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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0047
zwei Reihen von Blättern besetzt ist, und einer polygonalen, profilierten Deckplatte aufgebaut
sind (Abb. 12). Die Blattformen sind von Kapitell zu Kapitell unterschiedlich. Bei den beiden
östlichen Kapitellen handelt es sich um jüngere Ergänzungen.

Den oberen Abschluss des Chorraums bildet ein Rippengewölbe. Seine gekehlten Rippen
setzen auf den Kapitellen an und laufen in einem zentral gelegen Schlussstein zusammen. Weitere
Rippen bieten in der Form stark gestelzter Schildbögen den umlaufenden Rahmen dafür.
Damit die Gewölbe- und Schildbogenrippen gemeinsam auf den Kapitellen Platz finden, sind
sie miteinander zu komplexen Anfängern verschnitten. Der kreisrunde Schlussstein ist mit
rotierend angeordneten Blättern besetzt.

In die nach Südosten gerichtete Schrägseite ist eine Pisina als Wandnische mit kleinem
Becken ohne Abfluss eingelassen. Die Nische wird von einem genasten Stichbogen nach oben
abgeschlossen und von einem vortretenden Profil gerahmt, welches sich in einem Wimperg
fortsetzt. Dessen Schrägen sind mit eingerollten Krabben besetzt, und die umschriebene Dreiecksfläche
wird von einem Blendmaßwerk in der Figur eines Dreistrahls ausgefüllt.

Das spitzbogige Nordfenster des Chors geht wohl ebenfalls auf die Zeit von Erhöhung und
Neugestaltung zurück, könnte der überhöhten Spitzbogenform aber auch erst später, im
14. oder 15. Jahrhundert eingebaut worden sein. Die umlaufende Profilierung lässt deutlich
erkennen, dass die Öffnung später leicht vergrößert worden ist, indem man den inneren Profilabschnitt
abgearbeitet hat. Sicherlich war das Bogenfeld einst mit Maßwerk ausgefüllt.

Die beschriebenen Architekturformen geben genügend Anhaltspunkte für einen stilistischen
Vergleich. Die Ausführung ist recht qualitätsvoll, sodass nicht davon ausgegangen werden
muss, dass hier des provinziellen Standorts wegen dem Puls der Zeit hinterhergehinkt wurde.
Die Kapitelle sind mit Teilen des Freiburger Münsters vergleichbar, den Blendarkaden und Ar-
kadenpfeilerkapitellen der Westjoche des Langhauses oder der Architekturgliederung in der
Turmvorhalle, kommen letzterer aber am nächsten. Dort finden sich auch gerollte Krabben. Ein
Maßwerkdreistrahl tritt im Westfenster der darüberliegenden Michaelskapelle auf. Datiert werden
Vorhalle und Michaelskapelle in die 1270er- bzw. 1280er-Jahre, also nur wenige Jahre vor
Umgestaltung des Chors der Riegeler Michaelskapelle, deren Schaffung in der Zeit um das
dendrochronologisch 1282 datierte Dachwerk zu suchen ist.25 Eine Nische mit Wimperg vergleichbarer
Form befindet sich in der Burgkapelle der Unteren Burg Landeck - in Sichtweite
der Michaelskapelle -, deren übrige Bauplastik in den Zeitraum kurz vor oder nach 1300 zeitlich
eingeordnet werden kann.26

Nach Osten sind dem Chorbau zwei Strebepfeiler vorgelagert. Sie sind so platziert, dass sie
präzise die beiden östlichen Eckpunkte des Gewölbes abfangen können. Dabei sind sie leicht
nach außen gedreht, um dem Kräfteverlauf besser zu entsprechen. Es wurden dafür einige wenige
Buckelquader verwendet, jedoch so vereinzelt, dass davon auszugehen ist, dass sie von
anderer Stelle stammen. Das übrige Mauerwerk ist völlig regellos und von schlechter Qualität.
Dieses und die unorthodoxe Schrägstellung machen deutlich, dass die Strebepfeiler sicherlich
erst zu einem späteren Zeitpunkt angefügt worden sind. Das wird auch durch eine grün glasierte
Keramikscherbe erhärtet, die in eine Fuge mit eingebaut war. Ein konkreter Schaden
scheint nicht zum Bau der Strebepfeiler geführt zu haben, denn die Ostwand steht vertikal und
nicht etwa nach außen gelehnt.

25 Bernhard Laule: Die Fertigstellung des Langhauses und der Bau des Westturmes, in: Das Freiburger Münster,
hg. vom Freiburger Münsterverein, Regensburg 2010 (im Druck).

26 Alfons Zettler/Regina Dennig-Zettler: Landeck, in: Zettler/Zotz (wie Anm. 4), S. 257-271, bes. S. 26lf.
Ralf Ritter/Karl-Bernhard Knappe: Die Landeck - eine Burg der Geroldsecker, in: Geroldsecker Land 30
(1988), S. 17-43, bes. S. 35-41.

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