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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0053
ständig erneuert und zur Entlastung des Chorgewölbes oberhalb davon ein quer gespannter
Tragbinder eingebaut. Die beiden Langhausdachwerke erfuhren eine sehr gründliche Instandsetzung
. Vom östlichen Sparrendach sind zwar alle Dachbalken, jedoch keines der Dachfußhölzer
, ganze zwei Sparrenknechte, weniger als die Hälfte der Sparren und nur vier einzelne
Scherbänder übriggeblieben. Beim westlichen Dachwerk blieb der stehende Stuhl fast unberührt
, doch wurden alle Sparren und Rofen erneuert.

Versuch einer historischen Bewertung

Für die Anfänge der Kirche ist festzuhalten, dass sich die Annahme des Ortschronisten und
Pfarrers Adolf Futterer eindrucksvoll bestätigt hat: die Kirche stand zuerst auf dem Berg, lange
bevor die Burg hier errichtet wurde. Abgesehen von geringen Resten aus römischer Zeit stellt
die Michaelskapelle damit - unabhängig davon, ob das Kleinquadermauerwerk auf das 10., 11.
oder frühe 12. Jahrhundert zurückgeht - einen der ältesten Bauten des Landkreises Emmendingen
, vielleicht sogar den ältesten dar. Ob die Kirche gar auf den Resten eines römischen
Tempels steht - wie von Futterer angenommen -, ließ sich (u.a. aufgrund der geringen Frei-
legungstiefe) nicht feststellen. In der Lössauffüllung treten einzelne römische Funde wie
Keramik und Ziegel auf. Sie belegen einmal mehr eine römische Präsenz in Riegel und
möglicherweise auch auf dem Michaelsberg.

Vermutlich ab karolingische Zeit bestand eine kleine Kirche mit Friedhof, urkundlich im
10. Jahrhundert erwähnt. Durch das Bestattungsrecht ist sie als Pfarrkirche ausgewiesen. Im
10., 11. oder frühen 12. Jahrhundert entstand eine recht große Kirche. Hier stellt sich die Frage
nach dem Bauherrn. In Frage kämen etwa das Königtum mit einem örtlichen Amtsträger, der
im 10. Jahrhundert offenbar zu mächtig gewordene und dann enteignete Graf Guntram oder das
Kloster Einsiedeln. Auch der Status dieser Kirche wäre vielleicht nochmals zu diskutieren.
Denkbar sind eine Eigenkirche, eine filia oder auch eine Pfarrkirche.

Nach der bisher favorisierten Annahme sei die früheste Pfarrkirche Riegels beim Fronhof-
buck gelegen und im 12./13. Jahrhundert an die heutige Stelle im Dorf verlegt worden.40 Da
ein Teil der komplizierten Beweisführung Futterers nicht immer nachvollziehbar ist, wäre auch
noch die nun festgestellte frühe, recht aufwendige Kirche St. Michael auf dem Berg ein weiterer
Kandidat. Das Patrozinium der heutigen Pfarrkirche St. Martin würde allerdings tatsächlich
in Richtung Fronhof verweisen.

Die Frage nach der frühen Pfarrkirche von Riegel und ihres Umfeldes müsste nun - angesichts
der neuen archäologischen Sachlage - durch Historiker und Kirchenhistoriker nochmals
überdacht werden.

Die archäologischen Befunde und die wenigen Schriftquellen zur Gründung der Burg im
12. Jahrhundert werfen ein Schlaglicht auf das Vorgehen der Zähringer, die sich hier oberhalb
von Riegel einen festen Punkt schufen und dabei in ältere Rechte des Klosters Einsiedeln eingriffen
. In jedem Fall scheint damals und in der Folgezeit auch kirchen- und siedlungsgeschichtlich
in Riegel einiges in Bewegung gekommen zu sein. Langfristig verlagerte sich der
Siedlungsschwerpunkt vom Fronhof weg und konzentrierte sich im Bereich des heutigen Ortes
zu Füßen der Burg.41

40 Futterer (wie Anm. 11), S. 3; Ders. (wie Anm. 8), S. 49-52; S. 70f. Zum archäologischen Befund in der heutigen
Pfarrkirche St. Martin siehe Christian Maise: Vorgängerbauten der Kirche St. Martin in Riegel, Kreis Emmendingen
, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1996 (1997), S. 291-294, mit zu vielen
Bauphasen aufgrund der zu kleinen Bodenaufschlüsse; Christian Maise: Kleiner als gedacht: die 1743 abgerissene
Martinskirche in Riegel, Kreis Emmendingen, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg
2003 (2004), S. 183-185, mit einer korrigierten Phasenfolge.

41 Trumm (wie Anm. 3); Drauschke (wie Anm. 3); Futterer (wie Anm. 14).

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