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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0058
Das städtische Wasserversorgungssystem

Die Umleitung des Wassers der Dreisam in Richtung der Stadt wurde von den Einwohnern
Freiburgs seit der Stadtgründung als dringend notwendig erachtet, da der Standort des ursprünglichen
Kerns der Altstadt auf einem Kegel von Schwemmland, das die Dreisam in den
vorhergehenden Jahrtausenden gebildet hatte, lag und einige Schwierigkeiten bezüglich der
Wasserversorgung bereitete.10 Das in 11 m Tiefe fließende Grundwasser war aufgrund fehlender
finanzieller und technischer Mittel für die Einwohner fast nicht zu nutzen.11

Die Lösung dieses Problems wurde mit der Entwicklung eines sogenannten „dualen Wasserversorgungssystems
" gefunden, das die Einwohner sowohl mit Trinkwasser als auch mit
Brauchwasser versorgte.12 Das Trinkwasser wurde über Holzleitungen13 von den im Bromberg
entspringenden Quellen zunächst zum Mösle, wo vier Becken gebaut wurden (zu denen ein Reservebecken
hinzugefügt wurde), die mit dem Wort „Wasserstuben" bezeichnet wurden, und
von diesen bis zum Schwabentor transportiert.14 Von dort wurde das Trinkwasser in das dahin-
terliegende Gebiet der Stadt mit der Altstadt und den Vorstädten verteilt.15

Die geografische Lage Freiburgs am Fuße einer Bergkette wirkte äußerst begünstigend auf
die Ausbeutung der Wasserquellen.16 Die Entscheidungsbefugnis über die Nutzung der reichen
Wasservorräte, die der Stadt zur Verfügung standen, war seit 1368, als die Stadt sich von den
Grafen von Freiburg losgekauft hatte, dem Stadtrat (Rat) vorbehalten, fortan dem einzigen
übergeordneten Organ, das die Erlaubnis zur Installation von öffentlichen oder privaten Brunnen
gewährte. Die politische Linie der lokalen Autorität in Sachen Wasserversorgung variierte
im Lauf der Jahre und nach den Antragsstellern: während der Rat im Jahre 1317 den Mönchen
des Augustinerklosters das Recht gewährte, kostenlos einen privaten Brunnen zu installieren,
freilich unter genauester Angabe der Größe der Wasserleitung und Verbindung sowie der
erlaubten Entnahmemenge, verlangte die städtische Autorität von 1558 an, mit der alleinigen

10 Zum Ursprung des Flusses Dreisam vgl. Anm. 5. Eckhard Villinger: Freiburg im Breisgau - Geologie und
Stadtgeschichte, hg. vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg (Informationen
12), Freiburg 1999, S. 3lff.

11 Lange (wie Anm. 6), S. 88; Villinger (wie Anm. 10), S. 38ff.; Schadek/Untermann (wie Anm. 1), S. 11 Off.

12 Der Begriff „duales Wasserversorgungssystem" zur Beschreibung der kombinierten Versorgung mit Brauchwasser
durch die Bächle und mit Trinkwasser durch ein System hölzerner Rohren, wie es zuvor nur für Klöster belegt
ist, ist seit der Veröffentlichung der Geschichte der Stadt Freiburg in den Darstellungen der Freiburger Wasserversorgung
üblich geworden. Vgl. dazu Lange (wie Anm. 6), S. 88.

13 Der Gebrauch von Holz als Baumaterial für die Rohre blieb bis zum 18. Jahrhundert unverändert. Ab dem
19. Jahrhundert werden die Rohre aus Gusseisen hergestellt. Die zwischen dem Spätmittelalter und dem Anfang
der Neuzeit verwendeten hölzernen Wasseranlagen verlangten ständige Instandsetzungsarbeiten, die zum Verlust
der ersetzten Teile führte.

14 Das Wort „Bromberg" entstammt der gesprochenen Sprache und ist aus der Zusammenziehung der Wörter
„Brunnen" und „Berg" entstanden. Das Wort „Mösle" ist die Verkleinerungsform von „Moos" und bezeichnet
durchnässten und moorigen Boden, der vom Bergwasser fortwährend bewässert wird. Vgl. zu Quellen und Brunnen
Villinger (wie Anm. 10), S. 47-54 und die zwei dort beigefügten geologischen Karten. Die Karte Nr. 2
erlaubt, die Wasserversorgung im Altstadtgebiet zu lokalisieren. Vgl. über das Thema die im Anhang abgedruckte
Quelle aus dem Jahr 1535, Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), Cl Brunnen 1 Nr. 1, fol. lr-5v. Sie wurde herangezogen
im Kapitel „Wasserversorgung und Entsorgung" von Ulrich R Ecker: Bettelvolk, Aussätzige und Spital-
pfründner. Armut und Krankheit als zentrales Aufgabenfeld der Stadtverwaltung, in: Haumann/Schadek (wie
Anm. 1), S. 468-500, hier S. 489.

15 Das im Quellenanhang wiedergegebene Aktenstück „Ursprung der Brunnen Zue Freyburg Im Preißgau ver-
zaichnet anno 1555" (StadtAF, B3 Nr. 1, fol. 28r-31v) bietet eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Stadtbrunnen
und ihrer Arbeitsweise. Instruktiv für die Lage der Brunnen sind auch der sogenannte Große und Kleine
Sickinger-Plan von 1589, siehe Johannes Mangel Die Freiburg-Ansichten des Gregorius Sickinger von 1589
(Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 35), Freiburg 2003, bes. S. 141ff. und die
beigelegten Nachdrucke in Originalgröße.

16 Ecker (wie Anm. 14), S. 488: „Freiburg war in dieser Hinsicht im Gegensatz zu Nachbarorten in der Ebene durch
die Möglichkeit zur Nutzung von Quellwässern aus dem Schwarzwald begünstigt."

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