf der Südseite geschah dies nicht in Bezug zur ursprünglichen Außenwand, sondern
über der nach innen verschobenen Wandflucht. Das Bodenniveau im Inneren wurde ebenfalls
gehoben, vom Schwellenstein des vermauerten Rundbogenportals gemessen um etwa 75 cm bis
knapp unterhalb des heutigen Fußbodens. Dafür wurde Löss und darüber Mörtelschutt eingebracht
und aufgeschüttet. Darüber strich man ein Mörtelbett und verlegte rechteckige Backsteine
(keine Tonfliesen) als Bodenbelag. In der Auffüllung enthaltene Scherben von Becherkacheln
lassen eine grobe Datierung zu und Anschlüsse des Mörtelbetts weisen den Zusammenhang
mit der Erhöhung nach. Mit der Erhöhung wurde das Gebäude sozusagen ein Stück
emporgehoben, nachdem es in Verbindung mit dem Bau der Burg eingegraben worden war.

Etwa in der Mitte der Nordseite kam der Hauptzugang zu liegen, wo er sich noch heute
befindet. Sein spitzbogiges Gewände rahmt eine Öffnung von 123 cm Breite und 237 cm Scheitelhöhe
. Es ist umlaufend profiliert, indem tiefen Kehlen vermutlich einen mittigen Birnstab,
der jedoch vollständig verloren gegangen ist, begleiten. An den unteren Ausläufen wird das
Profil von einem Viertelkreis abgefangen. Für den Einbau des zugehörigen Schwellensteins
wurden einige der Bogensteine des älteren vermauerten Rundbogenportals beschädigt. Das
neue Portal liegt heute gegenüber dem Außenniveau etwas erhöht, doch ist anzunehmen, dass
es anfangs zu ebener Erde gelegen hat und im Laufe der Zeit Boden abgeschwemmt ist. Dies
- oder eine Abgrabung - dürfte auch der Grund dafür sein, warum auf der Nordseite keinerlei
Bodenschichten mehr aus späterer Zeit zu finden waren.

Den Innenraum betritt man beinahe auf Emporenhöhe und musste damals noch neun Stufen
hinabsteigen. Die Stufen aus Sandstein sind sehr stark ausgetreten und stammen offenbar noch
aus der Zeit des Portals. Der Innenboden lag damals noch ein wenig tiefer als heute, sodass
heute die unterste Stufe im Boden steckt.

22 Burghard Lohrum: Vom Pfettendach zum Sparrendach - Bemerkungen zur konstruktiven Entwicklung des süddeutschen
Dachwerkes ab dem frühen 12. Jahrhundert, in: Alles unter einem Dach - Häuser, Menschen, Dinge.
Festschrift für Konrad Bedal, hg. von Herbert May und Kilian Kreilinger, Petersberg 2004, S. 255-284.

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