Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0044
der sie als einstige Spitzbogenöffnung ausweist und die Breite der Nische auf der Innenseite
mit etwa 70 cm ermitteln lässt. Da sie sich stark verjüngt, war die zugehörige Fensteröffnung
aber etwas schmaler. Putzanschlüsse weisen die Erhöhung der Mauerkronen, das höhere Bodenniveau
, das Spitzbogenportal und die Fensternischen als zusammengehörige Baumaßnahme
nach.

Eine genaue zeitliche Bestimmung der Baumaßnahme erlaubt das Dachwerk, das auf den erhöhten
Mauerkronen aufgeschlagen wurde und mit Hilfe der Jahrringe dendrochronologisch in
das Jahr 1282 datiert werden konnte.23 Es ist nach dem Prinzip des Sparrendachs konstruiert,
bestehend aus hintereinander aufgereihten Gespärren, von denen jedes aus einem Sparrenpaar,
einem Kehlbalken, einem Paar sich überkreuzender Scherbänder und Sparrenknechten zusammengesetzt
ist (Abb. 10). Jedes zweite Gespärre sitzt einem durchlaufenden Dachbalken auf,
die übrigen lediglich kurzen Dachfußhölzern, die alle wiederum auf stark dimensionierten
Mauerschwellen ruhen. Während für alle Sparren und die Scherbänder jener Gespärre, welche
auf Dachfußbalken sitzen, Nadelholz zum Einsatz kam, wurde für alle übrigen Elemente
Eichenholz verwendet. Die Gespärre weisen keine erkennbaren Abbundzeichen auf. An der
Unterseite der Dachbalken sind Reste von Nägeln zu beobachten, mit denen eine flache Holzdecke
befestigt war.

Die beschriebene Dachkonstruktion findet sich jedoch nur über dem östlichen Teil des Langhauses
, während das Dachwerk über dem westlichen Teil einer gänzlich anderen Konstruktionsweise
folgte. Für ein Rofendach wurde ein stehender Stuhl mit Dachfirstständern in der Mittelachse
und weiteren Stuhlachsen zu beiden Seiten abgezimmert (Abb. 10). In den Binderachsen
waren Sparren fest eingebunden, zwischen diesen aber lediglich lose aufgelegte Rofen
den Stuhlpfetten aufgenagelt. Alle Hölzer wurden aus Eichenholz hergestellt. Die dendrochro-
nologische Altersbestimmung dieses Dachwerks hatte seine Errichtung um 1293 zum Ergebnis
, also lediglich 11 Jahre nach der Aufrichtung des Sparrendachs östlich davon.24 Dieses
Dachwerk stellt eine in sich geschlossene Einheit dar, wie die aus Symbol- und Zählzeichen
kombinierten Abbundzeichen nachweisen.

Zwar gehören die beiden unterschiedlichen Konstruktionsweisen im 13. Jahrhundert zum allgemein
üblichen Repertoire, doch ein Rofendach auf einem Sakralbau anzutreffen, ist mehr als
ungewöhnlich, da bei Kirchen und Kapellen praktisch ausschließlich Sparrendächer zum Einsatz
kamen. Was zu dieser Situation geführt hat, darüber kann mangels Baubefunden nur spekuliert
werden. Wohl nicht zufällig liegen die Abgrenzungen oben zwischen den beiden
Dachkonstruktionen und unten zwischen hohem Langhaus und Empore an gleicher Stelle. Die
nachweisbare Befensterung auf der Nordseite weist einen einheitlichen Kirchenraum nach.

Möglicherweise wurde das Dachwerk über der Empore von einer hölzernen Unterkonstruktion
getragen, die erst später entfernt wurde, was aber den zeitlichen Unterschied von 11 Jahren
nicht erklären kann. Möglicherweise erhöhte man zunächst nur den hohen Teil des Langhauses
und zog mit der Empore erst später nach, wogegen aber die einheitliche Befensterung
spricht. Möglicherweise hatte man mit der Erhöhung zunächst nur auf äußere Randbedingungen
in Verbindung mit den übrigen Baulichkeiten der Burg reagiert und dies erst im Nachhinein
zu einer Aufwertung des Innenraums genutzt, sodass nicht das ältere sondern das jüngere
Dachwerk die Umgestaltungen datieren würde. Möglicherweise war der westliche Teil beschädigt
und musste ersetzt werden, doch der kurze zeitliche Abstand lässt dies wenig wahrscheinlich
erscheinen. Und um nachweisbare bauliche Veränderungen an der Nordwestecke mit
der Abzimmerung des westlichen Dachwerks in Verbindung bringen zu können, ist der Abstand
von 11 Jahren wiederum zu gering, da in der Zwischenzeit der Innenraum mehrfach neu gestrichen
worden war. Eine schlüssige Erklärung liegt derzeit nicht auf der Hand.

23 Lohrum/Bleyer (wieAnm. 16).

24 Ebd.

44


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0044