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Orten beinahe die ganze Bevölkerung hinwegraffte. Hiedurch blieben zahlreiche Güter unbebaut
ligen, was eine schwere Theuerung der Lebensmittel nach sich zog." Dieser eher allgemeinen
Notiz kann nun nicht entnommen werden, dass das Kloster von der Pest oder einer vergleichbaren
Seuche betroffen war, aber dass der Klosterschreiber das Auftreten überhaupt für
bemerkenswert hielt.2

Als 1480 Regen ohne Ende das Tal überschwemmte und selbst im Klostergebäude das Wasser
stand, folgte auf die anschließende Hungersnot „ein allgemeines Sterben. Denn die Menge
des Schlammes mit den verwesenden Körpern unzähliger im Wasser umgekommener Thiere
vergiftete die Luft und erzeugte eine pestartige Krankheit, welche ins dritte Jahr ihre Opfer
kostete. Auch im Kloster zu Güntersthal raffte sie manches Leben hin weg und hinterließ bei
den Überlebenden eine schmerzliche, seelentrübende Stimmung."3 Dieses Ereignis geschah in
der Amtszeit der Äbtissin Verena I. Tegelin von Wangen und wurde von Johannes Meyer (1462-
1485), der Beichtvater im Kloster Adelhausen war, ebenfalls beschrieben: Es stürben öch vil
der alten swesteren, es word öch im jar Christi 1480 nit allein am rin ein grosser usbruch des
wassers, der da grossen schaden tett, sondern öch die fliessenden wasser ze Friburg brachen
zemal schedlich vs, dz sy die bruggen vnd vil heiser hinfürten; vnd kam öch dz wasser in dz
clo st er Adelhusen, vnd zer gieng nit on schaden, won kurtzlich darna kam öch die pestilentz in
dz closter vnder die swestern, also dz ir in einem somer stürben 11 swesteren, on andern schaden
, den dz closter enpfieng in andern dingen.4

Wenige Jahre später suchte die „Pestilenz" das Kloster Günterstal erneut heim: Anno Domini
1485 was ein grosser Sterbet. Do stürben im Closter 11 gewileter5 und 2 Kind' von S. Margarethentag
bis S. Michelstag, und bliben so wenig, daß wir nit mochten das groß' Gebet thuenl
Ufsant Margarethetag, do stürben Ursel von Bolsenheim und Ursel von Erzingen an der Pestilenz
.6

Danach ist bis zum Dreißigjährigen Krieg in der Klostergeschichte nichts mehr über eine
derartige Seuche berichtet worden. Erst in den Jahren 1627 und 1628, als auch andernorts die
Pest wütete, war Dorf und Kloster Günterstal wieder betroffen.

Au, Bollschweil, Horben, Merzhausen, Sölden und Wittnau

Für die Hexentalgemeinden Merzhausen, Au, Wittnau, Sölden und Bollscheil sind nur wenige
Nachrichten über das Auftreten der Pest bekannt.

Merzhausen hatte nach dem Bauernkrieg nur 13 bewohnte Gebäude - 10 Häuser, 1 Pfarrhaus
, 1 Witwenhaus, 1 Haus, in dem einige Waisen leben, eine verbrannte Hofstatt und 1 leere
Hütte - und entsprechend klein war die Einwohnerzahl. Wenn, was anzunehmen ist, bis zum
Ende des Jahrhunderts die Bevölkerung nicht viel mehr anstieg, dann müssen die drei im Jahre
1594 an der Pest Verstorbenen Angst und Schrecken verbereitet haben. Am 13. November

2 Joseph Bader: Die Schicksale des ehemaligen Frauenstifts Güntersthal bei Freiburg, in: Freiburger Diözesan-
Archiv 5 (1870), S. 119-206, hier S. 152.

3 Ebd., S. 166, sowie Ernst Dreher: Günterstal. Seine Geschichte von den Anfängen bis zur Klosterauflösung im
Jahre 1806. Die Gemeinde Günterstal zwischen 1806 und 1830, Lahr 22004, S. 53.

4 Joseph König: Die Chronik von Anna von Munzingen, in: Freiburger Diözesan-Archiv 13 (1880), S. 129-236,
hier S. 136f.

5 Johann Adam Kraus: „Geweihlte und ungeweihlte" Schwestern, in: Hohenzollerische Heimat 14 (1964), S. 12:
... schwarze Weyl [abgeleitet von velum = Schleier] ... Die Weihung und Weyhlung wird nur Jungfrauen erteilt,
die zum Chor verordnet sind. Aber den andern Schwestern wird allein der weiße Weyl oder Schlayer der Con-
versen zugeteilt.

6 Bader (wie Anm. 2), S. 167-169, sowie Dreher (wie Anm. 3), S. 53f. Vgl. hierzu den Text in: Quellensammlung
der badischen Landesgeschichte, Bd. 2, hg. von Franz Joseph Mone, Karlsruhe 1854, S. 136-138.

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