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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0060
hen.22 Mit einem gegenüber Bürgerschaft und Verwaltungsspitze abgelegten Eid verpflichtete
sich der Brunnenmeister, jeden einzelnen Brunnen sauber zu halten - z.B. wart etwas vngesy-
bers vonfreschen oder ander ding dorin wer - und die Leitungen, die das Wasser zu den Brunnen
führen, zu bedecken, ohne irgendjemandem die Herkunft derselben zu enthüllen, um Wasservergiftung
s versuche oder Verletzungen des Systems zu verhindern.23 Aus den Worten einer
Vernehmung im Jahre 1349 - im Jahr der Großen Pest und der Judenverfolgungen - zu Schaden
des Juden Meiger Nase, der angeklagt war, die städtischen Brunnen vergiften zu wollen,
geht hervor, wie sehr die Geheimhaltung der Herkunft der Wasserquellen eine Pflicht war, an
die sich der Brunnenmeister zu halten hatte.24

Neben einer monetären Vergütung überließ die Stadt Zürich den Verantwortlichen zur Instandhaltung
der Brunnen und der Wasserleitungen zusätzlich haus und herberg, in welcher der
Brunnenmeister mit seiner Familie für die Dauer der Erfüllung seiner Dienste lebte, als Büro
diente und sich neben der Zollwache befand.25

Wie die in Freiburg am 19. Februar 1535 in Anwesenheit des neuen Brunnenmeisters Ambrosius
Syfrit niedergeschriebenen Worte zeigen,26 bildeten die Wasserversorgung von den
Quellen über Holzleitungen in die Stadt und das weitere Verteilersystem zur Trinkwasserversorgung
unter der Kontrolle und Instandhaltung des Brunnenmeisters ein komplexes Wassernutzungssystem
, das bis ins 19. Jahrhundert unverändert erhalten blieb.27

Wasser als Arbeitsinstrument

Die enge Verbindung des Wassers mit der Ausübung bestimmter Berufe wie Müller oder Gerber
ist im südlichen Vorstadtbereich allein schon anhand der hohen Erträge des Heilig-Geist-
Spitals aus den Mieten für die vor dem Martinstor errichteten Mühlen ablesbar, um die große
Bedeutung des Elements Wasser für die Berufswelt und die städtischen Körperschaften zu
erkennen.28

22 Matthias Untermann: „So vil wassers als wir bedürfen". Brunnen und Wasserleitungen, in: Haumann/Scha-
dek (wie Anm. 1), S. 496-500, hier S. 497. Eine grafische Darstellung der 3 km langen Brunnenanlage bietet der
Freiburger Brunnenplan von 1732, Ecker (wie Anm. 14), S. 490f.

23 Ecker (wie Anm. 14), S. 489. Zitat aus: StadtAF, Cl Brunnen 1 Nr. 1, fol. 5v.

24 Über die stereotypen Beschuldigungen der Brunnenvergiftung durch die jüdische Gemeinde besonders während
der Pestwellen seit 1348 siehe: Europas Juden im Mittelalter. Beiträge des internationalen Symposiums in Speyer
vom 20.-25. Oktober 2002, hg. von Christoph Cluse, Trier 2004; Frantisek Graus: Pest - Geißler - Judenmorde
. Das 14. Jahrhundert als Krisenzeit, Göttingen 31994; Zur Geschichte der Juden im Deutschland des späten
Mittelalters und der frühen Neuzeit, hg. von Alfred Haverkamp, Stuttgart 1982.

25 Suter (wie Anm. 21), S. 74.

26 StadtAF, Cl Brunnen 1 Nr. 1, fol. lv-5v. Als Datenangabe liest man in fol. 3v des zitierten Protokolls: UffFryt-
tag vor Reminiscere im 1535 Jor. Datierung nach Hermann Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen
Mittelalters und der Neuzeit, Hannover 142007, S. 156.

27 Zu den Freiburger Brunnen im Einzelnen siehe Rosemarie Beck/Roland Meinig: Brunnen in Freiburg, Freiburg
1991.

28 Hans-Peter Widmann: Den selan trostlich, den dürftigen nuzzelich. Das Heiliggeist-Spital zu Freiburg im Breisgau
im Mittelalter (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 38), Freiburg 2006,
S. 210. Zum Begriff „Mühle" siehe u.a. das deutsche Rechtswörterbuch, das über 100 Mühle-Komposita verzeichnet
, dazu weitere mit „Müller" und „mahlen" gebildete Wörter (drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/).
Vgl. auch Helmut Jungwirth: Mühle, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 6, hg. von Hans
Bächtold-Stäubli, Berlin 1935 (zitiert aus dem fotomechanischen Nachdruck, Berlin 2005), S. 602-609. Das
Wort „Runz" (zuweilen finden man in den Quellen auch die Schreibungen Runs oder Runss) bedeutet im Alemannischen
„rinnen" oder „Rinnsal", das einen kleinen künstlichen Kanal bezeichnet. Gewöhnlich wurden diese
Runzen mit dem Ziel errichtet, Mühlen oder Gerbereien innerhalb der Stadtmauern zu versorgen, aber auch
außerhalb der Stadt, man denke nur an die außerhalb Freiburgs gelegenen Kanäle, die zur Bewässerung der umliegenden
Felder dienten. Vgl. Josef Fuchs: Stadtbäche und Wasserversorgung in mittelalterlichen Städten Südwestdeutschlands
, in: Maschke/Sydow (wie Anm. 4), S. 39f.; www.regiowasser.de/forum/thema-99.html. Mit
dem Wort Runz wurden Komposita gebildet wie Runzordnung, Runzgenossenschaft, Runzmatte, die in den Quel-

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