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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0100
AGATHAE LIB(e)RA NOS DOMINE AB OMNI IGNES FAME PESTE ET MALA TEM-
PESTATE (Durch die Fürbitte und die Verdienste der heiligen Agatha befreie uns, oh Herr, vor
Feuer, Hunger, Pest und Unwetter). Demnach hatten also alle drei Glocken u.a. die Aufgabe,
die Pest zu vertreiben. Früher muss es auch eine Sebastiansglocke gegeben haben, die wegen
eines Sprunges jedoch eingeschmolzen wurde.58

Es verwundert daher nicht, dass Kenzingen mitunter als Zufluchtsort vor der Pest diente, wie
das Jahr 1503 zeigt: Teile der Universität Freiburg zogen dorthin, um sich vor der in der Stadt
grassierenden Seuche in Sicherheit zu bringen. Allerdings bekamen die Studenten und die Ken-
zinger Bevölkerung miteinander Streit, der blutig endete. Auch in der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges ist die am meisten gefürchtete Krankheit nicht die Pest, sondern vor allem das „Hauptweh
", an dem meistens die Soldaten, die Kenzingen besetzt hatten, litten. Vom „schwarzen
Tod" berichten in dieser Zeit weder die Kirchenbücher noch die Chronik des nahe gelegenen
Zisterzienserinnenklosters Wonnental.59

Herbolzheim

In den Jahren des Dreißigjährigen Krieges stieg auch in Herbolzheim die Zahl der Toten steil
an. Inwiefern die 73 Toten des Jahres 1634, die 114 des Jahres 1635 und die 61 im Jahre 1636
alle der Pest zuzuschreiben sind, wird in den Quellen nicht eindeutig genannt. Ein Teil wird
auch dem Hunger bzw. den Kriegshandlungen zum Opfer gefallen sein.

Vermutlich wurde bereits in den Jahrhunderten zuvor Herbolzheim von der Seuche heimgesucht
. Die 1502 gegründete Bruderschaft vom hl. Rosenkranz erinnert daran. Sie war es auch,
die 1754 den Maler Johann Pfunner mit der Anfertigung eines Deckengemäldes für die Pfarrkirche
St. Alexius beauftragte. Der hl. Dominikus mit Rosenkranz und der hl. Franziskus von
Assisi wenden sich an die Muttergottes, die sich bei Christus für die Verschonung Herbolzheims
einsetzt. Christus hält schleuderbereit drei Pfeile - Symbol für Krieg, Hunger und Pest
- in den Händen. Auffallend ist: Die vielen Engel und Putten, die auf anderen ähnlichen Pestbildern
auch beim Werfen der Pfeile helfen, wirken hier ganz friedlich, sodass der Gedanke an
ein Danksagungsbild für eine überstandene Pest aufkommen kann.

Der Kirchenpatron, der hl. Alexius, ist der Namensgeber für die Alexianer, die sich bereits
im Mittelalter vor allem im Gebiet des Niederrheins um die Pestkranken und die Beerdigung
der Pesttoten angenommen hatten. Als Pestheiliger kann der hl. Alexius nicht angesehen werden
. Der hl. Sebastian ist in der Pfarrkirche am Seitenaltar und in der Wallfahrtskirche Maria
Sand im Außenbezirk Herbolzheims zu finden. Zur dortigen Ausstattung gehören auch der hl.
Rochus (Abb. 8) und der hl. Karl Borromäus.60

58 Gebhard Heil: „Der Platz um die Stadtkirche St. Laurentius Kenzingen. Ruhestätte vieler Generationen" (Von
der Geschichte der Pfarrei St. Laurentius Kenzingen), Kenzingen 1988, S. 4; Johannes Claudius Garnier: „Von
der Renovation der Pfarrkirche und dem, was dazu gehört", aus dem Prothocollum Parochiae Kenzinganae, übersetzt
und hg. von Gebhard Heil, Kenzingen 1989, S. 13; Gebhard Heil: Die Friedhofskapelle in Kenzingen,
Kenzingen 1995, S. 11; Stefan Rieder: Pfarrkirche St. Laurentius, in: Die Geschichte der Stadt Kenzingen (wie
Anm. 57), S. 215-234, hier S. 230-232; Frank T. Leusch: Die historischen Glocken der Stadt Kenzingen, in: Die
Pforte 4 (1982), S. 4-7.

59 Dieter Speck: Kenzingen und Kürnberg. Stadt und Herrschaft in vorderösterreichischer Zeit (1369-1803/06), in:
Die Geschichte der Stadt Kenzingen (wie Anm. 56), S. 135-178, hier S. 153f.; Hermann Sussann: Kenzingen
im 30jährigen Krieg, in: Beigabe zum Jahresbericht der Höheren Bürgerschule Kenzingen 1886 und 1887; Julius
Meyer: Chronik des Cisterzienserinnen-Klosters Wonnenthal von Konrad Burger, in Freiburger Diözesan-Archiv
NF 1 (1900), S. 131-221, hier S. 171-175; W. Metzger: Kenzingen im Dreißigjährigen Krieg, in: Kenzingen.
Auszüge aus der Geschichte der Stadt Kenzingen, Bühl 1953, S. 59-75, hier S. 64; Gebhard Heil: Die Pfarrei
im 16. und 17. Jahrhundert, Kenzingen 1998, S. 34-38; Ursula Huggle: Kenzingen in kriegerischen Zeiten, in:
Die Geschichte der Stadt Kenzingen (wie Anm. 57), S. 79-124, hier S. 82.

60 Karl Fees: Herbolzheim und Kenzingen im 30jährigen Krieg, in: Alemannische Heimat Nr. 7 vom 7. April 1935;
Irene Streit: Johann Pfunner - Ein Tiroler Barockmaler im Breisgau, unveröffentlichte Magisterarbeit, Freiburg
1976, S. 32f.; Bender (wie Anm. 56).

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