Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0069
zu bringen, die entlang des südlichen Teils der Stadtmauer, vor dem Schwabentor und dem
Schneckentor, lagen und durch entsprechende Zeichen markiert waren (Abb. 3). Die Abfälle
wurden schließlich bei Hochwasser von der Dreisam weggespült.63

Als Toiletten dienten im Mittelalter sogenannte Latrinen bzw. Sicker- oder Sinkgruben, von
denen mehrere bei archäologischen Ausgrabungen in der Freiburger Altstadt entdeckt wurden.
Gewöhnlich waren diese Aborte hinter den Häusern zwischen zwei Wohnbereichen angelegt,
damit sie gemeinsam genutzt werden konnten. Die Gruben hatten einen Durchmesser von 2 bis
3 m und eine Tiefe zwischen 3 und 6 m, bestanden aus großen Geröll- und Steinblöcken und
wurden durch eine steinerne Bedeckung in Form einer Wabenstruktur geschlossen. Das maximale
Fassungsvermögen von geschätzten 50 m3 ermöglichte eine jahrzehntelange Nutzung, bevor
der Inhalt geleert werden musste und als Dünger diente.64

Eine Analyse des Baumaterials einer Latrine zeigt, dass dieses oft aus den gleichen Steinbrüchen
stammte als jenes, das zur Errichtung von Brunnen benutzt wurde. Zuweilen ist anhand
des Latrineninhaltes auch eine Datierung möglich, z.B. bei den Sickergruben, die in der
Grünwälderstraße und bei der heutigen Schlossberggarage gefunden wurden und in die erste
Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückreichen.65

Die öffentlichen Bäder in Freiburg

Selten ist die Beziehung von Mensch und Wasser in einer Region, die wie das Oberrheingebiet
vom 13. bis 16. Jahrhundert von den Auswirkungen der christlichen Kultur ganz durchdrungen
war, von einer solchen Vielseitigkeit und Gegensätzlichkeit geprägt wie im Fall der Thermalbäder
und der städtischen Bäder.

Es genügt, an die Ikonografie der Epoche zu erinnern, in der einerseits das Motiv des Jungbrunnens
eine markante Rolle spielt, z.B. in der Xylografie von Hans Sebald Beham von 1545
mit dem Titel „Jungbrunnen", die Menschen jeden Alters und sozialen Standes darstellt, die
sich an einem Thermalort der Hoffnung hingeben, wieder jung zu werden und die Freuden des
Fleisches zu genießen, und andererseits an Darstellungen wie in den Holzschnitten, die das
1514 in Straßburg veröffentlichte Werk des gelehrten Franziskaners Thomas Murner mit dem
Titel „Ein andechtig geistlich Badenfahrt" begleiten, in dem die Figur Christi als Bader die
Menschen einlädt, ein Bad zu nehmen, um sich von den im Laufe ihrer Existenz angesammelten
Sünden zu reinigen.66

Das offensichtlichste Zeugnis der Verbreitung der Bäder-Praxis in der Region Baden wird
von der teils alten, teils neuen Toponomastik geliefert: man muss nur eine geografische Karte
des Ober- und Hochrheingebietes mustern, um Ortsnamen zu lesen, die einen expliziten Bezug
auf das Vorhandensein von Thermalbädern haben: Baden-Baden, Badenweiler, Bad Säckingen
oder Baden im Aargau.

63 Der anfallende Müll sollte vor dem obern thor bey der langen pruckhen oder vor dem schneckhen thor uff dem
Grien zu sammeln sein, StadtAF, AI IX a 1559 Mai 10. Vgl. Mangei (wie Anm. 15), S. 159f.; Schadek/
Untermann (wie Anm. 1), S. 112, Anm. 193.

64 Peter Schmidt-Thome: Archäologische Befunde zur Entsorgung mittelalterlicher Städte am Beispiel Freiburgs,
in: Archäologischen Informationen 7 (1984), S. 125f. Vgl. Lange (wie Anm. 6), S. 64. Siehe auch Schadek/
Untermann (wie Anm. 1), S. 113.

65 Schmidt-Thome (wie Anm. 64), S. 128f.; Schadek/Untermann (wie Anm. 1), S. 209-214.

66 www.zeno.org/Kunstwerke/B/Beham,+Hans+Sebald:-i-Jungbrunnen (Stand: Mai 2010). Zu Thomas Murner vgl.
Birgit Tuchen: Öffentliche Badhäuser in Deutschland und der Schweiz im Mittelalter und der Frühen Neuzeit,
Petersberg 2003, S. 305f.; Heribert Smolinsky: Murner Thomas, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
, Bd. 6, Hamm 1993, S. 366-369. Zu Albrecht Glockendon vgl. Barbara Daentler: Die Buchmalerei
Albrecht Glockendons und die Rahmengestaltung der Dürernachfolge, München 1984.

69


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0069