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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0099
doch wegen der Fürbitte Sebastians inne. Als Maler wurde Johann Pfunner, der Sebastiansdarstellungen
für verschiedene Kirchen in der Region geschaffen hat, angenommen. Da sich das
Gemälde des Bombacher Pestheiligen aber von den anderen bekannten Werken Pfunners unterscheidet
, ist die Frage nach dem Maler als ungeklärt zu betrachten.

Darüber hinaus gibt es eine Figur des hl. Sebastian am Seitenaltar, die bei Prozessionen mitgeführt
wird. Johann Michael Winterhalter aus Vöhrenbach hat die Figur 1755 für einen anderen
Ort geschaffen. Wie diese nach Bombach kam, ist nicht überliefert (Abb. 7).56

Kenzingen

Dis haut die Juden verjehen zu Reutlingen / das si hant vergift alle die brunnen die zu Kenzingen
sint / vnd den backe dem man sprichet die steinspalte vor der vortuten huse in dem alten
Kentzingen / da man giftfunden hett in dem selben back, so die Straßburger Chronik von
1698 über die Ursache für das „große Sterben" Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Kenzinger
Brunnen sollen von den Straßburger Juden Jakob, Süßkind und Abraham vergiftet worden sein,
was angeblich zum Ausbruch der Pest führte. Wie stark die Gemeinde tatsächlich von der Seuche
betroffen war, lässt sich nicht mehr feststellen. Vielleicht deutet die Unterstützung des
Franziskanerordens durch die Bürger in Form einer Stiftung zum Unterhalt von Altären und die
Gabe von Almosen darauf hin, dass sich die Kenzinger vor dem plötzlichen Tod durch die Pest
fürchteten und deshalb Gottes Beistand erflehten.57

Darüber hinaus verließen sich die Bewohner auf die beiden Pestheiligen, den hl. Sebastian,
der am Chorbogen der Pfarrkirche zu sehen ist, und den hl. Rochus, der seinen Platz einst in
der Friedhofskapelle hatte und jetzt im Pfarrhaus steht. Das Besondere an der Kenzinger
Pestabwehr sind zweifellos die Glocken. Sie tragen durch ihre Inschriften dazu bei, dass beim
Läuten der „Pestdämon", der durch die Luft naht, in die Flucht geschlagen wird. Auch wenn
die Glocken erst nach den Pestjahren gegossen wurden, blieben die Inschriften weiterhin gültig
. Die Susannaglocke ist die älteste und größte und wurde 1680 von Johann Valentin Algeyer
gegossen. Als Relief trägt sie eine Kreuzigungsgruppe, eine Muttergottes im Strahlenkranz und
den hl. Laurentius, der aber auch als Sebastian gedeutet werden kann. Die Inschrift lautet:
LAVDO DEVM VERVM • PLEBEM VOCO • CONVOCO CLERVM • DEFVNCTOS PLORO •
PESTEM FVGO • FESTA DECORO • ANNO M • DC • LXXX (Den wahren Gott lobe ich, das
Volk rufe ich, ich versammle die Geistlichen, ich beweine die Toten, die Pest vertreibe ich, die
Feste verschönere ich). Die Marienglocke von 1729 trägt die Inschrift: LAVDETVR IESVS
CHRISTVS IN AETERNVM CANTO DEO LAVDES INFERNI DESTRVO FRAVDES
SISTOIGNIS RABIEM PESTIFERAMQVE LVEM (Ewig sei gelobt Jesus Christus. Ich singe
Gott das Lob, ich zerstöre der Hölle Betrug, ich lösche die Wut des Feuers und der Pest). Auf
der Agathaglocke von 1729 ist zu lesen: PER INTERCESSIONEM ET MERITA SANCTAE

56 Peter Müller: Bombach im Mittelalter, in: Die Geschichte der Stadt Kenzingen, Bd. 1: Von den Anfängen bis
zur Gegenwart, hg. von Jürgen Treffeisen, Reinhold Hämmerle und Gerhard A. Auer, Kenzingen 1998,
S. 349-356, hier S. 351; Andreas Weber: Bombach in der Frühen Neuzeit, in: ebd., S. 357-366, hier S. 361;
Anton Merkle: Die Pfarrkirche zu Bombach. Zu ihrer Geschichte und ihrer Ausstattung, in: „Seht, die Wohnung
Gottes unter den Menschen" (Apk 21,3). Festschrift zum 200-jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Sebastian
, Bombach, 1787-1987, Bombach 1987, S. 17-44, hier S. 18; Gerhard Bender: Glauben malen. Werkverzeichnis
des Freiburger Barockmalers Johann Pfunner, Lindenberg 2011 (in Vorbereitung).

57 Johann Schiltern: Die Alteste Teutsche so wol Allgemeine Als insonderheit Elsassische und Straßburgische
Chronicke / Von Jacob von Königshoven / Priestern in Straßburg / Von Anfang der Welt biß ins Jahr nach Christi
Geburth M CCC LXXXVIStraßburg 1698, S. 1029; Reinhold Hämmerle: Der „Judenbrand" von 1348/49,
in: Die Geschichte der Stadt Kenzingen (wie Anm. 56), S. 69-78, hier S. 69; Jürgen Treffeisen: Kenzingen als
mittelalterliche Stadt, in: ebd., S. 45-78, hier S. 68; Jürgen Treffeisen: Johannes Hase (Lepus). Ein Kenzinger
Bürgersohn als Abt des Klosters Tennenbach (1353-1368), in: Die Geschichte der Stadt Kenzingen, Bd. 2:
Mensch, Stadt, Umwelt, hg. von Jürgen Treffeisen, Reinhold Hämmerle und Gerhard A. Auer, Kenzingen
1999, S. 401-404, hier S. 403.

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