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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0066
Gewährleistung der Reproduktion der Lachse war auch deshalb nötig, weil sie, gemeinsam mit
den anderen Fischen des Flusses, insbesondere der Forelle, die einzige erlaubte Nahrung
während der Fastenzeit darstellten.49 Die Wasserordnung fasste eine Reihe von Strafmaßnahmen
bei Übertretungen zusammen und ordnete an, dass zumindest einmal im Jahr eine Inspektion
der Wasserläufe durchgeführt werden sollte, um sicherzustellen, dass die Verordnung
tatsächlich eingehalten wurde. Zur Vervollständigung der Gewässerüberwachung wurde jährlich
der sogenannte Wuhrtag anberaumt, ein Tag, der der Verteidigung und Einhaltung der
rechtlichen Vorschriften diente. An diesem Wuhrtag hielt ein Gericht, das Wuhrgericht, das aus
Abgesandten der verschiedenen Zentren und Institutionen, welche die Rechtsvorschriften zur
Wasserverwaltung unterzeichnet hatten, zusammengesetzt war, eine Sitzung, in der von den Fischern
oder den Pflegern, die für einen bestimmten Flussabschnitt verantwortlich waren, vorgebrachte
Klagen angehört und diesbezüglich bindende Entscheidungen formuliert wurden.50
Bei den Regelungen für das Fischereigewerbe legte die städtische Autorität sogar fest, welche
Fischarten zum Markt gebracht werden durften und welche nicht: Lachse (die nur dann gefischt
werden durften, wenn deren Eiablage beendet war), Forellen, Hechte und Aale.51 Noch heute
erinnert die Fischerau mit ihrem Namen an die große Bedeutung der Ausübung des Fischergewerbes
im spätmittelalterlichen Freiburg.52

Schließlich darf auch der Gebrauch des Wassers zur Bewässerung der Felder nicht vernachlässigt
werden. Das Gebiet des Oberrheins weist auch unter diesem Aspekt vom 13. bis zum
16. Jahrhundert homogene Charakteristika auf.

Die Techniken zur Bewässerung der Felder im heutigen Südwestdeutschland und der
Schweiz haben ihre Wurzeln im 9. Jahrhundert.53 Bereits für diese Zeit dokumentieren die
Quellen die ersten Kanalisationssysteme auf der vom Fluss Langeten bewässerten Fläche im
Schweizer Tal in der Nähe von Luzern. Der Vergleich der Bewässerungssysteme, die für die
Felder des Gebiets Langetental und die benachbarten Felder (als sie noch nicht innerhalb derselben
Stadtmauern lagen) verwendet wurden, mit denen der Stadt Freiburg, lässt mehrere
Ähnlichkeiten erkennen. Ausgehend von der Beschaffenheit des Geländes wurde eine Technik
favorisiert, vermittels derer kleine Feldstücke durch Wasserausströmungen aus dem Flussbett
der Kanäle bewässert wurden.54 Die ersten Zeugnisse der Feldbewässerung mittels eines Aquädukts
beim Kloster Sankt Gallen in der Nähe des Bodensees gehen auf das 9. Jahrhundert
zurück.55 Was den Breisgau betrifft, so liegt das erste Zeugnis eines Feldbewässerungssystems
aus dem Jahr 1220 vor, als der Freiburger Graf Egeno V. den Mönchen des Klosters Tennenbach
die Befugnis erteilte, Teile des Kanalwassers, das den nördlichen Teil der Stadt durch-

49 Als Bestätigung seiner These führt Lange (wie Anm. 6), S. 65, eine wiederkehrende Aussage in der Dokumentation
zur Regulierung des Fischfangs an (StadtAF, Cl Runzsachen 7 und Cl Wasserbau 2), in der man verordnet
, dass der Lachs seinen freyen gang zu stig und val haben muss.

50 StadtAF, Cl Runzsachen 7 und Wasserbau 2, wiedergegeben in Lange (wie Anm. 6), S. 65.

51 Ecker (wie Anm. 14), S. 488. Über die verschiedenen Phasen, die der gefangene Fisch von der Barke des Fischers
bis zum Markt durchläuft vgl. Wilhelm Abel: Strukturen und Krisen der spätmittelalterlichen Wirtschaft,
Stuttgart/New York 1980, S. 46.

52 Um die Fischerau zu visualisieren und in den Kontext der Freiburger Altstadt einzuordnen vgl. www.alt-frei-
burg.de/ak040.htm; www.photohomepage.de/galerien_reisefotografie_baden_wuerttemberg_freiburg_fischerau.
htm; web2.cylex.de/stadtplan/freiburg-79/freiburg-strasse-fischerau.html (Stand: Mai 2010).

53 Christian Leibundgut: Wiesenbewässerungssysteme im Langetental, 6 Kartenblätter mit Erläuterungen, Bern
1933, S. 33.

54 Christian Leibundgut: Historical meadow irrigations in Europe. A basis for agricultural development, in: The
Basis of Civilization - Water Science? (Proceedings of the UNESCO/IAHS/IWHA Symposium held in Rome,
December 2003), in: IHAS Publ. 286 (2004), S. 82, „small sloping plots were irrigated by overspill from ditches
aligned along contours. Canals were short and, in most cases, surplus water ran directly back to requiring less
Cooperation among different landowners".

55 Himmelsbach (wie Anm. 28), S. 31.

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