Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0083
„Wer fürchtet sich vor'm schwarzen Mann" zurückgehen. In einer dazu verfassten Reimchronik
wird Hagenbach als der böse Betrüger vorgeführt, der schlimmer zu bewerten sei als der
„schwarze Mann", die Pest.20

Schlatt

Der Ort Schlatt geht auf den Orden der Lazariter zurück, die sich, wie eine Urkundenfälschung
behauptet, am 28. August 1220 bei der dort befindlichen heilkräftigen Quelle nahe der heutigen
Kirche niederließen, wobei als tatsächliches Datum der Stiftung der 25. Februar 1277 gilt.
Der Orden richtete hier ein Leprosorium für die Aussätzigen ein. Durch Schuldenanhäufung
und vielleicht auch durch Auswirkungen der Pest in der Mitte des 14. Jahrhunderts ging der
Besitz am 19. April 1362 an die Komturei der Johanniter in Freiburg über.

Namensgeber der ersten Kirche war der hl. Lazarus. Bei einem späteren Patroziniumswech-
sel trat der Quellenheilige Apollinaris an seine Stelle. Als die Pestzeiten begannen, wurde dieser
wiederum durch den hl. Sebastian als neuen Kirchenpatron ersetzt. In den Jahrhunderten
danach grassierte die Pest erneut 1420 und 1633 in Schlatt.

Die Kirche war einst ausgemalt. Unter den Resten der Wandmalereien aus der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts fand sich ein Kopf mit Schriftband und dem Wort „Bastianus". Der
Hauptaltar (Neugestaltung der Kirche zwischen 1724 und 1764) mit Gemälde stellt eine übliche
Szene aus dem Martyrium des hl. Sebastian dar, ebenso auch die Figur und die Prozessionsvortragestange
(1754 oder 1758). Die Sebastiansglocke ist mehr unter ihrem volkstümlichen
Namen „Hungerglocke" bekannt. Sie erinnert nicht an Pestzeiten, sondern an das Hungerjahr
1817, in dem sie gegossen wurde. Eine andere Glocke von 1725 trägt zur Erinnerung
das Doppelkreuz als Abwehrzeichen gegen die Pest.21

Der in Vergessenheit geratene Flurname „Bei dem schwarzen Kreuz" ist nur noch bei älteren
Leuten unter der Bezeichnung „Schwarz Kritzliacker" bekannt. Vor der Flurbereinigung lag
dieser Acker am Ortsausgang Richtung Tunsei. Heute ist das Gelände Teil einer Gärtnerei. Wie
lange dort schon kein Kreuz mehr steht oder ob sich überhaupt eines dort befand, ist nicht mehr
zu klären. Die Bezeichnung „schwarzes Kreuz" wird in der Flurnamensforschung so gedeutet,
dass wegen der Pest ein solches Kreuz aufgestellt wurde.22

Bad Krozingen

Die Pestgeschichte Bad Krozingens ist quellenmäßig kaum belegt. Vor dem Dreißigjährigen
Krieg kann nur aus den Beziehungen zu Basel im 14. und 15. Jahrhundert eine Furcht vor dem
„schwarzen Tod" erkannt werden: Der Pestpatron in Basel war der hl. Alban von Mainz (Festtag
am 21. Juni), der auch von den Krozingern ausgewählt wurde. Er wird meist enthauptet,
seinen Kopf in den Händen haltend, dargestellt. Nicht so auf dem Altarbild der Epistelseite
(vom Betrachter aus rechts) und dem Deckengemälde im Kirchenschiff: Hier ist der (wiederhergestellte
) Heilige bereits in den Himmel aufgenommen und mit der Siegespalme in der
Hand zu sehen (Abb. 2). Das Altarbild stammt aus dem Jahr 1875 und wurde für den Kunstverlag
Gypens gemalt. Die Figuren zur Seite des St.-Alban-Altars sind von der Hand Johann
Georg Dolds, darunter der hl. Rochus, der auf seine Pestbeule hinweist.

20 Alfons Kind: 1200 Jahre Hartheim a. Rh., in: Festschrift mit Programm und Geschichtsbeschreibung, Staufen
ca. 1935; Reimchronik, in: Mone (wie Anm. 6), Kap. 76-85.

21 Othmar Heggelbacher: Die Kommende des Lazaritenordens in Schlatt im Breisgau, in: Freiburger Diözesan-
Archiv 74 (1954), S. 169-180; Kay Peter Jankrift: Leprose als Streiter Gottes. Institutionalisierung und Organisation
des Ordens vom Heiligen Lazarus zu Jerusalem von seinen Anfängen bis zum Jahre 1350 (Vita regula-
ris 4), Münster 1996; Peter Kuner: St. Sebastian Bad Krozingen-Schlatt, Horb-Bittelbronn 1993.

22 Ernst Schneider: Die sprachliche und volkskundliche Bedeutung der „Kreuz"-Flurnamen Badens, in: Freiburger
Diözesan-Archiv 71 (1951), S. 134-178, hier S. 174.

83


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0083