Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0049
Spätere Veränderungen

Auf der Außenseite ließ die Mauerstruktur erkennen, dass im Bereich der Nordwestecke das
aufgehende Mauerwerk ab dem Bodenniveau der unteren Empore nachträglich ersetzt worden
war. Auf der Innenseite konnte dies anhand von Putzwechseln ebenfalls nachvollzogen werden.
Allem Anschein nach war der gesamte Eckbereich vollständig neu hochgemauert worden, wobei
die westlich gelegene Türnische und die Fensternische in der Nordwand in Mitleidenschaft
gezogen und damals zugesetzt worden sind. Gleichzeitig wurde die heute bestehende mittige
Türöffnung in der Westwand angelegt. Vermutlich hat sich der Grund für die Maßnahme in der
konkaven Biegung der Nordwand manifestiert, sicherlich hervorgerufen durch eine Verschiebung
des Eckbereichs in nördliche Richtung. Ein bedrohlicher Zustand oder gar der Einsturz
der Gebäudeecke hatte zu dem konstruktiven Eingriff genötigt. Um dem neu gemauerten Eckbereich
höhere Stabilität zu verleihen, wurde auf der Außenseite auch gleich ein Strebepfeiler
angefügt, dessen nachlässige Fundamentierung bei den Grabungsarbeiten sichtbar wurde. Die
Schichtenabfolge lässt nur eine grobe zeitliche Einordnung ins 15. oder 16. Jahrhundert zu. Die
Form des nur leicht angespitzten, beinahe rundbogigen Türgewändes mit Kehle und wulstigen
Profilausläufen weist ins späte 16. Jahrhundert.

Wohl erst im 17. Jahrhundert wurde das Bodenniveau im Langhaus abermals leicht angehoben
und auf die heute bestehende Höhe gebracht. Bauschutt und Humus wurden von draußen
eingebracht, der anscheinend Keramik, einige Knochenfragmente und Schneckengehäuse enthielt
. Drei Münzfunde könnten einen damaligen hölzernen Bretterboden anzeigen. Es handelt
sich um einen nur allgemein in die Zeit zwischen 1600 und 1700 zu datierenden Angster der
Stadt Zürich aus Billon (eine Legierung).27 Eine Konstanzer Silbermünze stammt ebenfalls aus
dem 17. Jahrhundert.28 Eine Bronzemünze Ludwigs XIV. dürfte ins späte 17. Jahrhundert
gehören; ihr abgegriffener Zustand und eine Lochung zeigen jedoch, dass sie bereits als Anhänger
getragen wurde und wohl erst im Laufe des 18. Jahrhunderts in den Boden gelangte.
Die Konzentration der Münzen im westlichen Bereich des Langhauses könnte darauf hindeuten
, dass jeweils am hinteren Ende der Frauen- und der Männerseite eine Opferbüchse aufgestellt
war, wo einzelne Münzen verloren gingen. Einige Funde sind in das Umfeld der Volksfrömmigkeit
zu stellen: so eine Perle und ein längliches gedrechseltes Teil aus Bein, die zu
Rosenkränzen gehörten. Möglicherweise erfolgte zur selben Zeit auch eine leichte Aufhöhung
des Chorbodens, wo auf die älteren einfach neue Steinplatten verlegt worden sind. Stücke des
früheren Belags sind heute zu beiden Seiten des Altarblocks zu sehen.

Größere Beschädigungen scheint die Michaelskapelle durch den Dreißigjährigen Krieg nicht
erfahren zu haben, wenn auch für 1650 einige Ausbesserungen dokumentiert sind.29 Nach den
Ergebnissen dendrochronologischer Datierungen erfolgten aber in der Zeit um und nach 1700
größere Umbauten.30 Im Jahre 1699 wurde die heute bestehende zweite Emporenebene eingezogen
. Zapfenlöcher auf der Oberseite zeichneten die Anordnung eines Gestühls in zwei
Blöcken mit Mittelgang nach. Gemäß der Putzanschlüsse wurden in diesem Zusammenhang
die älteren Fenster der Nordseite geschlossen und durch das heute bestehende rundbogige,
außenseitig rundum gekehlte Nordfenster ersetzt. Auf der Südseite wurde ein hochliegendes
Rundfenster ins Mauerwerk eingebrochen, das heute zwar nicht mehr besteht, das aber anhand
einer freipräparierten Putzkante abgelesen werden kann.

27 Parallele siehe Armand Baeriswyl/Marina Junkes: Der Unterhof in Diessenhofen - von der Adelsburg zum
Ausbildungszentrum (Archäologie im Thurgau 3), Frauenfeld 1995, S. 249, Nr. 13.

28 Ebd. S. 250, Nr. 19f. (Parallelen).

29 Futterer (wie Anm. 10), S. 19.

30 Lohrum/Bleyer (wie Anm. 16).

49


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0049